Schneemond (German Edition)
machen, sah sich Lukas interessiert nach den vielen Büchern um. Wenn er erwartet hätte, im Hause eines Priesters nur religiöse Literatur vorzufinden, wurde er hier ein Besseren belehrt.
Selbstverständlich waren auch Schriften, die sich mit Religion und Theologie in allen Facetten befassten in großer Zahl vorhanden. Doch daneben waren Bücher ganz anderer Couleur in den Regalen zu finden. Schon die Schriften anderer Religionen wie der Koran, Tibetanische und Ägyptische Totenbücher und ähnliches versetzten Lukas in Erstaunen. Doch wirklich verblüfft war er darüber, dass sich auch solche Titel wie Tolkien’s
Herr der Ringe
und Stephan Hawkins
kleine Geschichte der Zeit
finden ließen. Pater Stefan kam mit einem Tablett, mit einer Kanne Kaffee, Keksen und dem nötigen Geschirr, aus der Küche herüber.
»Haben Sie den keine Haushälterin, oder so was?«, fragte ihn Lukas.
»Es kommt schon zweimal in der Woche eine Putzfrau zu mir«, erklärte ihm Pater Stefan. »Aber ansonsten bin ich ziemlich autark. Ich koche gerne und ich glaube ich kann ohne Übertreibung sagen, auch sehr gut. Zudem gehe ich öfter mal ins Restaurant runter oder bin irgendwo eingeladen. Meine Wäsche macht die hauseigene Wäscherei des Gästehauses mit.«
Er lachte Lukas an. »Na ja, so gesehen geht’s mir sehr gut hier.«
Er deckte Tassen und Teller auf den Tisch, schenkte Lukas Kaffee ein und reichte ihm Zucker und Kaffeesahne, von denen er sich reichlich nahm.
»Sie haben da ja eine große Aufgabe in Angriff genommen«, sagte Pater Stefan, als er sich auf dem Sessel neben Lukas niederließ und ihm von den Keksen anbot, die er auf einem Teller schön drapiert hatte.
Lukas bediente sich anstandshalber und ohne rechte Lust auf das Gebäck. »Sie meinen die Aufmasse und so?«, fragte Lukas.
»Nun ja«, erwiderte Pater Stefan interessiert. »Sie sagen das so, als wäre das nichts Großartiges.«
»Ist es ja auch nicht wirklich.....«
Pater Stefan lehnte sich zurück. »Vielleicht ist es für
Sie
ja nichts Besonders, Herr Seger. Aber ich als Laie stelle mir das unheimlich schwierig vor, diese ganzen Gebäude hier zu vermessen und in den richtigen Zusammenhang zu bringen.«
Lukas musste sich eingestehen, dass er sich durch das Interesse des Paters an seiner Arbeit geschmeichelt fühlte.
»Natürlich ist das schon eine Heidenarbeit«, gestand er nun ein. »Auch mit den modernen Geräten, die uns zur Verfügung stehen, wie Laser und so. Aber letztlich kommt es nur darauf an, dass man weiß, wie man die Sache anpacken muss.«
»Trotzdem. Ich bin jetzt Fünf Jahre hier am Institut und komme wirklich in alle möglichen Ecken, aber ich entdecke jeden Tag wieder Flecken, wo ich noch nie war. Und die meisten Gebäude sind ja so alt – vor allem das Schloss....«
»Sie meinen, das war wirklich mal ein Schloss?«, unterbrach ihn Lukas.
Pater Stefan lachte. »Keine Ahnung, Herr Seger, ich weiß es nicht. Wir nennen es nur alle so, weil es einfach danach aussieht.«
Lukas nickte. »Ja, da haben Sie recht.«
Er griff sich seine Tasse Kaffe und trank einen kräftigen Schluck, der ihn von Innen heraus wohlig wärmte.
»Was ist eigentlich da unten in den Kellern passiert?«, fragte der Priester unvermittelt und Lukas verschluckte sich fast an dem Stück Keks, dass er sich gerade in den Mund geschoben hatte.
»Woher wissen Sie....?«, setzte er an, aber Pater Stefan lächelte nur.
»Na hören Sie mal, ich bin hier schließlich der Seelsorger und Sie waren gesundheitlich doch ziemlich angeschlagen. Die Verantwortlichen hier bekämen von mir ganz schön was zu hören, wenn mir keiner Bescheid gesagt hätte.«
Lukas nickte verstehend und sah sich durch den erwatungsvollen Blick von Pater Stefan zu einer Erklärung genötigt.
»Ich hab’s wohl etwas übertrieben mit der Arbeit. Dr. Mayr hat mir jedenfalls erklärt, dass ich einen Schwächeanfall hatte. Ich hab immer gedacht, den bekommen nur Frauen.«, sagte er und lachte gekünstelt.
Pater Stefan sah ihn mit einem Lächeln auf den Lippen an, das seine Augen nicht mit einbezog und schien zu erkennen, dass er hier vor einer Mauer stand.
»Sie haben da ja eine ganz beachtliche Bibliothek«, sagte Lukas schließlich, auf das Regal in seinem Rücken weisend, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
»Oh ja«, bekannte Pater Stefan. »Ich lese für mein Leben gerne und soziemlich alles, was mir zwischen die Finger kommt.«
Er lehnte sich mit einer Verschwörermiene zu Lukas und
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