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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nichts, sondern kreuzte lediglich die Finger hinter seinem Rücken.
    »Kommst du wegen der Falschmeldung cheute im
Radio?« Wie immer wusste Juri mehr, als man, im Speziellen Palinski, annahm.
»Die Sache mit dem Meuchler von Budapest, im Schicksalsjahr 1988?«
    Mario war baff, der alte Russe verstand es immer wieder aufs
Neue, ihn zu verblüffen.
    »Ja«, meinte er schließlich. »Sagt dir das etwas? Weißt du,
was damit gemeint sein könnte?«
    »Was wäre ich für ein Geheimdienstmann gewesen, wenn ich
darüber nichts gewusst chätte«, brummte der Russe. »Und da mein Chirn noch
nicht löchrig ist wie Schweizer Käse, weiß ich das natürlich auch cheute noch.«
    »Und?« Das lief ja besser als erwartet, freute
sich Palinski und starrte Malatschew erwartungsvoll an. Doch der schwieg.
    »Lady Paulina auch am Semmering?«, wollte er schließlich nach
einer mindestens zehn Sekunden langen Kunstpause wissen.
    »Wieso? Was meinst du?« Mit dieser Frage hatte sein Gegenüber
nicht gerechnet.
    »Was ist daran nicht zu verstehen?« Juri blickte Mario streng
an. »Ist Lady Paulina Millfish nun auch am Semmering oder ist sie es nicht?«
    »Ja, ja, natürlich ist Lady Paulina auch da, mit ihrem Mann
und den drei Töchtern!«, räumte Palinski ein. »Na und, jetzt sag endlich, was
war damals in Budapest?«
    »Sind die Töchter wirklich so chübsch, wie man chört?« Jetzt
drehte Juri endgültig durch. Der hatte wirklich nicht mehr alle Häferln in der
Kredenz.
    »Ja, sie sind sehr hübsch«, bestätigte ein langsam
enervierter Mario. »Also, was ist 1988 wirklich Besonderes in Budapest
geschehen?« Unwillkürlich hatte er seine Stimme etwas erhoben, ohne den Russen
allerdings sonderlich damit zu beeindrucken.
    »Wenn sie so chübsch sind, wie es cheißt, dann müssen sie
ganz nach ihrer Mutter geraten sein!« Malatschews Blick hatte etwas
Träumerisches angenommen.
    Mit dem Slawen stimmte irgendetwas nicht. Ganz und gar nicht.
Das schien so eine Art Ausbruch seniler Nostalgie zu sein, falls es so etwas
überhaupt gab.
    Wenn die Sache nicht so unter den Fingernägeln
gebrannt hätte, Palinski hätte dem sturen Kosakenpimpf etwas Unfeines ins
Gesicht geschleudert, nur verbal natürlich, und wäre gegangen. Aber heute gab
es keine Alternative, als den Russen zu überzeugen. Er war verdammt zum Erfolg,
wie das Ganze reichlich euphemistisch bezeichnet werden konnte.
    »Also gut!« Juri richtete sich auf, sein Blick hatte alles
Verträumte wieder abgelegt und war hart wie eh und je. Also verdammt hart.

    »Gut, ich komme mit zum Semmering«, kündigte Juri an.
»Allerdings nur unter einer Bedingung«, schränkte er gleichzeitig wieder ein.
    »Und die wäre?« Hoffentlich nichts exzentrisch Ausgefallenes,
das nicht zu erfüllen war.
    »Ich möchte cheute Abend eine große Portion Schneenockerln
essen!«, postulierte der Russe. »Und unter großer Portion versteche ich so
viele Schneenockerln, bis ich nicht mehr kann. Oder nicht mehr will, ist das klar?«
    Palinski war völlig überrascht, er hatte mit allem gerechnet,
sogar mit Kastanienreis.
    Aber mit Schneenockerln? Never ever. Damit hätte er wirklich
nie im Leben gerechnet.
    Er musste Malatschew ziemlich entgeistert
angestarrt haben, denn der begann, lustige Handbewegungen zu machen. So in der
Art, wie man sie macht, um die Aufmerksamkeit eines geistig Weggetretenen auf
sich zu lenken.
    »Juchu, juchu!« Juri gab sogar bisher nie gehörte Töne von
sich. Oder können Sie sich einen ehemaligen KGB-Offizier vorstellen, der
fröhlich grinsend zu jemandem »Juchu, juchu« sagte und sich gleichzeitig
anschickte, mit den Fingern zu schnipsen? Na eben.
    »Du meinst wirklich Schneenockerln? Diese luftig leichten,
Lust bereitenden Köstlichkeiten aus Omas Kochbuch?« Palinski konnte es nicht
fassen. Daran sollte es nicht scheitern. Schneenockerln gehörten doch wohl zum
Standard-Repertoire jedes guten Pâtissiers. »Natürlich bekommst du
Schneenockerln, eine ganze Wagenladung voll, wenn du möchtest!« Er lachte laut
und etwas irre auf.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch zehn Minuten
und damit Zeit für einen Cappuccino hatte. Den hatte er sich jetzt redlich
verdient.

     
    *

     
    In der Zwischenzeit hatte Wilma sich wieder
beruhigt. Ja, sie fand die Situation sogar zum Lachen, unheimlich komisch. Als
sie vor etwas mehr als einer halben Stunde die Suite betreten hatte, angeblich
die von Mario, war ihr ein sehr hübsches,

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