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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Erklärung, in ein Auto verfrachtet werde, dem ich mich, unter normalen Umständen, nicht auf zwei Meilen nähern würde, und wenn dieser Mann mit mir in diesem Auto auch noch in einem mörderischen Tempo durch eine unbekannte Stadt fährt und mir zudem noch erklärt, dass wir uns in Gefahr befinden – dann, Mr. Markow, dann würde ich schon gerne wissen wohin die Reise geht!«
    Markow’s Mund hatte sich während Moore’s Monolog zunehmend zu einem Grinsen verzogen.
    »Na und Sie behaupten, keinen Vortrag in petto zu haben? Das reicht doch schon für den halben Abend, was Sie da gerade runtergebetet haben.«
    Als Moore erneut zu einer Erwiderung ansetzen wollte, winkte Markow ab. »Schon gut Dr. Moore, Sie haben ja Recht.«
    Er lenkte den Wagen in eine Seitenstraße und sah sich immer wieder um und Moore bezweifelte nicht für eine Sekunde, dass Markow alles registrierte, was um sie herum geschah.
    »Aber ich muss Sie trotzdem noch um ein kleines bisschen Geduld bitten. Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen alle Fragen beantworten werde, wenn wir erst mal da sind.«
    Moore war für den Augenblick zufrieden.
    Als er sein Augenmerk wieder auf die Umgebung richtete, bemerkte er, dass sie zunehmend schäbiger wurde. Markow schien die Fragen, die Moore durch den Kopf gingen, an seinem Gesicht ablesen zu können.
    »Wir sind jetzt im ehemaligen Ostteil der Stadt. Abseits der guten Adressen, wie Regierungsviertel, Potsdamer Platz, oder Unter den Linden. Hier nimmt die Erneuerungswut der Baulöwen sehr schnell ab. Hier gibt es noch viele Straßenzüge, in denen sich in den letzten fünfzehn Jahren praktisch nichtsverändert hat – jedenfalls nicht zum Besseren.«
    Nachdem Sie erneut in eine Seitenstraße abgebogen waren, löschte Markow plötzlich das Licht und gab Gas, bevor er den Wagen mit quietschenden Reifen durch eine Hofeinfahrt jagte, die kaum zehn Zentimeter breiter als der Wagen war. Im Innenhof, der von vier mehrgeschossigen Gebäuden gebildet wurde, fuhr er in einen kleinen Schuppen, sprang behände aus dem Wagen und lief zurück zur Einfahrt. Moore, unsicher, was er machen sollte, beschloss einfach abzuwarten und blickte durch das Rückfenster auf den dunklen Hof hinaus. Als er schon fast glaubte, dass ihn Markow im Stich gelassen hatte und abgehauen war, tauchte dieser plötzlich, leise wie eine Katze, neben ihm aus der Nacht auf.
    »Scheint so, als hätten wir unsere Verfolger abgehängt.« raunte ihm Markow zu und fischte Moore’s Tasche vom Rücksitz. Moore stieg langsam aus und folgte Markow, der ihn auf eines der Gebäude zuführte.
    Als sie quer über den Hof gingen, bemerkte Moore, dass in keinem der Fenster ein Licht brannte. Der Innenhof wurde einzig vom glühenden Himmel über ihnen – angefacht von den Millionen Lichtern Berlins – erhellt. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten, fiel Moore auf, dass die Fenster in den unteren Etagen zum Großteil eingeschlagen waren. Alles in allem machten diese Häuser einen beunruhigend unbewohnten Eindruck. Markow führte ihn wortlos durch die Hintertüre des Gebäudes, in die Finsternis. Als er die Türe hinter Moore geschlossen hatte, zog der Alte eine Taschenlampe mit rotem Filter hervor und verschaffte ihnen so genügend Licht zur Orientierung. Moore fühlte ich unwillkürlich an eine militärische Operation erinnert.
    »Verdammt, Markow, was ziehen Sie da für eine Show ab?«, zischte er den alten Mann an. Vielleicht wollte sich dieser Mistkerl nur wichtig machen, oder ihm Angst einjagen – und Moore musste sich zähneknirschend eingestehen, dass es funktionierte.
    Markow führte Moore, nachdem er ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass er gefälligst den Mund halten solle, in den Keller des Hauses, bis zu einer eisenbeschlagenen Türe. Er machte das Licht aus, bedeutete Moore still zu sein und blieb eine geraume Zeit lautlos stehen und lauschte. Als er zufrieden war, mit dem was er hörte – oder
nicht
hörte - öffnete er die Türe, die wider Moore’s Erwartungen, kein Geräusch verursachte – wohl ein Zeichen dafür, dass die Angeln regelmäßig geschmiert wurden – und schob den Amerikaner durch die Öffnung, in den angrenzenden Raum. Kaum war die Türe hinter den Beiden wieder verschlossen, schaltete sich das Licht in dem fensterlosen Kellerraum von selbst ein und tauchte ihn in das helle, fahle Licht von Neonröhren.
    Moore sah sich um und staunte. War er sich die letzten Minuten nichtmehr sicher gewesen,

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