Schneeflockenkuesse
ist â¦Â«
»Du solltest dich schämen.«
»Mistkerl.«
Er lachte. »Zieh dich an. Wir werden den Tag in Seattle verbringen.«
Immer noch peinlich berührt, schleuderte sie ihm das Nachthemd entgegen, ohne ein Wort herausbringen zu können.
Er fing das anrüchige Stück Stoff auf und tätschelte Mallorys Po. »Wo bleibt dein Sinn für Humor?«
Mallory wollte ihn gegen das Schienbein treten. Doch sie verfehlte ihn, wobei ihr Handtuch herunterrutschte und sie sich in ihrer Nacktheit seinem verzückten Blick darbot.
Nathan griff nach ihren Ellbogen und zog sie an sich.
Sie wand sich, um sich von ihm loszumachen. »Ich ⦠ich dachte, wir fahren ⦠nach Seattle«, stammelte sie.
Er lachte und küsste ihren Nacken. Der frische Duft seiner Haare verwirrte sie, sodass sie nicht mehr wusste, ob sie mit ihm schlafen oder allein sein wollte. »Wir fahren auch nach Seattle«, sagte er. »Später.«
Am späten Vormittag nahmen sie die Fähre, die kaum besetzt war, da der erste Ansturm längst vorbei war. Mallory wurde nicht erkannt. Bei Nathan war es normalerweise anders, obwohl er an diesem Tag mit seinen alten Jeans, dem karierten Flanellhemd und einer Baumwolljacke Glück hatte. Auch wenn man ihm ab und zu neugierige Blicke zuwarf, kam keiner der Passagiere zu ihnen.
»Ich glaube, ich bin nicht mehr gefragt«, gestand er Mallory grinsend.
Sie kicherte. »Wohl kaum.« Verstohlen warf sie einen Blick zu den beiden Mädchen, die ein Stück entfernt von ihnen saÃen. Obwohl sie versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, wanderten ihre Blicke immer wieder zu Nathan. »Sie wissen nicht genau, ob du es tatsächlich bist. Und es wäre doch peinlich, dich um ein Autogramm zu bitten und danach herauszufinden, dass du Kranführer bist.«
Nathan lachte leise, doch er wirkte auch nachdenklich. »Manchmal wünschte ich, ich wäre einer.«
Mallory sah ihn erstaunt an. »Wirklich? Und warum?«
Er hatte den Blick abgewandt und sah gedankenverloren aus dem Fenster zu den Möwen, die die Fähre begleiteten.
Aus einem ihr unerklärlichen Grund war sie plötzlich traurig. Sie streckte die Hand aus und legte sie auf seine. »Warum würdest du gern Kranführer sein?«
Er lehnte sich auf dem unbequemen Plastikstuhl zurück. »Wahrscheinlich weil ich glaube, dass Kranführer ein ruhiges, geregeltes Leben haben. Sie gehen morgens zur Arbeit. Und abends, wenn sie nach Hause kommen, erwarten sie ein kaltes Bier und guter Sex und die Abendnachrichten. Irgendein kleines Kind im Flanellschlafanzug fährt ihnen mit einem Plastikauto über die FüÃe â¦Â«
Mallory lachte, obwohl Tränen in ihren Augen standen, die sie sich nicht erklären konnte. »Möchtest du, dass wir Kinder haben, Nathan?«
Schnell sah er auf seine Kaffeetasse. »Vielleicht«, murmelte er nach einer quälend langen Pause.
Sie schaute hinaus zu dem blaugrauen Himmel über dem Meer. Versehentlich hatte sie ein Thema zur Sprache gebracht, das sie nicht hatte anschneiden wollen â Kinder. Sie sehnte sich nach einem Baby in ihren Armen, einem Kind von Nathan. Aber sie hatten nie ernsthaft darüber gesprochen, denn ihr Leben war einfach zu hektisch.
Ihre Gedanken schweiften unweigerlich zu Renee Parker. Sie wusste jetzt, dass nicht seine angebliche Geliebte ihr die gröÃten Qualen bereitete, sondern der Gedanke, dass Nathan ein Kind mit einer anderen Frau haben könnte.
So unauffällig wie möglich nahm Mallory eine Papierserviette vom Tisch und tupfte sich die Tränen ab. Dann atmete sie tief durch und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Wie kommst du auf die Idee, dass nur Kranführer guten Sex haben?«, wollte sie wissen. »Es ist noch keine Stunde her, Mr Superstar, da warst du selbst ziemlich glücklich.«
Nathan lachte herzhaft. Sie sprachen nicht weiter über Kinder, sondern über das, was sie an diesem Tag machen wollten.
Mallory liebte ihren Mann und war glücklich, dass sie endlich Zeit füreinander hatten, aber sie spürte auch, dass eine gewisse Distanz zwischen ihnen bestand. Renee Parker schwebte wie ein Gespenst über ihnen, das man zwar nicht sehen konnte, das aber immer da war.
Nachdem sie die Fähre verlassen hatten, fuhren sie zum Pike Place, den sie beide liebten.
Der Markt am Pike Place mit seinen Verkaufshallen zog während der
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