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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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standen.
    Ein spitzer Schrei Antonios holte den alten Spezialisten für
ultimative Problemlösungen unsanft in die Realität zurück und ließ ihn die
zunehmend unangenehmer werdende Hitze in seinem Nacken spüren.
    Dann war der Toni aber auch schon mit einem Gott sei Dank
funktionierenden Feuerlöscher zur Stelle und rettete seinem Padrone zumindest
das nach wie vor intakte Haupthaar. Wenn nicht sogar mehr. Dem Vorhang war
allerdings nicht mehr zu helfen gewesen.
    Pahl-Giacometti war zunächst irritiert durch sein dummes
Verhalten, dann verärgert. Schließlich kam er aber mit sich überein, dass es
sich bei dem Vorfall lediglich um ein unbewusstes, aber höchst raffiniertes
Ablenkungsmanöver gehandelt hatte.
    Denn wer würde schon annehmen, dass es sich bei dem
ungeschickten, alten Trottel, der um ein Haar sein Hotelzimmer abgefackelt
hatte, um einen der gefürchtetsten Auftragsmörder der Gegenwart handelte,
dachte er schließlich selbstgefällig.
    Tja, das war wirklich gut, das hatte er nur gemacht, um sich
noch besser zu tarnen.

     
    Der Entführer von Wilmas inzwischen bereits zwei
Mal entführten Cousin Albert hatte wieder völlig andere Sorgen. Seit er
gestern, einer spontanen Eingabe sowie dem latenten finanziellen Druck, der auf
ihm lastete, folgend, den bereits zwei Mal entführten Mann nochmals entführt
hatte, war er stark ins Grübeln verfallen, ob das auch wirklich eine gute Idee
gewesen war.
    Der Grund für seinen Zweifel war überzeugend: Es war ihm
bisher noch nicht gelungen, einen passenden Platz zu finden, wo er den armen
Albert artgerecht hätte verstecken können. Abgesehen von der Zwischenlagerung
im schadhaften und daher geschlossenen Frauenabteil der öffentlichen WC-Anlage
im Währinger Park, wo er das in einem Schlafsack dösende Objekt seines
kriminellen Aberwitzes für einige Stunden deponiert hatte, hatte sich der
Entführte ausschließlich im Laderaum des VW-Busses befunden, mit dem er die
ganze Zeit unterwegs gewesen war.
    Dementsprechend stank es inzwischen in dem Fahrzeug wie in
einem schlecht gesäuberten Stall. Nach menschlichen Absonderungen aller Art, in
mehr oder weniger festem, flüssigem und gasförmigem Aggregatszustand.
    Dazu kam, dass sich jeder Hund, der am Fahrzeug vorbeikam,
gebärdete, als ob er auf eine Goldmine gestoßen wäre.
    Er musste jetzt wirklich langsam eine Lösung finden, was er
mit Albert machen sollte. Ehe der zu einer nicht weiter tragbaren Belastung
wurde. Oder Schaden nahm.
    Der Mann hatte auch schon so eine Idee, war aber noch nicht
bereit, sie auch in die Tat umzusetzen. Vielleicht fiel ihm ja noch etwas
Besseres ein, und er musste nicht zu diesem letzten Ausweg greifen.
    Auf jeden Fall war er fast so weit, sein Tun zu bereuen.
Andererseits würden die 100.000 Euro seiner Familie viele, viele Probleme
abnehmen. Und denen, die bezahlten, würde das nicht sonderlich wehtun.
    Schließlich war er neuerlich trotzig entschlossen, die Sache
trotz aller Schwierigkeiten durchzustehen.
    Der Dritte im Bunde, das war einer der drei, war
dagegen höchst zufrieden mit der Entwicklung. Die Sache war viel einfacher
gewesen, als er angenommen hatte. Und das Schwein, das seiner Familie das alles
angetan hatte, würde, nein, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
bereits tot. Oder im Sterben begriffen. Die Vorstellung, dass dieser Verbrecher
einen schweren, langen Todeskampf zu bestehen hatte und das Ende als Erlösung
begrüßen würde, bereitete ihm große Befriedigung. Nein, doch nicht.
    Eigentlich hätte bereits ein Rettungswagen kommen müssen.
Oder der Mann war wirklich schon krepiert, und es bestand kein Anlass mehr für
übertriebene Eile.
    Sicher war der Direktor daran interessiert, die ganze
Angelegenheit möglichst diskret und hinter den Kulissen zu erledigen. Aber
nicht mit ihm, er würde schon dafür sorgen, dass die ganze schreckliche
Geschichte nicht unter den Teppich gekehrt wurde.
    Deswegen hatte er auch bereits vor mehr als einer halben
Stunde dafür gesorgt, dass das Fernsehen, die beiden wichtigsten
Nachrichtensender, die größte Agentur des Landes und die drei wichtigsten
Tageszeitungen die Meldung vom Tod eines Stasi-Schweins erhielten. Rache für
Budapest, für das, was im April 1988 geschehen war.
    Stefan Kerthészy hatte also allen Grund, zufrieden zu sein.
Das wäre er auch gewesen, hätte er nicht dieses Problem mit dem Mundgeruch
gehabt. Er merkte immer wieder, wie sich

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