Schneerose (German Edition)
Geräusch verursachen.
„Die Sonne wird schon bald zu neuer Kraft gelangen.
Dieser Tag soll unser Start in eine neue Welt sein. Eine Welt, in der wir uns
vor nichts und niemandem verstecken müssen. Wir sind zum herrschen geboren.
Weder ein Mensch noch ein anderes Wesen darf je über uns stehen. Jeder Feind
muss bereits im Keim erstickt werden. Lilith ist eine Verräterin, die ihre
eigene Armee weit von hier entfernt züchtet, nur um unsere Rasse auszulöschen.
Ihre...“
Ein greller Schrei durchbricht die Nacht und Kains
Ansprache. Verärgert fährt er zu der Geräuschquelle herum. Eine menschliche
Frau stolpert nackt in den Kreis. Ihr Körper ist überseht von blutigen Striemen
und blauen Flecken. Ruhelos zucken ihre Augen umher und mustern die Vampire.
Sie sucht nach Schutz und Zuflucht, doch findet hier keine. Vor Kains Füßen
bricht sie weinend zusammen. Ihr Kummer und ihr Schluchzen erfüllt die Nacht.
Mary zieht neben Orlando scharf die Luft ein. Sie scheint die Frau zu erkennen
und ihr Blick wandert zu der Stelle, an der die Frau durch die Vampire brach.
Victor tritt begleitet von einigen anderen Vampiren der Versammlung bei.
Achtlos zuckt er nur mit den Schultern als alle Augen sich auf sie richten.
Kain sieht hinab zu dem armen Geschöpf, das sich vor
seinen Füßen im Dreck windet. Kaum, dass sich seine glühenden roten Augen auf
ihren Rücken richten, verstummt das Schluchzen und die Frau hebt ihren Kopf.
Ihr Blick sucht den von Kain. Ihre Tränen versiegen.
Kains Hand berührt tröstend ihre Wange.
Die Frau schließt ihre Augen und schmiegt sich an
den ausgestreckten Arm.
Der Vater der Vampire bückt sich zu der Frau
herunter und reicht ihr seine Hände.
Ohne zu zögern folgt sie seiner Aufforderung und
lässt sich von ihm hochziehen. Wie gebannt betrachtet sie sein Gesicht und ein
zartes Lächeln umspielt ihre Lippen.
Mit seiner Hand wischt Kain die Spuren von Blut,
Dreck und Tränen aus dem Gesicht der Frau.
Zum Dank küsst sie seine Hand. In ein Wesen, das vor
Sekunden nur aus Kummer, Schmerz und Angst bestand, kehrt Leben, Hoffnung und
Glück zurück. Orlando muss seine Meinung revidieren. In Kain steckt doch mehr
als nur Rache.
Er streicht der Frau die zerzausten Haare aus dem
Gesicht, sodass die rechte Seite ihres Halses frei liegt. Er dreht sie zu allen
Anwesenden herum. Seine Hand liegt auf ihrem nackten Bauch. Ihre Atmung
beschleunigt sich und ihr Körper beginnt zu zittern, doch nicht vor Angst
sondern vor Erregung. Ein Stöhnen dringt aus ihrem Mund, da stößt Kain seine
Zähne in ihren Hals. Die Augenlider der Frau beginnen zu flattern und sie
knickt in Kains Armen zusammen. Seine blutigen Lippen lösen sich von ihrem Hals
und vor allen Vampiren beißt er sich in sein eigenes Handgelenk und drückt ihr dieses
gegen den Mund. Gierig beginnt die Frau zu saugen. Ein Raunen geht durch die
Menge. Damit hätte niemand gerechnet. Kain macht sie zu einer der ihren.
Als die Frau ihre Augen öffnet, sind sie nicht nur
blutrot, sondern strahlen Stärke aus. Er hat sie im wahrsten Sinne des Wortes
gewandelt.
„Nemesis, die Göttin der Rache ist wiedergeboren und
weilt unter uns.“
Ihre Augen richten sich auf Victor und sein Gefolge.
Kain folgt ihrem Blick und fixiert die Truppe mit
vor Zorn loderndem Blick.
Die Angst ist in ihre Gesichter geschrieben, auch
wenn Victor als Einziger versucht Haltung zu bewahren.
„Ist das eure Art mit Frauen umzugehen?“, dröhnt
Kains dunkle Stimme durch die Menge und bringt den Boden im wahrsten Sinne des
Wortes zum beben.
„Sie war nur ein Mensch, unserer nicht würdig.“,
verteidigt sich Victor und glaubt nach wie vor mit seinen Worten noch etwas
retten zu können.
„Wir waren alle einst Menschen.“
„Sie hat es erst gewollt, aber es sich dann anders
überlegt. Sie ist eine untreue und verräterische Frau. Sie weiß nichts von
Ehre.“, bringt Victor verzweifelt hervor. Auf den Verrat anzuspielen, ist zwar
ein kluger Schachzug, doch überzeugt er Kain nicht. Er greift nach Nemesis Hand
und hält sie in die Höhe.
„Sag mir, spricht er die Wahrheit?“
Sie schüttelt den Kopf, während ihre Augen voller
Hass Victor fixieren. „Er ist ein Lügner!“
„Ich weiß, denn ich spüre die Lüge. Sprich Victor,
besitzt du Ehre in dir, wenn du es wagst, deinen Gott und Vater zu belügen?“
Victors Blick weitet sich und er taumelt angsterfüllt
zurück, dann schmeißt er sich auf die Knie und verneigt sich vor Kain. „Verzeih
mir, ich weiß
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