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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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bedrohlich mit den
Scheinwerfern. Auf einmal hatte Anne eine Idee. Sie kletterte auf die Rückbank,
zu ihrem bescheidenen Früchtevorrat, griff sich eine Ananas und warf sie nach
hinten. Donnernd schlug sie auf die lange schwarze Kühlerhaube der Corvette.
    »Ha!«
    »Nimm die Kokosnüsse«, schrie Katie
aufgeregt. »Aber laß sie erst näherkommen.«
    Zwei Äpfel dienten zum Einschießen,
einer verfehlte sein Ziel, der andere hinterließ eine matschige Spur auf der
Windschutzscheibe. Das brachte die Kerle auf Touren. Sie hupten laut — man hätte
meinen können, ein Güterzug wäre hinter einem her — und schoben sich noch näher
heran. Katie stampfte verzweifelt auf dem Gaspedal herum, ein Wunder, daß das
morsche Bodenblech hielt. Trotz Schmeicheleien, Flüchen und Drohungen mit dem
Schrottplatz gab die Kiste nicht mehr als gute hundert Meilen her. Für die
Corvette war das selbstverständlich ein Klacks.
    »Paß bloß auf, Anne! Wenn sie
schießen, dann duck dich.« Aber seltsamerweise geschah nichts Derartiges.
Einmal ließ der Beifahrer das Seitenfenster herunter, aber Anne schoß umgehend
eine Salve Honigmelonen auf ihn ab, so daß die elektrische Scheibe sofort
wieder hochschnurrte. Jetzt waren sie nur noch zwei, drei Meter entfernt. Sie
hupten erneut. Anne feuerte die Kokosnuß ab. Sie traf das Dach mit dumpfem
Knall.
    »Die Scheibe, Anne, die Scheibe!«
    »Was denkst du, was ich versuche?«
    Die anderen hatten nun das Spiel
begriffen und fuhren Zickzacklinien. Vor ihnen schob sich ein behäbiger Chevy
auf die linke Spur und lieferte sich ein Schneckenrennen mit einem schmucken
Bungalow, der von einem Truck gezogen wurde.
    »Verdammt, scher dich von der Straße!«
schrie Katie und versuchte, sich zwischen Eigenheim und Chevy durchzudrängeln.
Aber der Fahrer des Chevy, er trug einen Hut, schaltete auf stur. Anne warf Apfel.
Nur noch eine Kokosnuß, eine Wassermelone und eine Ananas, die mußten treffen,
sonst müßte man die Bierdosen opfern.
    Katie überholte den Truck auf der
Standspur, zog haarscharf am Schlafzimmerfenster vorbei, die rechten Reifen
wirbelten im Dreck. Mordsmäßiges Gehupe, doch die Corvette blieb hinten. Hatten
wohl Angst um ihre Lackierung. Ein Schild kündigte eine Ausfahrt an. Katie
überholte alles, was da vorschriftsmäßig dahinkroch.
    Der Exit. Mit kreischenden Reifen zog
Katie von der linken Spur in die Abfahrt, dabei schnitt sie einen Pickup, der
ein paar Pirouetten drehte. Anne war sich nicht ganz schlüssig, wovor sie sich
mehr fürchten sollte, den Typen in der Corvette oder Katies Fahrweise. Die
kümmerte sich einen Dreck um das Chaos, das sie auf dem Highway zurückließ.
    Die Jungs in der Corvette hatten sich
nicht bluffen lassen. Bereits am Ende der Ausfahrt waren sie wieder präsent.
    »Brems, Katie, ich brauche sie näher
dran.« Die Corvette rückte auf, rammte sie beinahe. Anne brachte nun die
schwere Artillerie in Stellung. Eine überreife Wassermelone platschte auf die
Haube, rotes Fruchtfleisch kroch blutig die dunkle Frontscheibe hoch. Anne
schleuderte die letzte Kokosnuß auf den Feind hinunter. Sie verfehlte und
fluchte, es klang schon ganz ordentlich; immerhin etwas, das man von Katie
lernen konnte.
    »Den Aschenbecher!« schrie Katie.
    Das Ding, geschmackloses, imitiertes
Kristallglas, war höllisch schwer und lag gut in der Hand. Anne warf.
    »Treffer!« Tausend kleine Risse fraßen
sich wie ein dichtes Spinnennetz ins Glas, aber noch hielt die Scheibe stand.
Die Corvette schlingerte. Immerhin mußten jetzt die Sichtverhältnisse drin
erheblich getrübt sein.
    Von ihrem Erfolg angespornt, stemmte Anne
die schwere Holzkiste mit beiden Armen hoch und stieß sie wütend aus dem Auto.
    »Da, ihr Saukerle!«
    Sie traf den Kühler schön in der
Mitte, die Haube sprang auf. Das war das Ende für die Corvette. Mit gähnendem
Maul blieb sie am Straßenrand stehen, während Katie mit unverminderter
Höchstgeschwindigkeit dahinraste. Beide keuchten vor Aufregung.
    »Langsamer!« mahnte Anne, als sie ein
Kuhkaff durchquerten.
    Katie gehorchte widerwillig. »Die
Kerle können uns immer noch ohne Scheibe nachkommen.«
    »Kannst du mir mal erklären, warum die
nicht auf uns geschossen haben? Ich dachte, die Mafia hätte besseres Personal,
das waren ja lausige Stümper.«
    Katie runzelte die Stirn und
überlegte. »Naja... die wissen ja nicht hundertprozentig, ob wir das Zeug dabei
haben. Falls nicht, dann brauchen sie uns lebendig. Mich zumindest.«
    »Sehr beruhigend.«

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