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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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vergewisserte sich, daß die Tür tatsächlich abgeschlossen war. Dann eilte er zur Vordertür und drehte auch dort den Schlüssel im Schloß und öffnete sie ruckartig. Die Soldaten, die nicht mehr damit gerechnet hatten, daß ihnen freiwillig geöffnet werden würde, hatten sich bereits darauf vorbereitet, die Hüttentür aufzubrechen. Nun waren sie so überrascht, als die Tür plötzlich sperrangelweit aufgerissen wurde, daß nicht viel gefehlt hätte, und sie wären übereinander in den Raum gepurzelt.
    Der Kommandant faßte sich als erster: »Im Namen des Königs«, wiederholte er und schlug die Hacken zusammen. »Mr. Flowers. Ich verhafte Sie hiermit wegen des dringenden Verdachtes der Schmuggelei!«
    »Verhaften! Schmuggelei!« Diese Worte waren aus Mary Ann herausgeplatzt. Sie hatte sich bewußt im Hintergrund gehalten. Doch nun glaubte sie, ihren Ohren nicht trauen zu können. Es konnte doch nicht möglich sein, daß man St. James verhaftete.
    Die Anwesenheit einer Dame brachte den Kommandanten aus dem Konzept. Und auch die drei anderen Soldaten schauten verwirrt in ihre Richtung. »Und wer sind Sie, Madam?« erkundigte sich der Anführer.
    »Ich denke, es gebietet der Anstand, sich zuerst vorzustellen, bevor man eine Dame nach ihrem Namen fragt, Offizier.« Die Stimme des Earls hatte wieder jenen hochnäsigen nasalen Tonfall angenommen, der ihm schon in mancher verzwickten Lage geholfen hatte. Er zogeine Augenbraue in die Höhe und musterte den Kommandanten langsam von oben bis unten. Dieses autoritäre Verhalten zeigte die gewünschte Wirkung. Sichtlich beeindruckt, schlug der Kommandant abermals die Hacken zusammen: »Leutnant, Sir. Leutnant Edward Mason!« Er salutierte und beeilte sich dann, seine Kollegen vorzustellen.
    »Gut.« Der Earl nickte. »Und nun haben Sie das Recht, nach unseren Namen zu fragen. Ich bin Justin Tamworth, Earl of St. James. Die Dame in meiner Begleitung ist Miss Mary Ann Rivingston. Sicher sind Sie damit zufriedengestellt.«
    Die Erwähnung seines Namens ließ den Leutnant erblassen. Sollte es sich hier tatsächlich um eine Verwechslung handeln? Es brachte nichts als Unannehmlichkeiten, wenn man sich mit den Mitgliedern des Hochadels anlegte. Das wußte er. Und dennoch: Er war nicht bereit, klein beizugeben. Waren sie denn nicht schon lange genug vergebens hinter diesem mysteriösen Mr. Flowers her? Sollten sie die Suche noch einmal von vorne beginnen? Nein, das wollte er keinesfalls.
    »Sie gestatten, daß ich gewisse Zweifel an Ihren Worten hege, Sir«, erklärte er, allen Mut zusammennehmend. Mit einer energischen Handbewegung forderte er seine Kameraden, die sich bereits eilig zurückziehen wollten, zum Bleiben auf. »Was sollte einen Earl auch veranlassen, sich in dieser…«, erblickte sich mit abfälliger Miene um, »… schäbigen Fischerhütte aufzuhalten? Das ist doch wohl kaum anzunehmen. Ein wirklicher Earl zieht sicherlich den Salon von Bakerfield-upon-Cliffs vor. Und was sollte eine Lady veranlassen, ohne Begleitung einer Anstandsdame in Gesellschaft eines Herrn…«
    »Sie vergessen sich!« Nun war die Empörung des Earls echt. Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu: »Was meine Verlobte und ich hier zu suchen haben, geht Sie nicht das geringste an.«
    Mary Ann schnappte überrascht nach Luft. Wie hatte er sie genannt?
    Der Kommandant salutierte abermals: »Verzeihen Sie, Sir. Ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten. Und auch Ihnen nicht, Madam. Ich bitte um Vergebung. Und doch sei mir noch eine Frage gestattet: Sie beide wohnen hier in dieser Hütte?«
    St. James zog eine Augenbraue hoch und entgegnete in seinem arrogantesten Tonfall: »Natürlich nicht. Wir sind Gäste des Viscounts Bakerfield, dessen Landsitz Sie ja bereits erwähnten.«
    »Ja, ja, der Viscount. Selbstverständlich. Das hätte ich denken können. Sie haben doch keine Einwände, daß meine Untergebenen die Hütte nach Schmuggelgut durchsuchen?«
    Der Earl überlegte fieberhaft, was er unternehmen könnte. Sicher würden sie den Schlüssel für den Schrank verlangen, notfalls das Möbelstück aufbrechen. Und dann fanden sie Silvie darin vor. Und doch wußte er nicht, wie er die diensteifrigen Rotröcke von ihrem Vorhaben abhalten sollte.
    Diese warteten nicht auf seine Erlaubnis, sondern folgten dem Befehl ihres Kommandanten und machten sich umgehend ans Werk. Einer von ihnen stach seinen Degen in jeden der Strohsäcke. Die anderen durchsuchten die Winkel des Raumes. »Den Schlüssel des

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