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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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heruntergekommen. Und dennoch war er nicht alleine im Salon. Eine hübsche junge Dame in einem reizenden kobaltblauen Samtkleid saß auf dem Lederfauteuil vor dem Kamin. Sie hatte ihre langen blonden Locken am Hinterkopf aufgesteckt und mit farblich dazu abgestimmten Bändern geschmückt. Ihre Wangen waren von der Wärme des Feuers leicht gerötet, und sie schien ganz in ihre Stickerei vertieft zu sein, die sie in ihrem Schoß hielt. Sie bot ein Bild stiller Weiblichkeit. Für einen unbeteiligten Beobachter hätte sich kein Anlaß zum Erstaunen geboten, außer, daß der Anblick besonders lieblichund die junge Frau ungewöhnlich hübsch war. St. James jedoch war, als könne er seinen Augen nicht trauen.
    »Silvie!« rief er aus. »Ich kann es nicht glauben. Nun bist du wieder die junge Dame, die ich in meiner Erinnerung hatte.« Er eilte zu ihr hin und ergriff die zum Gruß dargebotene Hand, um sich galant darüber zu verbeugen. »Wer war das wohl am Nachmittag, der mich in Angst und Schrecken versetzt hat?«
    Silvie lachte glockenhell auf: »Ich habe dich nicht in Angst und Schrecken versetzt, St. James, gib es zu. Natürlich habe ich dich erstaunt und wahrscheinlich das Bild, das du dir von mir machtest, ein für allemal zerstört. Aber ich habe dich nicht in Angst und Schrecken versetzt. Möchtest du dich nicht zu mir setzen? Es dauert sicher noch einige Zeit, bis Shedwell mit dem Abendessen kommt. Wir könnten die Gelegenheit dazu nützen, daß du mir die Fragen stellst, die dir sicher auf der Zunge brennen.«
    Er nahm ihr Angebot gerne an. »Ich habe tatsächlich einige Fragen«, gab er zu. »Doch bevor ich diese stelle: Du hast deinen Großvater über meine wahre Identität in Kenntnis gesetzt, nicht wahr?«
    Silvie nickte. »Aber nicht erst heute, mein Lieber. Ich habe dies bereits an deinem Ankunftstag getan.«
    St. James riß die Augen auf: »Du meinst, der alte Herr wußte bereits seit Anbeginn, wer ich wirklich bin? Das ist ja allerhand. Wenn ich bedenke, wie ich dieses Versteckspiel gehaßt habe. Und dennoch sah ich keinen Weg, es auf ehrenvolle Weise zu beenden. Wie hat dein Großvater reagiert, als du ihm die Wahrheit sagtest? War er sehr schockiert?«
    Silvie lächelte: »Ich denke, schockiert ist nicht das richtige Wort. Erheitert würde ich es eher nennen.«
    »Erheitert! Was um alles in der Welt meinst du damit?« erkundigte sich Seine Lordschaft, und das Gelächter, das er vor kurzem gehört hatte, als der Viscount die Halle verließ, fiel ihm wieder ein.
    »Großpapa hat manchmal einen seltsamen Sinn für Humor«, erklärte Silvie. »Er war, seitdem ich ihn verlassen hatte, um nach London zu gehen, sehr einsam. Es war still geworden hier auf Bakerfield-upon-Cliffs. Und Mr. Finch, du kennst den Geistlichen, ist nicht der richtige Umgang für meinen Großvater. Der sehnt sich nach Leben, nach Lachen,nach Fröhlichkeit. Und darum freute er sich, als ich zurückkam. Wenn meine derzeitigen Umstände auch wenig erfreulich waren, so hatte er doch wieder die gewohnte Gesellschaft. Und dann kamt ihr. Und mit euch kam wieder Leben in das Haus. Und die Vorstellung, daß sich der ehrenwerte Earl or St. James als der uneheliche Sohn des Earls of Ringfield ausgibt, hat Großvater sehr erheitert. Es machte ihm diebischen Spaß, dein Gesicht zu sehen, wenn Tante Sarah oder Mr. Finch unpassende Bemerkungen machten.« Silvie lächelte.
    »Wirklich äußerst unterhaltsam«, erklärte Seine Lordschaft trocken. Doch er war nicht ernsthaft böse.
    Nun mußte Silvie wirklich lachen: »Was habt ihr euch bloß dabei gedacht, als ihr hierherkamt? Ich nehme an, ihr hattet den Verdacht, daß ich mich bei Großpapa befinde. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wie seid ihr auf diese Spur gekommen?«
    »Ich habe mit all deinen Verwandten gesprochen, doch auf deinen Großvater wäre ich nie gekommen«, gab St. James ehrlich zu. »Mary Ann hatte die Idee. Sie kennt deinen Bruder Bernard aus Bath, mußt du wissen. Sie war eine seiner Schülerinnen in diesem Internat, an dem er unterrichtet. Und so haben wir beschlossen, hierherzufahren.«
    »Und dachtest du wirklich, allein der Umstand, daß du dich als ein Mr. Rivingston ausgibst, würde dich davor schützen, erkannt zu werden?« Silvie schüttelte den Kopf. »Ich habe dich schon erkannt, bevor du aus der Kutsche gestiegen bist. Ich war damals im westlichen Flügel und habe zufällig aus dem Fenster gesehen.«
    St. James mußte wider Willen lachen: »Das hätte ich mir

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