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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Leuten«, erklärte Gordon
allen Ernstes.
    »Wie macht sie das? Kreist sie bei
Vollmond mit einem getrockneten Krähenfuß über der Landkarte?«
    »Nicht ganz. Sie beschreibt den Ort,
den sie sieht, die Gegend, die Häuser, irgend etwas Markantes. Ja, und so sind
wir auf Santa Fe gekommen, als sie etwas von den Lehmhäusern phantasierte...«
    »Wollt ihr uns verarschen?« meldete
Anne leise Zweifel an.
    »Nein, ihr seht doch, daß es klappt«,
protestierte Gordon. »Außerdem war es irgendwie logisch. Jeder, der diese
Strecke zum ersten Mal fährt, macht einen Abstecher nach Santa Fe.«
    »Soso, jeder«, meinte Anne enttäuscht.
    »Aber ihr wart uns wieder eine
Nasenlänge voraus, und als wir euch dann eingeholt hatten, da habt ihr uns mit
Obst beworfen. War kein sehr netter Zug von euch. Harvey wird mich umbringen.«
    »Wieso Harvey? Der Harvey vom Radio?
Was hat der damit zu tun?« fragte Katie verwirrt.
    »Ist sein Auto.«
    »Oh, Scheiße.«
    »Könnt ihr mir mal erklären, warum ihr
das gemacht habt?« fuhr nun Stefan ungeduldig dazwischen, und zu Anne gewandt:
»Doch nicht etwa, weil du sauer warst, wegen der Sache von neulich, oder?«
    »Vielleicht«, sagte Anne ausweichend,
denn Hank und Ringo saßen mit am Tisch und hörten sich die Story mit
sichtlichem Vergnügen an.
    »Wir haben
euch in dieser verdammten Zuhälterkiste doch gar nicht erkannt«, brachte nun
Katie zu ihrer Verteidigung vor.
    »Schießt ihr auf jeden, den ihr nicht
kennt, mit Kokosnüssen und Aschenbechern?« fragte Gordon, und Anne mußte wider
Willen kichern. »Wir fühlten uns bedroht«, erklärte sie fadenscheinig. »Zwei
schutzlose Frauen, so ganz alleine unterwegs, da muß man sich eben zur Wehr
setzen.«
    »Hört euch das an...«, höhnte Stefan.
»Schutzlos. Ich kann von Glück sagen, daß die da«, er deutete mit grimmigem
Respekt auf Katie, »nicht mit diesem Flammrohr auf mich geschossen hat.«
    »Allerdings«, bekräftigte Anne und
warf Katie einen vielsagenden Blick zu. Woher hatte sie auf einmal dieses Ding?
    Gordon erzählte in versöhnlichem Ton weiter:
»Danach haben wir erst einmal unsere Windschutzscheibe reparieren lassen und
sind mehr oder weniger zum Spaß weiter Richtung Westen gefahren. Aber Teresa
gab nicht auf, und sie erzählte uns am Telefon etwas von Motorrädern. Von da an
war’s nicht schwer, man mußte nur ein bißchen herumfragen, ihr fallt ja überall
auf wie die bunten Hunde, besonders auf der 66.«
    »Und was war mit dem Überfall?« fragte
Katie gespannt, »bei Lis zu Hause? Bonnie hat da so was Komisches erzählt,
allerdings war die Leitung miserabel, ich verstand nur die Hälfte.«
    »Überfall?« Gordon warf Stefan einen
fragenden Blick zu. Der zuckte nur die Schultern.
    »Ach ja«, Gordon schlug sich an die
Stirn und grinste breit, »sie meinte sicher die Party.«
    »Welche Party?«
    »Ehe wir losfuhren, kam Pepper aus dem
Urlaub zurück und brachte zwei Kumpels und ein paar Mädchen mit. Es gab ein
kleines Besäufnis, ein bißchen gekifft wurde auch, war nett, nicht wahr,
Stefan?« Stefan nickte und rieb sich wohlig die Hände. »Die Fete ist dann etwas
aus der Kontrolle geraten, wie es eben manchmal so geht.«
    »Muß ja irre gewesen sein«, hauchte
Katie, und man sah ihr an, wie inbrünstig sie es bedauerte, dieses Ereignis
versäumt zu haben.
    »Ein wenig übertrieben haben sie’s
schon«, räumte Gordon ein. »Sie haben so ziemlich alle Schnapsvorräte
ausgesoffen, im Bad waren wüste Sprüche und Zeichnungen an die Kacheln gemalt,
einer hat in seinem Suff Lis’ hundert Jahre alten Eichen-Bonsai bis auf den
Strunk abgerupft und die Blätter mit Miracle-Whip angerichtet. Lis hat’s erst
gemerkt, als der Salat aufgegessen war, größtenteils von ihr selber. Ach ja, so
ein Wandbehang war noch mit Spaghetti verkotzt, frag mich nicht, wie man das
fertigkriegt, und der Urmutter haben sie ein Knie angesengt, worauf das Ding
umkrachte und einige andere Kunstgegenstände mit sich riß. Aber das ist bloß
passiert, weil Pepper total zugekifft mit den Leuchtkugeln in der Halle
rumgeballert hat. Teresas Köter hat daraufhin angefangen durchzudrehen. Er hat
alles vollgeschissen, schwerpunktmäßig den chinesischen Seidenteppich.« Gordon
nahm einen Schluck Kaffee. Die anderen lauschten mit offenem Mund. »Bonnie hat
tags darauf gekündigt und war nur mit einer sehr saftigen Gehaltserhöhung
wieder zu beschwichtigen, und Lis hat Pepper gleich am nächsten Morgen an die
Luft gesetzt. Mann, hat die getobt!

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