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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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breit war nichts zu sehen. Der Gang lag ruhig und verlassen vor ihm. In zwei Wandleuchtern brannten Kerzen und erhellten mit dämmrigem Licht den Weg. Aus welcher Richtung war das Pfeifen gekommen? Er entschied sich, in Richtung Westen zu laufen. Da, was waren das für Schritte? Eilende Schritte einer Frau. Kamen sie näher, oder entfernten sie sich? War das Silvie? Würde er sie endlich erwischen? Er bog um die Ecke und… rannte direkt in Kitty hinein. Diese ließ einen spitzen Schrei ertönen. Sie wäre gefallen, hätte St. James sie nicht aufgefangen. Nun hielt er sie mit beiden Armen einen Schritt von sich entfernt. »Wo kommen Sie her?« fragte er ungehalten. »Was treiben Sie zur morgendlichen Stunde in diesem Stockwerk?«
    Mühsam keuchend schnappte Kitty nach Luft: »Da.« Sie machte sich mit einem Ruck aus seiner Umklammerung frei und hielt ihm ihre Hand entgegen. »Der Schlüssel.«
    St. James verstand nicht. Mißtrauisch beäugte er ihre Hand: »Ich sehe selbst, daß das ein Schlüssel ist«, sagte er nicht eben freundlich. »Was soll ich damit?«
    »Sie werden ihn brauchen, Sir«, erwiderte Kitty noch immer ganz außer Atem. »Für das Schulzimmer im Westflügel. Ich habe Silvie Westbourne darin eingesperrt.«

XX.
    » Que mala suerte! Ich schwöre Ihnen, sie war da!« rief Kitty fassungslos. »Ich habe sie eingesperrt, da bin ich mir ganz sicher. Wo ist sie nur hingekommen?« Ratlos blickte sie sich im Schulzimmer um. Es war leer. »Dort«, sie zeigte mit dem Finger auf einen kleinen Beistelltisch, »dort stand das Tablett mit dem Geschirr. Sehen Sie nur, es ist auch verschwunden.«
    Der Earl strich nachdenklich mit dem Finger über das zierliche Möbelstück. »Keine Spur von Staub«, stellte er fest.
    »Natürlich nicht!« fuhr Kitty auf. »In diesem Zimmer sind einige Möbelstücke,die nicht staubig sind. Ebenso im mittleren der drei Kinderzimmer. Das unterscheidet sie von all den anderen Räumen hier in diesem Stockwerk. Glaubten Sie mir etwa nicht? Hat es erst der Tatsache bedurft, daß kein Staub auf diesem Tischchen liegt, daß Sie meinen Worten Glauben schenkten? Also das ist allerhand.«
    St. James legte ihr begütigend die Hand auf die Schulter. »So beruhigen Sie sich doch«, forderte er sie auf. »Natürlich glaube ich …«
    »Was geht hier vor?« erkundigte sich eine strenge Stimme von der Tür her. Sie fuhren herum. Hinter ihnen stand Al Brown. Er hatte die rechte Hand über dem Kopf ausgestreckt an den Türrahmen gelehnt und betrachtete die Szene mit deutlichem Mißfallen. Der Earl ärgerte sich über sich selbst, daß er sofort schuldbewußt den Arm von Kittys Schulter genommen hatte. Wie kam Lornerly dazu, ihn einer unehrenhaften Handlung zu verdächtigen? Er hatte ihm schließlich sein Wort gegeben.
    »Al!« rief Kitty erfreut und lief ohne zu zögern zu ihm: »Gut, daß du da bist. Mir ist eine unglaubliche Geschichte passiert.«
    Nun war er es, der den Arm um ihre Schulter legte. Sie war so aufgeregt, daß sie ihn ohne Widerspruch gewähren ließ.
    »Hat es mit dem da zu tun?« Al deutete mit der Schulter zum Earl hinüber.
    Seine Stimme und sein Gesicht waren so grimmig, daß Kitty ganz erstaunt zu ihm aufblickte: »Mit St. James? Nein, natürlich nicht. Es handelt sich um Silvie. Ich habe sie eingesperrt. Doch sie ist entkommen, mußt du wissen.«
    Al lachte befreit auf. Sein Lachen ging in einem rauhen Hustenanfall unter: »Natürlich mußt du mir alles genauestens erzählen, Missy. Aber bevor du das tust, macht es dir etwas aus, wenn wir in ein wärmeres Zimmer gehen?«
    Kitty warf ihm einen besorgten Blick zu: »Ist deine Erkältung immer noch nicht besser geworden?« wollte sie wissen.
    »Nicht der Rede wert.« Al machte eine abfällige Handbewegung. »Mein Zimmer, ich meine die Kammer, in der ich schlafe, ist eiskalt. Das ist alles.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!« empörte sich Kitty. »Betty sagt, der Viscount würde alle Schlafzimmer heizen lassen.«
    »Läßt er auch«, erklärte Al und schob sie sanft zur Tür hinaus. »Aber in meinem Zimmer rußt der Kamin sehr stark. Also habe ich nur die Wahl, zu ersticken oder im kalten Raum zu übernachten. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden.« Sein tapferes Bemühen zu lächeln wurde durch einen neuerlichen Hustenanfall erstickt.
    »Am besten, wir gehen in mein Zimmer«, bestimmte der Earl. »Du setzt dich an den Kamin, und ich lasse einen heißen Grog heraufbringen.«
    Kitty schenkte ihm ein dankbares

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