Schneemond (German Edition)
ganz bei ihr sein. Doch je mehr sich dieser Gedanke – dieser übermächtige Wunsch – in ihm breit machte und Platz verschaffte, desto mehr verkrampfte er sich und war nicht fähig, seinem Sehnen nachzugeben. Wurde blockiert von der Angst, dass sie ihn von sich stoßen könnte und er ihre Freundschaft und Zuneigung, die gerade erst zu blühen begann, zerstören würde.
»Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er sie deshalb nur.
»Fast zwei Tage, Lukas. Als Daniel, Ben und Dr. Mayr Dich da unten rausgeholt haben, warst Du im wahrsten Sinne des Wortes, zu Tode erschöpft.«
Lukas Gehirn arbeitete noch sehr langsam und schien sich irgendwie dagegen zu wehren, wieder richtig in Gang zu kommen.
»Was? Was meinst Du damit?«
»Nun ja«, erklärte ihm Maria sanft und geduldig, »das ist fast so, wie bei Bergsteigern. Ab einer gewissen Höhe ist so wenig Sauerstoff vorhanden, dass sich der Körper auch in Ruhe nicht mehr regenerieren kann und sich immer mehr verbraucht. Und wenn Du zu lange in dieser so genannten
Todeszone
bleibst, stirbst Du einfach vor Erschöpfung. Und in einem ähnlichen Zustand warst Du.«
Lukas dachte lange darüber nach, was Maria ihm gesagt hatte.
»Komisch, ich kann mich noch daran erinnern, dass wir tief unten im Berg eine riesige Höhle mit so Tiermalereien gefunden haben. Und dann habe ich da ein seltsames Symbol an der Wand ganz hinten in der Höhle entdeckt. Und ich habe es berührt und dann...... dann weiß ich gar nichts mehr.«
Maria sah ihn mit unergründlicher Miene an und streichelte weiter zärtlich über sein Haar. Schließlich beugte sie sich zu ihm und hauchte ihm einen zarten Kuss auf den Mund.
»Es tut mir leid, Lukas, aber es gibt diese Höhle nicht.«
Lukas, für Sekunden verzaubert von der Berührung ihrer Lippen, verstand im ersten Augenblick gar nicht, was sie ihm da sagte. Doch als die Information schließlich doch in sein, immer noch schwammiges Gehirn eingesickert war, begehrte er sofort und so heftig auf, dass er über sich selbst erschrak.
»Was soll das heißen, Maria. Ich hab das doch gesehen....«
Lukas hatte sich vor Erregung halb im Bett aufgerichtet.
»Ich weiß ja, Lukas. Auch Daniel hat uns die gleiche Geschichte erzählt«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
»Aber Tatsache ist nun mal, dass die Keller dort enden, wo ihr geglaubt habt, durch diese Eisentüre zu gehen.«
»Aber, wenn Daniel euch auch das Gleiche gesagt hat..... Ich meine, wir können doch nicht beide das gleiche
geträumt
haben.«
Maria drückte ihn sanft in die Kissen zurück. »Lukas, bitte reg Dich doch nicht auf. Es sagt doch keiner, dass Ihr euch da was zusammenspinnt. Hör mir bitte zu, ich will Dir mal was erzählen. Diese Räume da ganz unten werden schon lange nicht mehr genutzt. Das liegt zum einen daran, dass sie nicht unbedingt gebraucht werden und, aufgrund ihrer Lage, einfach unpraktisch sind. Ein anderer Grund ist aber auch, dass vor vielen Jahren mal verschiedene Messungen dort durchgeführt wurden und dabei, gerade in diesen tiefen Räumen, ein stark erhöhter Radongehalt festgestellt wurde. Ich weiß nicht... Sagt Dir das etwas?«
Lukas nickte.
»Klar, Radon ist ein radioaktives Edelgas, das aus stark felsigen Untergründen aufsteigen und sich in geschlossenen Räumen anreichern kann.Aber ich habe noch nie gehört, dass sich Radon auf den Geisteszustand auswirken soll. Das Zeug ist doch meines Wissens nicht giftig. Eine Gefahr besteht doch nur, weil durch das Einatmen das Lungenkrebsrisiko ansteigt.«
»Ja so hab ich das auch gelesen«, stimmte ihm Maria zu. »Aber möglicherweise verhält sich die Sache bei derartig hohen Konzentrationen anders. Oder vielleicht reichern sich neben dem Radon auch noch andere Gase dort an. Wie auch immer. Irgendetwas hat euch da unten schwer zu schaffen gemacht und euch glauben lassen, dass ihr die Dinge gesehen habt, von denen ihr uns erzählt.«
Lukas ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen und fühlte sich mit einem mal seltsam leer
Maria legte ihm die Hand auf die Brust.
»Hey, ich mach Dir einen Vorschlag. Ich schick Dir Daniel rauf und ihr beiden besprecht einfach mal in aller Ruhe, an was ihr euch noch erinnern könnt. Vielleicht wird ja dann einiges klarer.«
Lukas nickte artig und Maria belohnte ich mit einem weiteren Kuss, den er so gar nicht genießen konnte. Und dieses Gefühl der Leere in seinem Innern wollte und wollte nicht verschwinden.
Daniel war sichtlich erfreut und erleichtert, Lukas wieder
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