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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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hier herrscht die Meinung, wer Geld hat, mit dem
meint es der liebe Gott gut, folglich ist er auch ein guter Mensch.«
    »Gilt das auch umgekehrt? Wer arm
ist...«
    »...ist eine miese Ratte und selber
schuld«, vervollständigte Katie den Satz. »He, ich wette, der Sheriff träumt
heute nacht von dir! Wie du den so ganz ohne plumpe Anmache rumgekriegt hast...
so auf die Vornehme, echt Spitze. Sag, kannst du mir das auch beibringen?«
    Anne seufzte nun ihrerseits schwer.
»Weißt du Katie, sowas lernt man nicht von heute auf morgen. Das erfordert eine
gewisse... nun ja, Erziehung. Ich war meine ganze Schulzeit über in Internaten,
in der Schweiz, in England... Das war nicht immer so toll, wie sich das anhört.
Du mußt nicht glauben, daß es einem als Kind Spaß macht, immer nur in den
Ferien ein Zuhause zu haben.«
    »Glaub’ ich ja gar nicht.« In Wahrheit
hatte Katie es bisher versäumt, sich über das Leben in elitären
Bildungsanstalten Gedanken zu machen. Doch allein das Wort »Internat« hörte
sich irgendwie verdächtig nach Eingesperrtsein an. »Sie haben dich wohl nie
gefragt, ob dir das auch gefällt, was?«
    »Nein, das haben sie nicht«, stellte
Anne nüchtern fest.
    »Und du hast nie aufgemuckt?«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Wieso?« fragte Katie ungläubig.
    »Das wäre mir nie eingefallen. Man
erzählte mir, daß es das Beste für mich wäre, und ich hab’s geglaubt.«
    »Wer ist man?«
    »Meine Eltern. Mein Vater hauptsächlich.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Nein.«
    »Und jetzt arbeitest du in der Firma
deines Vaters.«
    »Genau.«
    »Sagt er dir immer noch, was das Beste
für dich ist?«
    »Ja. Meistens.«
    »Das klingt, als sei er ein Tyrann.«
    »Er lebt eben für seine Firma. Er will,
daß ich sie übernehme.«
    »Und willst du das selber auch? Oder
will’s bloß dein Vater?«
    Anne überlegte kurz, dann bekannte
sie: »Diese Reise ist, glaube ich, das erste, was ich gegen seinen Widerstand
unternehme. Und dabei denkt er noch immer, ich sei bei Stefan in New York. Wenn
er wüßte, daß ich hier mit dir durch die Gegend ziehe...«
    Katie schüttelte verständnislos den
Kopf. »Mit so viel Kohle wie du hast würde ich gar nicht mehr arbeiten.«
    »Was sollte ich denn sonst machen?«
    »Das fragst du noch? Ich würde mir ein
Haus am Meer kaufen und nur noch so an der Sonne rumsitzen, Margheritas trinken
und Joints rauchen.« Sie rollte verzückt die Augen.
    »Das wäre auf die Dauer keine
sonderliche Herausforderung.«
    »Kann schon sein«, lenkte Katie ein,
»aber, um auf die gute Kinderstube zurückzukommen — könntest du nicht
versuchen, mir ein bißchen... Stil beizubringen?«
    »Ist das dein Ernst?« lachte Anne,
»ich weiß nicht, Katie, ich finde, du bist ganz in Ordnung, so wie du nun mal
bist.«
    »Schon, aber...«
    »Bis auf die Klauerei natürlich.«
    »Ach das.«
    »Aber wenn du unbedingt meinst... Ich
wollte sowieso Vorschlägen, daß ich dich und Samuel morgen abend in ein
gepflegtes Restaurant ausführe. Mir ist mal wieder nach einem richtig
kultivierten Essen zumute, besonders nach dem jüngsten kulinarischen Exkurs.
Wie wäre das?«
    »Echt stark. Samuel kennt sicher so
einen Laden.«
    »Da können wir dann mit der ersten
Lektion beginnen.« Anne grinste in das Dämmerlicht des Zimmers.
    »Einverstanden«, bestätigte Katie
voller Eifer.
     
     
    Natürlich kannte Samuel ein
Restaurant, er ließ ihnen auch sogleich einen Tisch reservieren, weigerte sich
aber, unter dem Vorwand von zuviel Arbeit, mitzukommen.
    »Laß ihn«, flüsterte Katie, »er hat
noch immer Liebeskummer.«
    »Den habe ich auch. Aber deswegen kann
man doch mal zum Essen gehen«, gab Anne ungerührt zurück. »Ich wünschte, mir
würde es bei solchen Anlässen den Appetit verderben, dann wäre ich dünner als
mein eigenes Röntgenbild.«
    »Du bist doch nicht dick.«
    »Zwei, drei Kilo weniger könnten nicht
schaden.«
    Sie befanden sich in ihrem
provisorischen Gästezimmer, Fredericks Himmelbett war übersät mit Textilien.
    »Es war ein Fehler, die Hälfte meiner
Sachen bei Lis zu lassen«, jammerte Anne. Jetzt weiß ich nicht, was ich
anziehen soll!«
    »Ha, das geschieht dir recht! Du
mußtest mich ja den ganzen Tag von einem Denkmal zum anderen schleppen. Statt
daß wir in ein schickes Einkaufszentrum gegangen wären...«
    »Die Kultur hat Vorrang.«
    »Schön, und jetzt willst du in einer Politessenuniform
in diesen Nobelschuppen gehen?« beleidigte Katie Annes blaues Leinenensemble.
    »Das ist

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