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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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reflektierte auf der dünnen Schneeschicht auf dem Boden, so dass alle Details des Gartens deutlich zum Vorschein kamen. Sie ließ den Blick vom Tor zur Garage schweifen, unsicher, wonach sie suchen sollte. Plötzlich erstarrte sie. Sie hielt den Atem an. Fang jetzt nicht wieder damit an, dachte sie. Das muss Trygve sein. Er hat sicher Jetlag, konnte nicht schlafen und ist nach draußen gegangen. Die Fußspuren führten vom Gartentor direkt zu dem Fenster, hinter dem sie stand. Eine Linie schwarzer Punkte, die sich durch den dünnen Schnee zog. Eine Kunstpause vor den Buchstaben.
    Es führte keine Spur zurück.

KAPITEL 12
    7. Tag. Konversation
    “Einer der Drogenfahnder hat ihn erkannt”, erzählte Skarre. “Als ich ihm die Bilder von Vetlesen zeigte, sagte er, den hätte er schon mehrfach an der Ecke Skippergata/Tollbugata gesehen.”
    “Was ist das für eine Ecke?”, fragte Gunnar Hagen, der darauf bestanden hatte, an der Morgenbesprechung in Harrys Büro teilzunehmen.
    Skarre sah Hagen verunsichert an, als wollte er sich vergewissern, dass der Kriminaloberkommissar keine Witze machte. “Dealer, Huren und ihre Kunden “, erläuterte er. “Nachdem wir sie von der Plata vertrieben haben, ist das ihr neues Zentrum.” “Nur da?”, fragte Hagen und schob das Kinn vor. “Ich dachte, das würde sich jetzt etwas mehr verteilen?”
    “Ja, aber das ist irgendwie das Zentrum”, sagte Skarre. “Klar, man findet die bis runter an die Börse und oben etwa bis zur Staatsbank. Und rund um das Astrup Fearnley Museum, die alte Loge und das Cafe der Stadtrnission … ” Er hielt inne, als Harry laut gähnte.
    “Sorry”, entschuldigte sich Harry. “War ein anstrengendes Wochenende. Red weiter.”
    “Der Fahnder konnte sich aber nicht daran erinnern, ihn beim Kauf von Drogen beobachtet zu haben. Er meinte, Vetlesen verkehre im Leon.”
    Im gleichen Moment betrat Katrine Bratt den Raum. Sie hatte zerzauste Haare und blasse, ganz kleine Augen, zwitscherte aber trotzdem ein fröhliches “Guten Morgen”, während sie sich nach einem freien Stuhl umsah. Bjorn Holm sprang von seinem Platz
    auf, wies mit der Hand auf den Stuhl und machte sich selbst auf die Suche nach einem neuen.
    “Im Leon in der Skippergata?”, fragte Hagen. “Verkaufen die da Drogen?”
    “Kann schon sein”, sagte Skarre. “Aber ich habe da schon häufiger ein paar dieser schwarzen Prostituierten reingehen sehen. Das ist wohl eher so ein Massagetempel. “
    “Wohl kaum”, widersprach Katrine Bratt, die ihnen den Rücken zudrehte, während sie ihren Mantel an den Garderobenständer hängte. “Diese Massagesalons gehören zum internen Markt, und den kontrollieren zurzeit die Vietnamesen. Die sitzen außerhalb in den diskreten Wohngegenden, beschäftigen Asiatinnen und gehen den Afrikanern aus dem Weg.”
    “Ich meine, da so ein Plakat gesehen zu haben, dass sie billige Zimmer vermieten”, warf Harry ein. “Vierhundert Kronen die Nacht.”
    “Genau “, bestätigte Katrine. “Die haben kleine Zimmer, die sie auf dem Papier auf Tagesbasis vermieten, in Wirklichkeit läuft das aber auf Stundenbasis. Schwarzes Geld, wer da hingeht, will sicher keine Quittung. Und schwarze Frauen und schwarze Zuhälter. Nur der Hotelbesitzer, der den echten Reibach macht, ist weiß.”
    “Gut informierte Frau”, lobte Skarre und grinste Hagen an. “Seltsam, dass die Bergener Sitte so viel über die Puffs in Oslo weiß.”
    “Die sind überall ziemlich gleich”, erwiderte Katrine. “Oder glaubst du mir nicht? Wollen wir wetten?”
    “Ich sage, der Besitzer ist Pakistani”, verkündete Skarre. “Zweihundert?”
    “Abgemacht.”
    “Gut”, sagte Harry und klatschte in die Hände. “Warum sitzen wir hier eigentlich?”
    Der Besitzer des Hotels Leon hieß Borre Hansen und kam aus Solor. Seine Haut hatte die gleiche grauweiße Farbe wie der Schneematsch, den die sogenannten Gäste mit hereinbrachten und der auf dem abgetretenen Parkett vor dem Tresen liegen blieb, über dem mit schwarzen Buchstaben das Wort REZPETION prangte.
    Da sich weder die Kundschaft noch Borre sonderlich um Rechtschreibung kümmerten, war das Schild seit seiner Anschaffung vor vier Jahren unbeanstandet hängen geblieben. Vorher war er kreuz und quer durch Schweden gefahren und hatte Bibeln verkauft, sich an der Grenze am Svinesund als Schmuggler für ausrangierte Pornofilme versucht und sich dabei einen Akzent angewöhnt, der irgendwie nach einer Mischung aus Tanzmusiker und

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