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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einmal hinfahren!«
    »Ich hab gemeint, was Sie von Paris als Vornamen halten.« Es
klang fast so, als ob die Jüngere die Ältere jetzt ein wenig wegen des Exkurses
in die Stadt des Lichts kritisierte.

    »Als Vornamen für einen Mann ist Paris in Ordnung, wenn ich
ihn auch ein wenig manieriert finde. Aber für eine Frau, unmöglich!«, fand
Wilma. »Und Sie wollen unbedingt einen Vornamen aus der griechischen Mythologie?«
    »Nein, wieso?«, wunderte sich die Befragte. »Ich will einen
Vornamen, der so lautet wie eine wichtige Stadt, eine Metropole. Das finde ich
cool.«
    »Na, wenn das so ist, wie wärs denn mit Sydney?«, versuchte
es die Frau Professor, »oder mit Osaka? Ja, Osaka klingt gut, finde ich. Sehr
weiblich.«
    »Nein, nein, dann blödeln mich die Leut wieder an
mit: O sag ja oder so. Den Idioten fällt doch immer was ein!«
    Inzwischen war Wilma völlig klar geworden, womit ihr bis zur
Rückkehr Palinskis die Zeit vertrieben werden würde. Na. Vielleicht klappte es
ja, und sie konnten der Welt, vor allem aber den Teilnehmern an der
›Mörderischen Diskussion‹, schon einen rundum erneuerten Überraschungsgast
präsentieren.

     
    *

     
    Kurz vor 14.30 Uhr erreichte das Taxi mit
Palinski und Malatschew die Herbeckstraße, wo Wilmas Mutter bereits wartete.
Mario drückte dem Russen einen Löffel sowie die Schüssel mit Kastanienreis, die
er sich vom ›Kaiser‹ hatte mitgeben lassen, in die Hände. Damit war Juri einige
Zeit beschäftigt und kam nicht auf unorthodoxe Gedanken während der nächsten
Viertelstunde. Das hoffte Palinski wenigstens.
    Wie nicht anders zu erwarten, wehrte sich Tante
Anita, eine der herzlosesten, geldgierigsten Weiber unter der Sonne, neuerlich
ganz entschieden dagegen, Geld herauszurücken. Man musste sich das wirklich auf
der Zunge zergehen lassen: Von den bereits bezahlten 200.000 Euro Lösegeld
stammte kein einziger Geldschein von der Mutter des Entführten. Weil sie Angst
hatte, mit den mehr als eine Million Euro, die sie auf diversen Sparbüchern
hatte, und zuzüglich der rund 350.000 Euro Wertpapiere in den nächsten Jahren
verhungern zu müssen, falls sie sich jetzt von 100.000 trennte. Über den Daumen
geschätzt, war das der Betrag, den sie jährlich an Zinsen und Dividenden kassierte.
    Nun war es nicht so, dass sie Albert nicht liebte oder sich
keine Sorgen um ihn gemacht hätte. Sie hatte nur instinktiv erkannt, dass die
Verwandtschaft schon einsprang, wenn es darum ging, ärgeres Leid von der
Familie abzuhalten.
    Und ihr bewusstes oder unbewusstes Kalkül war ja
auch aufgegangen. Bisher zumindest. Aber Elisabeth Bachler, die Mutter von
Palinskis angebeteter Wilma, war inzwischen derart sauer auf ihre Schwester,
dass sie gewillt und bereit war, heute alle noble Zurückhaltung fallen zu lassen.
    Im Augenblick war ihr das allerdings noch nicht klar.
    Anita zickte herum, als ginge es um einen
entführten Kanarienvogel und nicht um ihr eigen Fleisch und Blut.
    Nein, das stimmte so nicht. Mario war überzeugt,
dass die Alte für einen Fipsi oder Pipsi schon längst das Geld herausgerückt
hätte. Allein, weil sie nicht sicher gewesen wäre, ob die dumme Familie in
diesem Fall einspränge.
    Schließlich hatte Elisabeth Bachler die Geduld verloren und
das Sparbuch mit etwas mehr als 100.000 Euro einfach aus dem alten
Biedermeierschrank geholt.
    Nachdem sich das unsägliche Gekreische, das dieser
erfolgreiche Zug ausgelöst hatte, wieder etwas gelegt hatte, hatte Tante Anita
mit dem hektisch-siegessicheren Aufschrei Ȁtsch, ihr wisst das Losungswort
nicht. Und das nenne ich euch auch nicht. Ätsch!« die Aufmerksamkeit auf sich
gezogen. Und so ging das immer weiter wie die Endlosschleife Musikberieselung
im Kaufhaus.
    Schließlich brannte Elisabeth Bachler das zweite Mal an
diesem Tag eine Sicherung durch. Wortlos verließ sie den Raum, sodass sich
Palinski schon überlegte, ob das die Kapitulation bedeutete. Doch mitnichten,
es war lediglich die berühmt-berüchtigte Ruhe vor dem Sturm gewesen.
    Als Wilmas Mutter in den Raum zurückkehrte, brachte sie zwei
etwa 10 bis 15 Zentimeter lange Federn mit, die Mario, falls er sich nicht sehr
irrte, früher schon einmal auf einem der lächerlichen Hüte der Hausfrau gesehen
hatte.
    Dann ging sie zu ihrer Schwester, schubste sie kräftig auf
die breite Bettbank und meinte zu Palinski: »Halte das Monster fest, damit sie
uns nicht davonlaufen kann!«
    Mario war fasziniert von

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