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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Ohrringes herum. Eine Frage drängte sich dabei noch auf.
    »Ka-tie?«
    »Was?«
    »Der Ohrring. Hast du den wirklich gekauft ?«
    »Was glaubst du denn?« fuhr Katie auf.
»Denkst du, ich würde die Indianer beklauen? Denen haben wir, glaube ich, schon
genug geklaut!«
    Anne war zufrieden. Katies
Moralbegriffe waren zwar etwas eigenwillig, aber immerhin besaß sie welche.
    »Stell dir vor«, platzte Katie nun
heraus, »ich habe was gewonnen.«
    »Beim Billard?«
    »Nein, in einem Drugstore gab es eine
Tombola...«
    »Was wolltest du denn dort?«
unterbrach Anne, mit einem kritischen Blick auf Katies neue Haarspange.
    »Das ist doch jetzt egal. Stell dir
vor, noch nie vorher habe ich irgendwo was gewonnen!«
    »Was ist es denn? Eine Kreuzfahrt?«
    »Nicht ganz. Es war nur der dritte
Preis.« Katie zog einen Zettel hervor. »Ein Gutschein über zwanzig Dollar für
Miller’s Fruit Shop.«
    »Das ist ja großartig! Denk nur, so
viele Vitamine. Wie gesund wir sein werden, wenn wir für zwanzig Dollar Bananen
verdrückt haben. Was wäre der erste Preis gewesen?«
    »Bungee-Jumping.«
    »Oh.«
    »Du kannst lästern wie du willst, ich
löse ihn jedenfalls ein.«
    Am nächsten Morgen verließen sie das
Hotel samt Gepäck und steuerten Miller’s Fruit Shop an. Ein Strahlemann half
der glücklichen Gewinnerin bei der Auswahl, Anne mußte hilflos zusehen, wie sich
ein mordsmäßiger Pappkarton mit Äpfeln, Bananen, gelben Rüben, Ananas,
Kokosnüssen und Melonen in allen Schattierungen füllte. Dazu schleppte Katie
zwei Sixpacks Bier und einige Dosen Cola heran.
    »Es soll da ein paar Tankstellen und
Coffee-Shops geben...«, wandte Anne ein, aber Katie ließ sich nicht beirren.
    »Schließlich durchqueren wir die
Wüste«, erklärte sie mit naivem Ernst. »Das will sorgfältig vorbereitet sein.«
    Als sie den Karton wegsehleppen
wollten, krachte er durch. Der Inhaber mit dem eingefrästen Grinsen im Gesicht
schaufelte daraufhin den ganzen Krempel um, in eine Sperrholzkiste. Zu zweit
schleppten Katie und der Grinsemann die Kiste in den Jeep.
    »Wann sollen wir das Zeug bloß essen?«
meinte Anne, als sie diese eigenartige Märchenstadt endgültig verließen. »In
zwei Tagen sind wir in L. A., wenn alles gut läuft.«
    Es lief aber dann doch nicht so gut.
     
     
    Katie zündete sich eine Zigarette an
und schnippte die Asche stilvoll in einen gläsernen Aschenbecher. Er stammte aus
dem Hotel in Santa Fe. Anne sparte sich einen Kommentar. Kleptomanie war
offenbar ein hartnäckiges Leiden. Sie knabberte eben an ihrer sechsten Karotte,
da fing Katie schon wieder an, nervös in den Rückspiegel zu sehen.
    »Dein Make-up ist in Ordnung.«
    »Da sind sie«, antwortete Katie.
    »Wo? Wer?«
    »Die Kerle.«
    »Du meinst... die Kerle?« Anne
blieb der Bissen im Hals stecken.
    »Genau.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Sie folgen uns. Guck mal in den
Rückspiegel.«
    »In einem Lastwagen?« Anne erkannte im
Spiegel lediglich einen Kühlergrill von der Größe eines Einfamilienhauses.
    »Dahinter. Das geht schon eine Weile
so. Sie kommen nie ganz ran.« Katie überholte ein lahmes Wohnmobil, und jetzt
konnte auch Anne die schwarze Corvette sehen, die nun ihrerseits auf die linke
Spur zog.
    »Katie... Wie ist das möglich? Meinst
du wirklich, daß...«
    »Garantiert.«
    »Und warum kommen sie nicht näher?«
    »Was weiß ich? Vielleicht spielen sie
bloß noch ein bißchen Katz und Maus. Oder sie warten bis zum nächsten Stop.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Am besten so schnell wie möglich
runter vom Highway. Möglichst so, daß sie’s nicht merken.«
    Kaum hatte sie ausgeredet, da erschien
die Corvette verdächtig groß im Rückspiegel. Sie hatte etwas Raubtierhaftes an
sich.
    »Verdammt.« Katie biß sich auf die
Lippen und gab Gas. Vor ihr zog ein Truck auf die linke Spur und blockierte den
Verkehr hinter sich. Die Corvette näherte sich gelassen. Anne drehte sich um.
    »Kannst du was erkennen?« fragte
Katie.
    »Nein. Die haben so dunkle Scheiben.«
    »Mensch, verpiß dich, du Scheißkarre«,
Katie hämmerte auf das Lenkrad ein. Als hätte er das gehört, verdrückte sich
der Truck auf die rechte Spur. Katie stieg aufs Gas, und der Jeep zockelte an
ihm vorbei. Die Corvette zog mit elegantem Schwung nach.
    »Katie«, keuchte Anne heiser, »die
meinen wirklich uns!«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« war
alles, was Katie dazu sagte. Nirgends eine Abfahrt in Sicht. Die Corvette
rückte bis auf wenige Meter an sie heran, und blinzelte

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