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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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diesen verschlungenen Weg entlanggehen. Was war das wohl für ein Haus, das dort unten stand, eingebettet in eine Gruppe von Sträuchern? Im Sommer war es gewiß nicht zu sehen. Doch jetzt im Winter, da die meisten der Sträucher ihre Blätter verloren hatten, schimmerte das Grau des Schieferdaches durch die kahlen Äste. Ob sich Silvie in dieser Hütte vor ihm versteckte? Der Earl lächelte: Was für eine absurde Idee. Die kleine, zarte Silvie! Sie war ein Luxusgeschöpf, brauchte Wärme und Schutz. Er konnte sie sich nicht anders vorstellen als in den gut geheizten, bequemen Räumen eines Herrenhauses. Er konnte immer noch nicht verstehen, warum sie sich vor ihm versteckte. War es ihm noch wichtig, daß er sie fand? Er wunderte sich selbst darüber, wie gleichgültig ihm Silvie Westbourne geworden war. Er würde nicht mehr auf einer Heirat bestehen. Das war sicher. Mary Ann hatte gar nicht so unrecht gehabt mit ihrer Theorie über das Holzpferd. Er lächelte abermals. Mary Ann. Wie seltsam, daß er nicht einmal ihren Nachnamen kannte. Sie war überhaupt ein seltsames Geschöpf. Und doch: Es war ihm wichtig, Silvie zu finden. Er wollte noch einmal mit ihr sprechen. Er mußte sie fragen, was sie an ihm so verabscheuenswert fand, daß sie ihn nicht heiraten wollte. Er mußte wissen, warum sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Warum hatte sie sich ihm nicht anvertraut? Warum hatte sie ihn in dem. Glauben gelassen, ihn heiraten zu wollen? Mußte sie ihn in der Kirche bloßstellen? Er hätte doch Mittel und Wege gewußt, den erzürnten Vater zu beruhigen, wenn sie klar gesagt hätte, daß sie ihn nicht heiraten wollte. Der Earl ballte seineHände zu Fäusten. Es war lästig, sie suchen zu müssen. Er hatte dieses Versteckspiel gründlich satt. Sie war in der Nähe, das wußte er. Das Verhalten des Viscounts und der Aldwins ließ daran keinen Zweifel. Warum in drei Teufels Namen kam sie dann nicht und erklärte ihm alles? Was fürchtete sie denn? Er konnte sie doch nicht gegen ihren Willen zum Altar schleifen! Das würde er nie tun. Es gab nichts Schlimmeres als eine widerspenstige Braut.
    Paulina würde reizend aussehen im langen, weißen Kleid. Er konnte sie förmlich vor sich sehen. Das hübsche Gesicht sanft gerötet, ein langer weißer Schleier legte sich hauchzart über ihre blonden Lokken. Sie würde einen zarten Blütenkranz tragen, oder nein, doch besser die Tamworth-Brillanten. Das war stilvoller für eine Countess. St. James ging zum Kamin hinüber und rieb sich die Hände über dem wärmenden Feuer. Es war nun Mitte Dezember. Wenn er sich in den nächsten Tagen mit Paulina verlobte, dann könnte bereits zu seinem Geburtstag im Juni die Hochzeit stattfinden. Ein halbes Jahr Verlobungszeit war sicher ausreichend. Die nächste Gelegenheit, die sich ihm bot, würde er nützen, um mit Paulina allein zu sein. Er freute sich auf ihr glückliches Lächeln, wenn er seinen Antrag vorbrachte. Der Earl ließ sich auf den gestreiften Fauteuil fallen und streckte die Beine vor dem Feuer aus. In Gedanken ließ er die letzten Tage Revue passieren. Er hatte die Möglichkeit gehabt, Paulina Aldwin näher kennenzulernen. Oft war er mit ihr auf dem kleinen Sofa gesessen, und sie hatten geplaudert. Natürlich waren sie nie alleine gewesen. Mrs. Aldwin war eine sittenstrenge Mutter. Stets weilte ihr gestrenger Blick auf ihnen, wenn er sich mit ihrer Tochter unterhielt. Er hatte Paulina von seinem Landsitz in Surrey erzählt, von seinen Pferden und den letzten Rennen. Sie hatte ihm… sie hatte ihm, wenn er es sich genau überlegte, dann wußte er nicht mehr, was sie ihm erzählt hatte. Es waren irgendwelche Kindereien gewesen, nichts Wichtiges. Er hatte ihr amüsante Anekdoten erzählt. Die Geschichte von Lord Greenhood zum Beispiel, der ein Vermögen für neue Pferde ausgegeben hatte, nur um den Herzog von Wellbrooks bei einem Pferderennen zu besiegen. Und der dennoch geschlagen worden war. Sie hatte ihm zugehört und höflich gelächelt. Er hatte sie noch nie lachen sehen. Vielleicht lachten richtige Ladys auch nicht. St. James hatteMary Anns Lachen im Ohr. Mary Ann lachte oft. Es freute ihn, wenn sie seine Geschichten zu würdigen wußte. Mary Ann konnte selbst sehr witzig erzählen. Er genoß es, sich mit ihr zu unterhalten. Oder mit ihr Schach zu spielen, während Paulina am Klavier saß und sang. Der Earl seufzte. Er konnte Paulinas feiner hoher Stimme nichts abgewinnen. Na ja, aber keine Dame war perfekt. Sollte Paulina

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