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Schneegeflüster

Titel: Schneegeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind , Rebecca Fischer , Steffi von Wolff , Andrea Vanoni
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Adventskranzes an.
    Theresa lächelte müde. »Wenn man genau hinsieht, ist es doch klar, dass die nicht echt ist.«
    »Tommy hat’s auch nicht gesehen.«
    »So oder so - schmeiß das Ding bitte weg.«
    »Wir haben aber keine Streichhölzer mehr …«
    Theresa seufzte. Vor zwei Stunden war der Mann vom Schlüsseldienst endlich eingetroffen und hatte gerade mal fünf Minuten gebraucht, um Ben und Theresa wieder Zugang zu ihrer Wohnung zu verschaffen. Dennoch fühlte es sich für sie immer noch an, als wären sie bei Tommy und Mandy geblieben.
    Tommy hatte auf Mandys Enthüllung verständlicherweise geschockt reagiert, sich aber nicht sofort hinter Vorwürfen verschanzt. Ob er verstehen und verzeihen konnte, was Mandy hinter seinem Rücken getan hatte, würde sich natürlich erst zeigen müssen. Aber als Ben und Theresa sich von ihnen verabschiedet hatten, schien zwischen den beiden genug Liebe geblieben zu sein, um tatsächlich einen neuen Anfang zu ermöglichen. Jedenfalls war es oben immer noch herrlich ruhig. Ben und Theresa beschlossen, das nicht für verdächtig zu halten.
     
    Viel Appetit hatten Ben und Theresa an diesem Abend nicht. Der Karpfen aus der Tiefkühltruhe wanderte zum großen Teil in die Mülltonne. Und obwohl die Wettervorhersage immer noch ein unmittelbar bevorstehendes Schneechaos ankündigte und sie heute eigentlich genug gefroren hatten, war Ben und Theresa danach, sich in den letzten
Stunden des Heiligen Abends ein wenig die Beine zu vertreten. Diesmal achteten sie darauf, warme Anoraks anzuziehen und den Schlüssel mitzunehmen.
    Als sie das Haus verließen, kam ihnen ein Mann Anfang fünfzig entgegen. Er nickte Ben und Theresa freundlich zu und verschwand mit bunt eingepackten Geschenken im Haus. Kurz darauf sahen sie hinter den erleuchteten Fenstern von Frau Zacharias’ Wohnung, wie die alte Dame ihn überglücklich in die Arme schloss.
    »Ist der Sohn, oder?«, fragte Ben.
    Theresa nickte.
    Sie kamen nur ein paar Schritte weit, bis Theresas Handy erneut klingelte.
    »Geh du ran«, sagte Theresa.
    Ben sah sie verständnislos an.
    »Hier«, insistierte sie und drückte ihm das Handy ans Ohr.
    Ben lauschte verwirrt. Am anderen Ende hörte er leises Atmen, schließlich wurde aufgelegt.
    »Würdest du ihr beim nächsten Mal bitte sagen, dass sie die ständigen Anrufe endlich lassen kann?«
    »Wem soll ich das sagen?«
    Theresa schnaubte enttäuscht.
    »Ich weiß wirklich nicht, wer da immer anruft«, beteuerte Ben. »Ich dachte, es wäre jemand … für dich.«
    Theresa starrte ihn ungläubig an. »Du glaubst, ich hätte eine Affäre?«
    Ben nickte.
    Theresa packte ihn am Kragen und zwang ihn, ihr direkt in die Augen zu sehen. »Weißt du wirklich nicht, wer mich da immer anruft?«
    »Nein«, sagte Ben aufrichtig.

    »Es ist nicht irgendeine Frau, die mir das sagen will, was du dich nicht traust?«
    »Nein!«
    Theresa sah ihm einige Zeit forschend in die Augen, ließ ihn dann los und nickte. »Okay.«
    »Warum müssen wir überhaupt über so was reden?«, fragte Ben. »Sind wir schon so weit?«
    Theresa schwieg. Er wollte die Antwort sowieso nicht hören. Nicht heute Nacht.
    Sie gingen weiter. Die Luft war eiskalt, aber sie genossen sie bei jedem Atemzug. Es war, als würde alles, was an diesem Tag wie giftiger Staub in sie eingedrungen war, wieder herausströmen.
    »Meine Chefin meint, ich soll besser niemandem sagen, dass ich nächstes Jahr 35 werde«, sagte Ben schließlich.
    »Weil du schon so alt aussiehst?«
    Ben grinste sauer.
    »Keine Sorge«, sagte Theresa. »Ich glaub, deine besten Jahre liegen noch vor dir.«
    »Wenn du das sagst«, lachte Ben.
    Das Licht der Straßenlaterne wurde auf einmal diffus, als würde sich etwas darin bewegen.
    »Ist das Schnee?«, fragte Theresa.
    Beide richteten ihr Gesicht zum Himmel. Feine Regentropfen tanzten auf ihrer Haut.
    »Vielleicht morgen«, sagte Ben.
    Theresa sah ihn an. Ben nahm ihre Hand. Gemeinsam gingen sie weiter und verschwanden in der Dunkelheit am Ende der Straße.

CLAUDIA TOMAN
    Hering mit Heiligenschein
    In dem Sekundenbruchteil, als der Christbaum in Flammen aufging, wünschte ich mir gerade von ganzem Herzen, jemand würde den Stecker aus der Welt ziehen. In zwei Tagen, wenn die akute Weihnachtskolik wieder einmal überstanden war, dann, frühestens dann, wäre ich wieder bereit für lebensverlängernde Maßnahmen. Vorher nicht.
    Leider blieb es neonröhrenhell, während der zu erwartende Tumult ausbrach. Stark geschminkte Frauen

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