Schneemond (German Edition)
jetzt! Hab einen Crashkurs in Weltuntergangsmythologie bekommen. Kann ich jedem nur wärmstens empfehlen. Sehr gut zum Abnehmen. Dreht Dir den Magen um und verdirbt Dir auf Dauer den Appetit.«
Alle vier lachten und Maria strich Daniel zärtlich über das Haar.
»Also los jetzt«, sagte Ben schließlich, »runter zur Höhle. Theresa erwartet Euch bereits.«
Sie verließen hastig das Zimmer und eilten, durch das anhaltende Schneegestöber, hinauf zum Schloss. Hätten sie sich umgesehen, hätten sie vielleicht bemerkt, dass sich zunehmende Dunkelheit vor die beginnende Morgendämmerung schob.
Goran ging leise in die Knie, den Blick unablässig auf die beiden Männer gerichtet, klappte er vorsichtig die Schulterstütze seiner Uzi aus und legte an.
Der Doktor und sein Begleiter waren sich anscheinend in die Haare geraten. Jedenfalls lag der Doc dort am Boden, während der andere Kerl über ihn gebeugt stand. Durch das Schneegestöber konnte er zwar nicht so richtig erkennen, was da vor sich ging, aber das war auch egal. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass dieser Mistkerl den Psychofuzi erledigte und ihm damit seinen Spaß raubte. Ein Schuss in die rechte Schulter würde genügen, um den Bastard außer Gefecht zu setzten, ohne ihn umzubringen.
Er visierte kurz und drückte ab. Ein sauberer Schuss! Doch anstatt zu Boden zu gehen, drehte sich der Andere um und sah Goran an. Und Goran Salin erkannte schlagartig seinen Fehler.
Ein wirbelnder, schwarzer Strom schoss durch den immer dichter fallenden Schnee auf ihn zu und rammte ihn in den Boden.
»Du schnappst nach der Hand die Dich gesegnet hat?«, dröhnte der Dunkle auf ihn ein.
Goran hob in hilfloser Abwehr die Arme vors Gesicht.
»Nein, Meister.... Ich wusste nicht.... Ich dachte.....«
Und plötzlich begriff Goran! Der alte Senator Walden und jetzt dieser Kerl – der Dunkle benutzte die Menschen, wie es ihm gefiel. Und Ehrfurcht ergriff ihn, vor dieser skrupellosen Verschlagenheit, mit welcher der Dunkle sein Spiel spielte.
So unvermittelt, wie der Dunkle auf ihn eingedrungen war, ließ er wieder von ihm ab.
»Wende Dich noch einmal gegen mich.....«, drohte er Goran, der sich zitternd aufrappelte und verstohlen zu Moore hinüberblickte.
»Der hat seinen Zweck erfüllt, aber Du...«, wieder fixierten ihn der Dämon mit glühend bösem Blick. »Du hast Deine Aufgabe noch vor Dir. Los rufDeine Leute zusammen.«
Und nachdem Goran seinen ersten Schrecken überwunden hatte, übermannte ihn dieses berauschende Gefühl von Macht und er wusste, dass sein, von Gewalt und Tod gezeichnetes Leben dem Höhepunkt entgegen trieb.
Sein ganzes Leben war in den letzten Stunden auf den Kopf gestellt worden. Nein, dachte Lukas, nicht erst in den letzten Stunden. Wenn er genau überlegte hatte der Weg, der ihn hierher geführt hatte, schon damals mit dem Tod von Sara und Eva begonnen.
Sie liefen weiter durch die halbdunklen Gänge der Keller und Lukas trabte mit ihnen wie in Trance.
Sara und Eva. Wenn er hier und jetzt an seine Frau und seine Tochter dachte, umfing Wärme sein Herz und Dankbarkeit. Und so seltsam es auch anmutete, so dachte er im gleichen Augenblick an Maria und die Liebe zu ihr. Keine Trauer und kein schlechtes Gewissen geisterte durch seine Gedanken. Nur die Liebe, die ihn mit diesen drei Frauen verband und – das spürte er – ewig verbinden würde.
Als sie in dem Kellerraum, in dem sich die Eisentüre – der Zugang zur Ritualhöhle – befand, ankamen, blickte sich Lukas erstaunt um. Er sah Theresa, Paul Bovier und einige andere, die er schon mehrmals im Institut gesehen hatte. Doch dort, direkt neben dem Zugang zu diesem Kellerraum, stand Pater Stefan – und Dr. Heimann. Während Theresa einige Anweisungen gab, trat der alte Mann, mit einem Schmunzeln auf den Lippen, zu ihm.
»Na, Lukas, so sieht man sich wieder.«, begrüßte er ihn und tätschelte leicht seinen Arm.
»Sie auch?«, fragte Lukas erstaunt.
»Natürlich«, erwiderte Heimann, »wenn mein Sohn Stefan dem Clan der Eingeweihten entstammt, muss ich, als sein Vater, ja wohl zwangsläufig auch dazugehören, oder?«
Lukas lächelte schief. »Ja, klar, eigentlich logisch.«
Doch dann kam ihm eine Frage in den Sinn. »Aber woher wussten Sie, dass ich... nun ja, dass ich bin was ich bin?«
Heimann blickte ihn tiefgründig an. »Ich habe das nicht gewusst, Lukas. Aber ich habe vom ersten Augenblick an gespürt, dass viel mehr in Dir steckt. Und schließlich habe ich ja recht
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