Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
beiden fest, dass sie für einige Zeit die Tapeten
wechseln sollten. Sicher war sicher, und vor allem, sie hatten jetzt genug
Geld, um sich einige Wochen irgendwo im Süden leisten zu können. Wo es vor
allem auch nicht so kalt war wie hier in Wien.
    Gut, dass sie sich bereits gestern Nachmittag, mehr aus
Langeweile denn aus echtem Interesse heraus, bei einigen Gesellschaften nach
günstigen Flügen erkundigt hatten. Noch besser, dass die beiden ihre Reisepässe
immer mit sich herumtrugen, da sie keine anderen amtlichen Lichtbildausweise
besaßen.
    »Also worauf wart ma noch«, meinte Burschi abenteuerlustig.
»Wir foan einfoch zum Flughofn und schaun, wos last minute anboten wiad.«
    »Und rennan den Scheißbullen direkt in die Oarm«, wetterte
Sandy. »Wenn du dein bläds Handy net vagessen häst, wär des gangen. So aber
wissn die inzwischen genau, doss ma mit da AUA, da Lufthansa und da Air France
telefoniert habn. Und warten in Schwechat auf uns. Na, na«, sie schüttelte
energisch ihren Kopf, »da muass uns scho was Bessers eifoin!« Burschi, keiner
von den ganz Schnellen, hatte plötzlich   d i e   Idee. »Und wie is
mit da Bahn?«, streute er ein. »Ich fahr gern mitm Zug!«
    »Eisenbahn foahr i a gern«, räumte Sandy ein, »aber wohin
soll ma foahrn? Am sichasten wär des Ausland, aber da miass ma über mindestens
a Grenze. Und das sind die ersten Stelln, die von der Polizei verständigt
werden!« Sie starrte nachdenklich vor sich hin und fixierte dabei den etwa drei
Meter neben der Bank stehenden Mistkübel, in den ein Passant gerade die nicht
mehr benötigte heutige Ausgabe einer großen Tageszeitung versenkte.
    »Burschi, bring doch einmal die Zeitung her!«, forderte sie
ihn auf, und zwar so, dass er keinen Widerspruch riskierte und das Blatt
einfach wieder in den Dienst zurückholte.
    Sandy hatte keine Ahnung, warum sie die Zeitung unbedingt
hatte haben wollen. Sie wusste nur, dass es so war. Sie blätterte die Seiten
der Gazette ein, zwei Mal durch, ohne etwas zu finden, was ihre Intention
erklärte.
    Plötzlich sah sie es, und zwar ganz deutlich, unter der
Rubrik: Wohin heute Abend? Unter dem Aufreißer Kostümgschnas in Bratislava fand
sie genau das, was sie und Burschi jetzt brauchten. Für den Pauschalpreis von
77 Euro fuhr man mit dem Twin City Liner von Wien nach Bratislava, Abfahrt
um 20.30 Uhr. Zwei Drinks an Bord inklusive.
    In der slowakischen Hauptstadt, genauer gesagt, im
Parkhotel ›Bellevue‹ stieg dann der Höhepunkt des heurigen Faschings, das große
Preßburger Künstler-Gschnas. Auf Slowakisch hieß das irgendwie anders, war aber
unleserlich. Aber egal, Beginn war um 22 Uhr. Ein glamouröses Buffet und eine
Flasche Sekt oder Wein pro Person waren im Arrangement inbegriffen.
    Die Rückfahrt nach Wien war für 4.30 Uhr vorgesehen, gegen eine
Aufzahlung von 13,70 Euro gab es ein tolles Sektfrühstück an Bord des
Katamarans.
    »Des is genau des, wos ma brauchn!«, stellte Sandy
fest. »Und des moch ma a. Wir brauchn Kostüme, und zwoar soiche, in denen ma a
des Göld und unser normales Gwand vasteckn kennan. Oiso loss da wos eifoin!«,
forderte sie Burschi auf. Und um ihn nicht als totalen Deppen dastehen zu
lassen, bezog sie ihn auch in den Entscheidungsprozess mit ein. Zumindest pro
forma. »Du bist do a dafia, doss mas iba Bratislava probian. Oda?«
    Burschi überlegte kurz. Dann dachte er nur: Warum soll ich
dagegen sein, mir fällt doch eh nichts Besseres ein. Den Spruch hatte er einmal
gehört, und er hatte ihm gefallen. Er war so zutreffend gewesen.
    »Geht klar«, meinte er knapp und kam sich richtig gut dabei
vor.

     
    *

     
    Pahl-Giacometti saß auf dem Balkon seiner Suite
und genoss die angenehmen Nullgrade, die jetzt, gegen Mittag, den morgendlichen
Frost abgelöst hatten. Für seine alten Glieder war dieses milde, trockene
Wetter viel angenehmer als die gestrige Kälte.
    Der Blick hinab ins Tal war beeindruckend, von der rechten
Seite grüßte der imposante Sonnwendstein, und in der Ferne konnte man die Rax
und den Schneeberg erahnen.
    Der angebliche, angeblich aus Triest stammende Commendatore
hatte aber keinen Blick für die Schönheiten der Natur vor seinen Augen.
    Vielmehr konzentrierte er sich auf die Unterlagen, die er in
Händen hielt. Vertiefte sich nochmals in seine Instruktionen, denn heute Abend
würde es ernst sein. Erstmals und unwiderruflich.
    Sein aktueller Auftrag lautete definitiv, aus der Menge der

Weitere Kostenlose Bücher