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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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anstatt bei ihm im Zimmer in einem
eigenen zu schlafen. Was glaubt sie denn? Dass er nachts über sie herfällt?!
Frauen sind allgemein komisch, die muss man nicht verstehen. Blöderweise ist er
nur ausgerechnet mit direkt fünf von ihnen unterwegs. Eine verquerer als die
andere.
    Seufzend
tritt er aus seinem Abteil in den Durchgang der Lock. Das Rattern der Gleise
brummt in seinen Ohren und bereitet ihm Kopfschmerzen, doch hier draußen weht
wenigstens ein leichter Fahrtwind. Er atmet einmal tief ein und blickt aus den
gegenüberliegenden Fenstern. Sand wohin das Auge nur reicht. Egal ob Häuser
oder selbst der Himmel, alles hat die gelblich-beige Farbe von Sand.
Augenblicklich spürt er wie trocken sein Hals schon wieder ist und beschließt
deshalb dem Bordbistro einen erneuten Besuch abzustatten, was einer
Abenteuerreise gleicht. Trotzdem ist es eine Abwechslung zu der eintönigen
Reise. Die Wagons des Zuges schwanken schlimmer als jedes Schiff und die
einzelnen Wagen sind nur mit dünnen Eisenstangen verbunden, sodass es besser
ist etwas Anlauf zu nehmen und von einem Wagen in den nächsten zu springen als
zu versuchen sie zu Fuß zu überqueren. Würde ein Passagier herausstürzen, würde
es niemand bemerken und niemand interessieren. Hier sieht man das nicht so eng.
Die Warnschilder sind alle schon längst verblichen oder mit Graffiti übermalt
worden.
    Mit
den Abteilen schwelgen sie gerade zu im Luxus, denn weniger wohlhabende
Passagiere drängen sich eng in offenen Wagons aneinander. Die Kinder sitzen auf
anderen Passagieren, unabhängig davon, ob sie einander kennen oder nicht.
Nachts werden Bastmatten einfach auf dem Boden ausgerollt und jeder sucht sich
ein kleines Eck in dem überfüllten Wagen.
    Er
hasst es diese Wägen durchqueren zu müssen. Überall riecht es nach Schweiß,
ungewaschenen Körpern und abgestandener Luft.
    An
den Wänden abstützend erreicht er nach einer gefühlten Ewigkeit das Bistro.
Verblichene Holztische mit grünen Polsterstühlen reihen sich an die beiden
Zeuginnenwände. Der schmale Zwischengang ist nicht für Menschen mit Übergewicht
gebaut. Beim kleinsten Ruck landet man sonst bereits auf dem Teller des
nächsten Gastes. Auch hier steht die Luft. Zudem ist die Auswahl nicht gerade
groß. Es gibt ungekühltes Wasser, so wie eine braune Brühe, die sie Kaffee
schimpfen. Zu essen gibt es Chips und zerkrümelte Kekse, deren Verpackungen so
ausgeblichen sind, dass man das Ablaufdatum schon nicht mehr entziffern kann.
Auf Englisch bestellt er sich ein Wasser. Gerade als er den Rückzug antreten
will, fällt sein Blick auf Lindsay, die an einem der Tische sitzt und sich an
einem Becher Kaffee klammert. Neugierig mustert sie ihn und lässt ihren Blick
demonstrativ an ihm hinab gleiten. Verlegen blickt er von seinem roten
Poloshirt, das große Schweißflecken unter seinen Achseln zeigt, zu seiner
beigen Bermudashort und schließlich den braunen Jesussandalen. Er weiß, dass er
nicht unbedingt so etwas wie Stil besitzt, aber was soll er machen? Es ist
tierisch heiß und selbst wenn er einen schwarzen Anzug an hätte, würde ihm immer
noch das Haar an der Stirn kleben und Schweiß sein Gesicht zum glänzen bringen.
Unsicher lässt er sich auf den Stuhl gegenüber Lindsay sinken. Das Polster
zeigt bereits erste Ritze, aus denen das gelbe Futter quillt. Als er sich
setzt, ertönt ein leises Quietschen, das vom Rattern des Zuges übertönt wird.
Lindsay rümpft die Nase.
    „Wo
hast du denn eigentlich deine Lederhose und das schicke Hemd gelassen?!“ Spott
ist aus ihrer Stimme herauszuhören.
    Mike
verzieht nur gekränkt den Mund. Die Erinnerung an den Abend der Schulfeier
schmerzt. „In der Mülltonne. Es hat mir kein Glück gebracht.“
    Lindsay
blickt ihm erst prüfend ins Gesicht, dann wendet sie ihren Blick von ihm ab und
der tristen Landschaft zu. Ein unangenehmes Schweigen entsteht zwischen ihnen,
während Mike die Wasserflasche nervös mit seinen feuchten Händen zerquetscht.
Er rechnet schon gar nicht mehr mit einer Antwort von Lindsay da sagt sie
plötzlich, ohne ihn anzusehen: „Ich dachte erst du hättest dich für mich so
verkleidet. Ganz schön dumm, oder?“
    Hoffnungsvoll
blickt sie ihm entgegen, wobei ihm zum ersten Mal auffällt, was für lange und
schöne Wimpern sie eigentlich hat. Obwohl er gerade erst einen Schluck genommen
hat, wird sein Hals erneut ganz trocken. Ihm wird heiß und kalt zu gleich, während
sich sein Herzschlag beschleunigt.
    „Für
dich? Warum

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