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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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österreichischen
Zuschauer gedacht war, sondern vor allem für den deutschen Markt!«, versuchte
der Regisseur die Bedeutung der verkehrsgeografischen Unzulänglichkeiten seines
Werkes zu begründen. Na, so etwas. Ganz so, als ob noch nie zuvor ein Deutscher
in Kärnten oder Wien gewesen wäre und das besser wüsste.
    Vielmehr schien es so zu sein, dass man einige zig Millionen
Fernseher zwischen Hamburg und Bad Reichenhall bzw. Aachen und Frankfurt an der
Oder schlicht und ergreifend für Idioten hielt, denen man jeden Scheiß vorsetzen
konnte.
    Diese Verantwortung Petzkes war ungeheuerlich und eine
einzige Frechheit. Ja, selbst der als Moderator um Neutralität bemühte und
daher ab und an eher unkritisch wirkende Erwin Esslinger hatte die Stirne
gerunzelt und gemeint, ob es sich die Herrn damit nicht ein wenig zu einfach
machten.
    Pahl-Giacometti, der vom Gang im dritten Stock aus in den
Festsaal blickte, hatte vorhin kurz überlegt, diesen widerlichen Regisseur zu
erschießen. Sein Auftraggeber hatte ihm ja hinsichtlich des heutigen
Ablenkungsmanövers, abgesehen von zwei ausdrücklichen Ausnahmen, völlig freie
Hand gelassen. Und er hatte ebenfalls unter diesem Film und der penetranten
Art, wie man ihn als Zuseher für blöd gehalten hatte, gelitten.
    Die Versuchung, es diesen selbstherrlichen Fledderern einmal
zu zeigen, war groß. Doch dann siegte die Vernunft. Es konnte weder in seinem
noch im Interesse seines Auftraggebers sein, wenn dieser erste Mord im
Fernsehen übertragen wurde.
    Also würde er noch warten, bis etwas später das große Gala-Buffet
eröffnet würde, ganz ohne Eurovision.
    Vielleicht stand der präpotente Zelluloid-Heini dann ja auch
noch zur Disposition.

     
    *

     
    Als Palinski in Eberheims Büro zurückkam, hatte
dieser eine gute Nachricht für ihn. Sein Banker in Mürzzuschlag wollte ihm das
Guthaben auf dem Sparbuch vorschießen, abzüglich der zu erwartenden Kosten und
seines eigenen, bescheidenen Disagios. Und natürlich unter der Voraussetzung,
dass der Herr Generaldirektor für Herrn Palinski bürgte.
    Direktor Fuchs hatte Eberheim auch schon die entsprechenden
Unterlagen zugefaxt. »Wir müssen das nur mehr unterschreiben, dann können Sie
das Geld in Mürzzuschlag abholen!«, freute sich Eberheim.
    Palinski dankte dem Chef des Hauses
überschwänglich, vor allem auch für das mit diesem Arrangement zum Ausdruck
kommende Vertrauen. »Tut mir leid, dass ich Ihnen noch immer nicht sagen kann,
worum es dabei geht!« Er blickte den Generaldirektor vielsagend an. »Aber es
geht einfach nicht. Zumindest im Moment noch nicht!«
    »Lassen Sie es gut sein!«, beruhigte der. »Ich habe so einen
Verdacht. Na, vielleicht können wir uns ja nach dem ganzen Trubel hier, morgen
Abend oder Samstag vormittags bei der Manöverkritik, schon etwas entspannter
über das eine oder andere austauschen!«
    Er zwinkerte Palinski zu, machte im Übrigen aber ein durchaus
ernstes Gesicht.
    Da Mario wieder in die Veranstaltung musste, hatte er Karl
Helmbach gebeten, mit Frau Eberheim und den unterfertigten Papieren nach
Mürzzuschlag zu fahren, um das Bargeld abzuholen. Und das sofort, da es bereits
nach 19 Uhr war und der Banker um 20 Uhr bei einer Geburtstagsfeier in Kindberg
erwartet wurde.
    Abgesehen davon, hatte Palinski ein wenig Angst, der
Entführer könnte anrufen und eine kurzfristige Übergabe verlangen, bevor das
Geld zur Verfügung stand.
    Inzwischen war auch Fossler aufgetaucht, eigentlich recht
spät, wie Mario fand. Immerhin hatte er Helmbach und Jo schon vor mehr als vier
Stunden auf den Semmering bestellt. Und der pensionierte Polizist war gut eine
Stunde früher eingetroffen, obwohl er wegen eines kaputten Reifens den Zug
hatte nehmen müssen.
    Fossler dagegen hatte etwas von spinnender Elektronik
gemurmelt und dass es ihm leidtäte. Und Palinski hatte es dabei belassen. Im
Moment war ihm wirklich nicht nach kleinlichem Nachwassern. Er hatte jetzt
andere Sorgen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Palinski«, Mario wollte eben den
Festsaal betreten, als er angesprochen wurde. »Können Sie bitte mit ins
Kaffeehaus kommen, Ihren Freund beruhigen. Sonst sehe ich mich gezwungen, die
Polizei zu verständigen!«
    Es war der Ober aus dem Wintergarten, der erregt wirkte. »Ich
habe auch schon mit Herrn Eberheim gesprochen, der aber kurz außer Haus musste.
Er lässt Sie dringend bitten, etwas zu unternehmen, um den Herrn zu beruhigen.
Denn, so hat er

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