Schneenockerleklat
das Ganze. Und die vielen Journalisten. Fehlt gerade noch,
dass einer ein Interview von Ihrem Unruhestifter möchte. Vorhin habe ich Ihnen
geholfen, jetzt helfen Sie mir bitte.«
Da war was dran. Aber was tun, ohne Gewalt gegen den Bullen
aus Kasan anwenden zu müssen oder sich anderswie seinen Zorn zuzuziehen?
Na, vielleicht ging es ja so.
»Lassen Sie mich etwas probieren«, wisperte er in Richtung
Eberheim, »vor allem aber spielen Sie mit!« Nachdem dieser unmerklich genickt
hatte, wandte sich Palinski Frau Weilhammer zu.
»Darf ich Sie fragen, gnädige Frau«, mit der
Gnä’-Frau-Masche kam Palinski in der Regel sehr gut bei dieser Altersgruppe an,
»ob auch für Sie die Zubereitung von Schneenockerln ein Geheimnis ist? Oder ob
Sie nicht vielleicht sogar eine der besten Köchinnen, oder wie man bei
Schneenockerln halt sagt, dieser himmlischen Speise sind?«
»Natürlich kann ich Schneenockerln zubereiten«, entgegnete
die Frau, ohne zu zögern, »und bisher hat sich noch keiner beklagt. Im
Gegenteil!« Gleichzeitig schien sie aufzublühen, größer zu werden. Alles
zuverlässige Indizien für die einsetzende Wirkung der Gnä’-Frau-Therapie.
»Wären Sie dann eventuell daran interessiert, uns für, sagen
wir 500 Euro, für ein, zwei Stunden Ihr Know-how in Sachen Schneenockerln zur
Verfügung zu stellen? Und eventuell auch noch einen Preis von 1.500 Euro zu
gewinnen?«
»Ich erhöhe auf 2.500 Euro«, warf Eberheim ein, der offenbar
ahnte, worauf Palinski hinauswollte. »Und ein Porträt der Siegerin in der
nächsten Ausgabe der ›Semmering Grand News‹.« Das war das gut gemachte
PR-Blättchen des Hotels.
Damit war die Idee eines Schneenockerl-Contests
unausgesprochen geboren.
»Können wir einige mobile Kochstellen im Festsaal aufbauen?«,
raunte Palinski Eberheim zu.
»Ich denke schon!«, meinte der. »Ich werde mich gleich darum
kümmern. Wie viele werden wir brauchen?«
»Keine Ahnung!« Palinski zuckte mit den Achseln. »Vielleicht
vier, fünf. Mindestens aber drei, würde ich sagen!«
Jetzt musste er nur noch Juri überzeugen,
überrumpeln oder was auch immer, um ihn zum Mitmachen zu veranlassen. Und dazu,
endlich diesen Tisch im Kaffeehaus, in dem rundherum bereits Abendessen
serviert wurde, zu verlassen. Immerhin war es schon fast halb acht.
Ein Blick zu dem sturen Freund stimmte Mario
optimistisch. Denn Malatschew hatte natürlich längst erkannt, was sich da
anbahnte. Und das feine Grinsen in seinem Gesicht verriet Mario, dass Juri das
gar nicht so schlecht gefiel.
*
Die Diskussion hatte sich inzwischen
totgelaufen, sodass Palinski nur mehr allen Teilnehmern für die packende
Auseinandersetzung, die wirklich interessanten Beiträge und die vermittelten
Denkanstöße danken konnte. Dann war es auch schon an der Zeit. einen
überraschenden zusätzlichen Programmpunkt anzukündigen.
Nämlich den
FECI-Schneenockerln-Contest, Beginn in 30 Minuten. »Damen und Herren, die sich
an diesem Wettbewerb beteiligen wollen, müssen sich in den nächsten
15 Minuten an der Rezeption melden. Im Übrigen wünsche ich guten Appetit,
das Buffet ist hiermit«, ein Blick auf die derzeit noch nur schütter bestückten
Wandborde ließ ihn gerade noch die Kurve kratzen, »noch nicht eröffnet, aber in
wenigen Minuten. Genehmigen Sie sich inzwischen einen Drink auf Kosten des
Instituts für Krimiliteranalogie.«
Da sich nach zehn Minuten noch immer niemand für den
Wettbewerb angemeldet hatte und eine Veranstaltung mit nur einem Teilnehmer nur
wenig Spannung versprach, überzeugte Mario Wilma davon, dass sie ihm einen
riesigen Gefallen erwies, so sie sich für den Contest meldete. Immerhin hatte
sie doch vor Jahren schon, im Rahmen des Kochunterrichts in der Mittelschule,
Topfen-, Eier- und auch andere Nockerln zubereitet. Hatte sie ihm einmal
gebeichtet, vor vielen Jahren. Glaubte er zumindest, sich erinnern zu können.
Und das war doch sicher etwas wie das Radfahren. So was
verlernte man einfach nicht. Oder?
Um sein vorrangiges Ziel, Juri bei Laune zu halten, oder
besser, überhaupt wieder in Laune zu bringen, zu erreichen, hatte Palinski den
Stiernacken aus Kasan gebeten, der Menschheit die Ehre angedeihen zu lassen,
den Vorsitz der Jury des Wettbewerbs um die besten Schneenockerln zu
übernehmen. Als weitere Mitglieder dieses erlauchten Gremiums hätte er sich
Generaldirektor Eberheim sowie drei, nein, jetzt hätte er doch fast auf
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