Schneemond (German Edition)
Gedanken und bei den Versuchen, die zusammenhanglosen Bildern in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, wurde er immer mürrischer und unzugänglicher.
Einzig Daniel fand in diesen Tagen einen halbwegs vernünftigen Zugang zu ihm, wenn auch nur aus dem einen Grund, dass er genau so unleidlich war, wie Lukas. Daniel war nicht gewillt, sich der Theorie von Halluzinationen, aufgrund einer ominösen Gaskonzentration, anzuschließen. Diese sture Haltung entsprang nicht zuletzt seiner Enttäuschung darüber, einen der sensationellsten archäologischen Funde der letzten hundert Jahre verloren zu haben. Daniel konnte und wollte einfach nicht glauben, dass sie sich das alles nur eingebildet hatten. Und in langen Gesprächen mit Lukas schloss sich dieser immer mehr Daniels Meinung an. Auch waren beide schließlich davon überzeugt, dass ihnen seitens der Institutsleitung Informationen über diese Höhle vorenthalten wurden.
»Ich sag Dir Lukas, da stimmt was nicht. Kein Mensch kann mir einreden, dass hier seit ein paar tausend Jahren gesiedelt wird und niemand auch nur einen Schimmer von dieser Höhle hat.«
Lukas saß an seinem Schreibtisch und ging sicher zum hundersten Mal die Planunterlagen, die sie von dem Hauptgebäude hatten, durch.
»Ich bin ja Deiner Meinung, Daniel. Aber es gibt einfach keine Aufzeichnungen darüber. Nicht den allerkleinsten Hinweis auf den Zugang oder was ähnliches. Keine Erwähnung in den schriftlichen Aufzeichnungen. Gar nichts.«
»Aber es gibt diese Höhle«, beharrte Daniel. »Wir waren dort. Wir haben sie gesehen.«
Lukas rieb sich müde die Augen. »Ich weiß das doch, Mann. Aber was ist mit dieser verdammten Türe?«
Daniel ließ resigniert den Kopf hängen. »Nichts – nothing – niente – gar nichts. Ich war sicher noch zehnmal da unten. Man sieht einfach nichts. Eine massive Wand ohne Spalt und Fuge. Ich hab sogar Proben von dem Wandmaterial genommen und mit der C-14-Methode untersuchen lassen. Proben von dort, wo die Türe sein sollte, Proben von der Wand daneben.....«
»Und?«, fragte Lukas, nicht wirklich interessiert, da er die Antwort ahnte.
»Nichts«, erklärte Daniel mürrisch. »Alles das gleiche Material. Alles steinalt.«
Sie drehten sich ständig im Kreis, was nicht gerade dazu beitrug, ihre Laune zu bessern. Wenn die Türe nicht da war, waren sie verrückt. Sie wussten aber,dass sie nicht verrückt waren, also musste auch irgendwo diese beschissene Türe sein. Da sie aber nicht da war........
Es war schier zum verzweifeln. Auch als Daniel längs gegangen war, zermarterte Lukas sich sein Gehirn weiterhin über dieses Problem, oder suchte verbissen nach Erinnerungen an seine Träume. Lukas derzeitige Verfassung hatte auch die Beziehung zu Maria abgekühlt, da er ihr unterschwellig unterstellte, dass sie mit der Institutsleitung gemeinsame Sache mache und sie sein Misstrauen spürte. Als Folge davon ging ihm Maria aus dem Weg, was Lukas aufs Gemüt schlug, da er sich doch immer mehr zu ihr hingezogen fühlte. Nun schlich sich auch noch der nagende Schmerz der Eifersucht in sein Herz und immer, wenn er Maria mit einem anderen Mann sprechen sah, biss er mit wiederstreitenden Gefühlen auf seinen Lippen herum und wünschte sich nichts sehnlicher, als bei ihr zu sein.
Auch Ben war für Lukas in dieser Zeit keine große Hilfe, da dieser die gleiche Auffassung wie Maria und ihre Vorgesetzten vertrat. Trotz alledem wurde ihre Arbeit von diesen Querelen kaum beeinträchtigt, da die Aufmasse weitestgehend abgeschlossen waren und Ben derzeit mit den Entwürfen für den Umbau beschäftigt war. Eine Arbeit, in die er Lukas momentan bewusst nicht mit einbezog. Petra und Nick waren zwischenzeitlich an ihre Universitäten zurückgekehrt und, obwohl das bedeutete, dass die beiden Turteltäubchen die nächsten Monate getrennt sein würden, waren sie sichtlich froh gewesen, aus der spürbar angespannten Atmosphäre flüchten zu können.
Was Lukas jedoch am meisten wurmte, war, dass die Leitung des Institutes sich nicht zu einem Gespräch mit ihm oder Daniel herabließen. Er hatte diese Leute noch nicht einmal gesehen, geschweige denn kennen gelernt. Nicht einmal Maria konnte – oder wollte – ihm hierbei behilflich sein. So hatte er sich die letzten beide Tage beleidigt und schmollend auf sein Zimmer zurückgezogen und leidenschaftslos und ohne Antrieb seine Unterlagen umgeordnet.
Als es an der Türe klopfte, hatte er eigentlich vor, dies zu ignorieren und weiter den
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