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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Menschen in diese Tragödie griechischen Ausmaßes hineingezogen wurden,
menschelte es gleichzeitig am ›Zauberberg‹ aber auch auf das Netteste. Caroline
Millfish und Florian Nowotny hatten große Sympathien zueinander und einige
Gemeinsamkeiten festgestellt und waren dabei, sich besser kennenzulernen. Aus
diesem Grund entflohen die beiden dem summenden Bienenkorb, der sich rasch auch
in ein Wespennest verwandeln konnte.
    Nach ein wenig Schmusen in einem der kleineren, um diese
Tageszeit leer stehenden Gesellschaftsräume hatte Florian die Angebetete, die
noch dazu ausgezeichnet Deutsch sprach, mit einem leicht sächsischen Akzent
wohlgemerkt, gefragt, ob sie nicht seinen Golf GT näher kennenlernen wollte.
    Carol zeigte sich sofort höchst interessiert, und schon
wenige Minuten später schlichen die beiden über den Parkplatz.
    »Besser, wenn man uns nicht sieht!«, meinte Caroline
verschwörerisch. »Papa ist etwas eigen, wenn es um Jungs geht!« Dann gab sie
Florian ein Bussi auf die Wange. »Obwohl, du bist ja kein Junge mehr, sondern
ein Mann!«
    Die beiden blickten sich verliebt an, während er den
Schlüssel aus der Tasche holte, um das Auto zu öffnen.
    Gleichzeitig fischte er nach dem auf der Windschutzscheibe
befindlichen Zettel und reichte die vermeintliche Werbung Carol.
    »Bitte wegwerfen!«, meinte er, doch sie warf einen
halbherzigen Blick auf den Wisch.
    »Guck mal«, meinte die junge Frau plötzlich, »scheint ne Art
Italienisch zu sein, wahrscheinlich ein Dialekt. Vittima«, zitierte sie und
»Mandatare. Verstehst du, worums da geht?«
    Florian guckte und erkannte sofort, dass es damit eine
besondere Bewandtnis haben musste. Allein die beiden immer wieder
auftauchenden, speziell in Anführungszeichen gesetzten Begriffe, die er mit
seinen rudimentären Lateinkenntnissen zu verstehen glaubte, vor allem aber die
Ortsbezeichnung Semmering stellten einen möglichen Bezug zu dem Hier und Jetzt
her, den er nicht ignorieren konnte. Ehe er aber seinen Chef damit konfrontierte,
wollte er noch etwas mehr in Erfahrung bringen. Das war eben so seine Art, mit
solchen Herausforderungen umzugehen.
    Im folgenden Gespräch mit Sir Peters jüngster Tochter sollte
er daher neben einigen äußerst erfreulichen Indizien für Carols Zuneigung auch
Informationen erhalten, die ihm ein wenig Angst machten.
    Wie schon gesagt, die einzelnen Teile des Ganzen fügten sich
langsam, aber sicher zusammen wie die verzahnten Stücke eines Puzzles und
ließen die Dimension des bevorstehenden Wuuumms bereits erahnen.

     
    *

     
    Eine der berührendsten Szenen, die Palinski in
den letzten Jahren, wenn nicht überhaupt je erlebt hatte, spielte sich gerade
an der Tafel der Jury ab.
    In einem Abstand von vielleicht fünf Metern hatten
alle TeilnehmerInnen Platz genommen. Juri Malatschew, der die letzten paar
Minuten den Eindruck eines Schlafenden erweckt hatte, öffnete die Augen, um
sich die Menschen genauer anzusehen, die ihm in Kürze endlich das Vergnügen
bereiten sollten, Schneenockerln kennenzulernen.
    Zunächst grinste er den jungen Mann, Wilma, Berta
und Johanna aus Salzburg freundlich an. Als sein Blick dann aber auf Paulina
Millfish fiel, die trotz einer weißen, gestärkten Kochmütze und einer großen
blauen Schürze nach wie vor wie eine Lady aussah, vollzog sich in Sekundenschnelle
ein fast unglaublicher Wandel mit dem Russen.
    Sein fast ein wenig spöttisches Lächeln verschwand aus seinen
Zügen, jegliche Selbstsicherheit fiel von ihm ab, und er wirkte fast wie ein
Schüler, den man beim Abschreiben erwischt hatte. Schließlich, als Krönung des
Ganzen, geschah etwas, das Palinski nie und nimmer für möglich gehalten hätte.
    Der alte Bär aus Kasan bekam plötzlich einen hochroten Kopf.
»Paulinka, bist du es wirklich?«, murmelte er fast andächtig. Dann stand er
auf, ging zu der fast unmerklich mit dem Kopf nickenden Lady Millfish und
küsste ihr mit einer Grandezza die Hand, wie man sie nur mehr aus uralten
Filmen kannte.
    Damit aber nicht genug, auch Paulina zeigte Regung, war
sichtlich gerührt und küsste den in dieser Situation wie ein kahlköpfiges
Riesenbaby wirkenden Juri auf die linke Wange.
    »Ich ersuche um Verständnis für die besondere Begrüßung
dieser Dame«, meinte der Russe dann zu den übrigen Juroren, aber auch zu allen
anderen, »aber Lady Paulina und ich sind alte Freunde aus Berlin. Doch das ist
schon einige Zeit her.«
    Palinski musste an

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