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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Luftfahrerschule, wie man Flugschüler werden kann. Ich werde versuchen, über Stockmann im Tower weiterzukommen. Ihr könnt mich dort erreichen, wenn es brennt. Ich nehme meinen Golf; mit einem Dienstwagen möchte ich dort nicht aufkreuzen. – Ahrens, hast du inzwischen einen fahrbaren Untersatz?«
    Die Antwort kam von Fräulein Kuhnert: »Ja, er hat sich einen gebrauchten Kadett zugelegt.«
    »Und das erfährt man so ganz nebenbei«, beschwerte sich Lupus. »Ich denke, das sollte dir schon eine Runde wert sein – schließlich müssen wir dir Hals- und Beinbruch wünschen.«
    »Das sollte ja noch kommen«, erklärte Ahrens. »Aber bis jetzt war keine Gelegenheit und…«
    »… wer hat im ersten K. schon Zeit zum Feiern?« seufzte Fräulein Kuhnert. »Mein Platz ist wieder an der Schreibmaschine.«
    »Fürs erste ja – Kommissarin ehrenhalber zur besonderen Verwendung«, sagte Freiberg. »Hier läuft alles zusammen.«
    »Unsere Octopussy darf dafür auch die erste Platzrunde mit Ahrens fliegen«, unkte Lupus. »Spucktüten sind in jedem Flugzeug.«
    Freiberg wurde wieder ernst: »Die Aktion Konsul läuft so diskret wie möglich. Wenn etwas schiefgeht, laßt euch auf keine Fragen ein. Ihr habt nur partielle Kenntnisse und nur auf Weisung gehandelt. Alle Asche auf mein Haupt. Und bitte keine Hektik; die Sache erfordert vielleicht einen langen Atem.«
    Lupus hatte die Hände gefaltet und ließ seine kurzen Daumen kreisen. »Eine verdammt windige Kiste ist das, wenn ihr mich fragt. Sollten wir damit eine Bauchlandung machen, sind wir erledigt.«
    Freiberg tröstete: »Wie hat Odysseus seine Männer ermuntert, als sie vor der Scylla erschraken: ›Freunde, wir sind ja bisher nicht ungeübt in Gefahren…‹ Darum werden wir für heute dem Präsidium den Rücken kehren. Morgen beginnt die Aktion Konsul.«

 
    16
     
     
     
    Ein »Frühstück bei Tiffany« war es nicht, was Freiberg und Sabine sich gönnten, doch sie wollten nach einer lebhaften Nacht mit kurzem, aber wohligem Schlaf den Tag in Harmonie beginnen. Sabine hatte schon frische Brötchen geholt, dann mit wenigen Handgriffen die Sets ausgelegt und den Frühstückstisch hergerichtet. Ihr Waldi ließ sich Zeit und klüngelte im Bad herum. Sein Gesang ließ auf gute Stimmung schließen: »Locker und flockig gehn wir’s an…«
    Als er sich an den Tisch gesetzt hatte, schob Sabine ihm den Honigtopf zu. »Nimm nur – von deutschen Bienen frisch auf den Tisch, also kein ›Honig der Kriegen; kommt auch nicht aus dem Land der Pathanen, sondern aus der Heide bei Lüneburg – die reine Nervennahrung.«
    Freiberg schnitt die Brötchen in Hälften, daß die Kruste nur so davonflog. »Honig der Krieger – was meinst du damit?«
    Sie lächelte und hob dozierend den Finger. »Dein Fall von Rausch und Sex interessiert mich ungemein, und du kennst mein Faible für alte Lexika. Davon gibt’s in der Universitätsbibliothek genug; aus den Schwarten habe ich entnommen, daß man das Rauschgiftproblem in früheren Jahrhunderten nicht so eng gesehen hat. Die Kriegerkaste der Khans und die todesmutigen Radschputen haben vor jedem Kampf Opium zu sich genommen, den getrockneten Saft des Schlafmohns, um die Angst zu betäuben. Paracelsus hat daraus die Wunderdroge Laudanum zusammengerührt, und die Türken haben ihre Krieger mit einer Trinkmixtur aus Kampfer, Opium und Kaffee in die Schlacht geschickt.«
    »Mut zeiget auch der Mameluck…«, zitierte Freiberg.
    »Schließlich wurde Opium zu einem Mittel der ehrenvollen Sucht‹; es hat bei Millionen von Verwundeten die Schmerzen gelindert.«
    Freiberg strich den Honig aus der Heide auf sein Brötchen. »Erzähl weiter; vielleicht wird mir das Gift noch so richtig sympathisch.«
    »Was für die Schickeria heute Kokain ist, war für die Damen der besseren Kreise im vorigen Jahrhundert das Morphin. Es ist ja, wie du weißt, der wichtigste Bestandteil des Opiums. Die Ladies in den ›Injektionskränzchen‹ haben es mit goldenen Spritzen gedrückt. Aber erst nachdem die Wissenschaftler das Morphin mit Säuren und Hitze in ihren Tiegeln traktiert hatten, wurde ein Hit daraus. Dann haben sich die Wirtschaftsmanager an das griechische Wort für Helden erinnert, und der neue Stoff hieß ›Heroin‹. Er wurde – man glaubt es heute kaum – als ein Mittel gegen die Morphiumsucht ärztlich verordnet.«
    »Was sagst du – ein Heilmittel?«
    »Sehr richtig. Nur hat man erst nach Jahren gemerkt, daß man nichts anderes tat, als den Teufel

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