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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Tasche in die Arme und
erklomm den Rand der Uferböschung auf allen vieren. Anne kämpfte inzwischen mit
den Wassermassen und der Versuchung, das kostbare Stück versehentlich fallen zu
lassen.
    Oben angekommen, rang Katie nach Luft
und warf sich bäuchlings in den aufgeweichten Schlamm. In der nächsten Sekunde
schubste Anne das Gepäck hinauf und ließ sich von ihr das letzte Stück
heraufhelfen. Sie blickten sich um, sahen aber nicht viel. Es schüttete
sintflutartig.
    »Kann es in diesem Scheißland nicht normal regnen?« knurrte Anne.
    Nirgends fand sich ein vernünftiger
Unterstand. Ein Baum wäre zu gefährlich gewesen wegen der Blitze, die jetzt überall
bedrohlich die Luft zerschnitten. Also blieben sie sitzen, wo sie waren, Katie
schützend über ihre Tasche gebeugt. Das Zeug befand sich zwar in Plastiktüten,
aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sie starrten in den dichten Regen,
während ihnen das Wasser von oben in den Kragen lief und unten aus ihren Jeans
wieder heraustroff. Der Jeep war als dunkler Schatten unter ihnen erkennbar.
Plötzlich hob er sich wie ein schwerfälliger Schildkrötenpanzer und wurde von
den Fluten mitgerissen, wie weit, das konnten sie nicht sehen.
    »Da geht er hin«, seufzte Katie.
    Nach einer endlosen halben Stunde
verdünnte sich der Regen zu Fäden, die Fäden wurden zu einzelnen Tropfen, und
die hörten schließlich ganz auf. Gleichzeitig kam die Sonne hinter einem
schwarzen Wolkenberg hervor, und die Erde begann zu dampfen. Es roch würzig.
Unter ihnen blubberte friedlich der neu entstandene Bach. Er reichte jetzt bis
etwa einen Meter unter den Rand des Ufers.
    »Mannomann!« Katie begann, ihr Haar
auszuwringen. Mit nassem Haar wirkte sie noch zerbrechlicher als sonst, wie ein
aus dem Nest gefallener Vogel.
    »Du siehst aus wie eine Kanalratte«,
sagte sie zu Anne, von deren Hairstyling nichts mehr übrig war.
    »Ich hätte es wissen müssen. Es regnet
immer, wenn ich frisch vom Friseur komme.«
    Ein paar verspätete Windböen
vertrieben die restlichen Wolken, und der Himmel strahlte bald wieder im
reinsten Kobaltblau.
    Sie hängten ihre nassen Sachen über
einen Busch. Annes Designertasche hatte sich, im Gegensatz zu Katies alter
Sporttasche, als wildnisuntauglich erwiesen, und so hing bald ihre gesamte
Reisegarderobe pittoresk über irgendwelchem Gestrüpp. Die ersten Grillen nahmen
ihr Konzert wieder auf, es war beinahe so, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    »Ist der Stoff trocken geblieben?« fragte
Anne bissig.
    »Ja.«
    »Was wirst du denn mit dem vielen Geld
anfangen, vorausgesetzt sie schießen dir bei der Übergabe kein Loch in den
Kopf, was ich allerdings für ziemlich wahrscheinlich halte.«
    »Das wird schon nicht passieren. Dafür
brauche ich ja meinen Bruder. Aber wenn du meine Pläne wissen willst...«, Katie
kratzte sich am Kopf, eine Geste, die Anne schon vertraut war, »so genau kann
ich dir das nicht sagen. Werde mich mit Jeff beraten. Vielleicht eröffnen wir
eine Autowerkstatt. Oder lieber einen Plattenladen. Vielleicht auch eine
Boutique in Malibu, so was ganz Ausgeflipptes, in der dann die Filmstars ihre
Klamotten kaufen!«
    »Du würdest aus New York weggehen?«
fragte Anne ungläubig.
    »Warum nicht? Kalifornien soll super
sein. Immer Sonne, tolle Männer... und mit ‘nem Haufen Geld ist es überall
auszuhalten.«
    »Ist dir schon mal der Gedanke
gekommen, daß an dem Zeug Menschen sterben können? Hättest du dann gar kein
schlechtes Gewissen, in deiner Boutique in Malibu?«
    »Ach, komm mir doch nicht mit der alten
Leier! Ob ich es verkaufe oder andere, wen interessiert das? Ich habe
jedenfalls keine Lust, meinen Lebensunterhalt als Serviererin bei McDonalds
oder als Verkäuferin bei Seven-Eleven zu verdienen, um dann später mal im
Altenheim Katzenfutter essen zu müssen...«
    »Mir kommen gleich die Tränen.«
    »Außerdem«, fuhr Katie fort, und ihre
Augen blitzten streitlustig, »du mußt mir gerade mit so was kommen. Wer
ist denn der größere Drogendealer von uns beiden?«
    »Wie meinst du das?« Anne setzte sich
mit einem Ruck auf.
    »Na, das Zeug, das ihr herstellt. Die
reine Drönung. Angefangen bei den Schmerztabletten und aufgehört bei den
Aufputschern, Tranquillizern und Psychopharmaka. Ich kenn mich da aus!«
    »Das ist doch was völlig anderes. Diese
Medikamente haben schließlich einen Zweck, und es gibt sie nur auf Rezept, in
Dosierungen, die der Arzt für notwendig hält.«
    »Willst du mich verarschen? Ich

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