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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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wegsterben möge, so schwer war die Schussverletzung.
    »Setzen Sie mich auf«, keuchte der Verwundete und versuchte sich an Bovier hochzuziehen. Mit vereinten Kräften gelange es ihnen schließlich, dass Ben, an die Wand gelehnt zum sitzen kam. Obwohl kreidebleich und blutüberströmt, funkelte der Kampfgeist ungebrochen in den Augen des Architekten. Er zog den älteren Freund zu sich heran.
    »Bitte Paul«, hauchte er ihm fast unverständlich, aber eindringlich, ins Ohr, »gehen Sie und helfen Sie den andern. Ich komm schon zurecht. Gehen Sie!«
    Paul Bovier sah seinem Gegenüber lange und traurig in die Augen, doch Ben hielt seinem Blick eisern stand. Schließlich nickte der Ältere kurz undmachte sich davon. Ben schloss kurz die Augen und atmete mühsam ein.
Es ist erst vorbei, wenn’s vorbei ist, Freunde
, dachte er grimmig und ballte die Faust um den Griff seiner Waffe.
    Goran schickte zwei seiner Leute voraus, bevor er hinter ihnen das Portal des schlossähnlichen Hauptgebäudes durchschritt.
    »Los, macht schon«, bellte er. »Sucht den Zugang zu den Kellern.«
    Seine Begleiter schwärmten sofort aus, wobei sie sich, ihre Waffen ständig von einer zur anderen Seite schwenkend, umsahen. Sie schienen Ben, der immer noch am Boden hinter dem breiten Eingangsportal saß, nicht zu bemerken. Immer noch aus der Wunde am Hals blutend, versuchte er so geräuschlos wie möglich zu atmen und richtete seine Waffe zitternd in das Zwielicht vor ihm, in der Hoffnung einen dieser Mistkerle vor die Mündung zu bekommen. Plötzlich trat der große, kurzgeschorene Blondschopf neben ihn und trat ihm schnell und brutal die Waffe aus der Hand, bevor er grinsend neben ihm in die Hocke ging. Er krallte Ben die Hand in die zersausten Haare, drehte seinen Kopf zur Seite und besah sich die Verletzung seines Opfers.
    »Alle Achtung«, raunte er Ben zu. »Glatter Durchschuss. Blutet wie ein Schwein, kann kaum noch atmen, aber versucht uns immer noch ans Bein zu pinkeln.«
    Er lachte kurz und bellend, als hätte er einen guten Witz gemacht, bevor er ihm auf die Schulter klopfte.
    »Aber streng Dich nicht an«, erklärte er Ben, während er dessen Pistole in der Hand hielt und die Munition überprüfte. »Du spielst bei unserem Spiel nicht mehr mit. Du bleibst hier sitzen und blutest langsam aus, Kleiner. Und ich werde inzwischen in den Keller runtersteigen und den Rest Deiner Freunde erledigen.«
    Schließlich sah er Ben wieder hart in die Augen und nicht das kleinste Anzeichen von Menschlichkeit war in seinem Blick erkennbar.
    »Und dann komme ich zurück zu Dir. Und wenn Du dann noch lebst, werden wir beiden unseren Spaß miteinander haben.«
    Damit wandte er sich um und ließ, ein Lied summend, den Sterbenden neben dem Eingang zurück.

Kapitel 29.
    D er Abstieg, hinunter in die Höhle, kam Lukas vor, wie ein Traum. Er war selbst so sehr davon überzeugt gewesen, dass sein Abenteuer mit Daniel der Wirklichkeit entsprach, solange alle anderen daran zweifelten. Doch nun, da er die Bestätigung dafür bekam, da er all das wieder wirklich vor Augen hatte, nun zweifelte
er
daran. Theresa trieb sie unbarmherzig voran, immer die Furcht im Nacken, alles könnte zu spät sein. Als sie schließlich in der Höhle ankamen, standen Maria und er ratlos im Zeremonienkreis, als Theresa die steinernen Feuerbecken erneut entzündete.
    »Was wird von uns erwartet Theresa? Was sollen wir tun?«, wandte sich Maria hilflos an Theresa.
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Theresa kleinlaut. »Noch niemals hat das Ritual auf diese Weise stattgefunden. Immer haben sich Blume und Kristall – ich meine, die Menschen, die dafür bestimmt waren – irgendwo gefunden. Und wir Sieben, wir wussten es, wir
spürten
es und haben uns in der Traumwelt zusammen gefunden, um die Verschmelzung der beiden Liebenden außerhalb der realen Welt zu begleiten und zu schützen.«
    Sie sah von Lukas zu Maria und wieder zu Lukas.
    »Doch jetzt ist der Bund zerbrochen, jetzt wisst Ihr um Eure Rolle und was von Euch abhängt – und ich weiß nicht, was ich euch sagen soll....«
    Sie wandte sich ab und ging zu dem Platz im Kreis, der immer der ihre gewesen war, ließ sich nieder und schloss verzweifelt die Augen.
    Lukas sackte zu Boden, mitten im Kreis, wo er neben Maria stand und schlug die Hände vors Gesicht. Er war diesen weiten, schweren Weg seines Lebens gegangen, nur um hier zu landen und nicht zu wissen, wie es weitergehen sollte. Er war verzweifelt und verstört und fühlte

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