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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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und sechs Beischlafe später freudestrahlend verkündete, sie könne es ganz offensichtlich doch, wusste er sofort, dass sie es austragen würde. Und er reagierte mit Panik und bestand auf dem Gegenteil.
    “Ich habe die besten Kontakte”, beschwor er sie. “In der Schweiz. Niemand wird etwas erfahren.”
    “Das ist meine Chance, Mutter zu werden, Arve. Der Arzt meint, es sei ein Wunder, das sich vielleicht nie mehr wiederholt.” “Dann will ich weder dich noch irgendwelche eventuellen Kinder jemals wiedersehen, verstanden?”
    “Das Kind braucht einen Vater, Arve. Und ein sicheres Zuhause.”
    “Von mir brauchst du dir weder das eine noch das andere zu erwarten. Ich bin Träger einer grausamen Erbkrankheit, verstehst du?”
    Birte Becker verstand. Sie war ein einfaches, aber aufgewecktes Mädchen mit einem Säufer als Vater und einem Nervenwrack als Mutter und hatte daher früh gelernt, allein zurechtzukommen. Also tat sie, was sie tun musste: Sie verschaffte dem Kind einen Vater und ein sicheres Heim.
    Filip Becker konnte es kaum glauben, dass diese hübsche Frau, der er schon so lange vergeblich verzweifelte Avancen gemacht hatte, plötzlich seinem Werben nachgab und die Seine werden wollte. Und da er es nicht glauben konnte, keimte in ihm von Anfang an ein Verdacht. Doch dieser Keim steckte noch tief unter der Erde, als sie ihm nur eine Woche nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht verkündete, sie erwarte ein Kind von ihm.
    Als Birte Arve Støp anrief, um ihm mitzuteilen, dass Jonas auf der Welt war und ihm bis aufs Haar glich, blieb Arve wie angewurzelt stehen, presste sich den Hörer ans 0hr und starrte vor sich hin. Dann bat er sie um ein Foto. Er bekam es zwei Wochen später mit der Post, und weitere zwei Wochen später saß sie wie vereinbart mit Jonas auf dem Schoß in einem Cafe, am Finger einen Ehering. Arve saß an einem anderen Tisch und tat so, als lese er Zeitung.
    In dieser Nacht wälzte er sich ruhelos von einer Seite auf die andere und dachte an seine Krankheit.
    Es musste diskret geschehen, bei einem Arzt, auf dessen Verschwiegenheit er sich verlassen konnte. Mit anderen Worten: bei dem schmeichlerischen Trottel von Chirurgen aus ihrem Curlingclub, diesem Schwächling namens Idar Vetlesen.
    Er rief Vetlesen in der Marienlyst-Klinik an. Der Trottel willigte ein und nahm auf Støps Kosten an einem Seminar über die Fahr’sche Krankheit in Genf teil, in dem die größten Experten Europas Jahr für Jahr geschult wurden und über die neuesten, niederschmetternden Forschungsergebnisse diskutierten.
    Bei der ersten Untersuchung von Jonas fanden sich keine Auffälligkeiten, aber obwohl Vetlesen darauf hinwies, dass sich die Symptome in der Regel erst im Erwachsenenalter zeigten - Arve Støp selbst war bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr vollkommen symptomfrei gewesen -, bestand Støp darauf, den Jungen einmal im Jahr untersuchen zu lassen.
    Es waren zwei Jahre vergangen, seit er sein Sperma über Sylvia Ottersens Kniekehle hatte fließen sehen und sie aus dem Laden und auch aus Arve Støps Leben spaziert war. Er hatte einfach keinen Kontakt mehr zu ihr aufgenommen, und sie auch nicht mit ihm. Bis zu diesem Tag. Als sie anrief, behauptete er rasch, in eine Krisensitzung zu müssen, aber sie fasste sich sowieso kurz. Mit vier Sätzen machte sie ihm klar, dass wohl doch nicht das ganze Sperma wieder aus ihr herausgeflossen war, dass es Zwillinge geworden waren, die ihr Mann für seine eigenen hielt, sie aber einen wohlwollenden Investor brauchten, damit das Taste of Africa in ihrem Besitz blieb.
    “Ich glaube, ich habe schon genug in diesen Laden hineingeschossen “, entgegnete Arve Støp, der die Angewohnheit hatte, auf schlechte Nachrichten mit Humor zu reagieren.
    “Ich kann mir das Geld auch bei der Regenbogenpresse holen. Die lieben Geschichten über Promis, die ihre eigenen Kinder nicht anerkennen wollen.”
    “Ein schlechter Bluff”, erwiderte er. “Für dich steht doch viel zu viel auf dem Spiel.”
    “Die Dinge haben sich geändert”, verkündete sie. “Ich werde Rolf verlassen, sobald ich genug Geld habe, um ihn auszuzahlen. Das einzige Problem an diesem Laden ist seine etwas zu ruhige Lage, weshalb ich darauf bestehen werde, dass man in dem Artikel auch Fotos von meinem Laden bringt. Auf die Art kriegen wir zumindest ein bisschen Publicity. Weißt du eigentlich, wie viele Leute diese Zeitungen lesen?”
    Arve Støp wusste das. Jeder sechste erwachsene Norweger.
    Er hatte nie etwas

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