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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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nicht was ich rede!“
    Kain wendet sich erneut der Frau an seiner Seite zu.
„Nemesis, Göttin der Rache, was soll mit dem Lügner geschehen?“
    Sie überlegt nicht eine Sekunde. „Aus seinem Mund
kommen nur Lügen und er weiß nicht was er spricht, da wäre es für ihn wohl das
Beste, wenn er einfach gar nichts mehr sagt.“
    Auf Kains Gesicht entsteht ein zufriedenes Grinsen,
während seine spitzen Zähne im Schein des Feuers schimmern. „Weise Worte einer
ehrwürdigen Frau.“
    Er fixiert erneut Victor, der immer noch in einiger
Entfernung am Boden kniet.
    „Erhebe dich!“
    Augenblicklich gehorcht Victor, doch seine
Bewegungen wirken mechanisch und nicht fließend wie die eines Menschen. Panik
liegt in seinem Blick.
    „Nein... was hast du vor?“
    Störrisch setzt er einen Schritt vor den anderen, in
Richtung Kains und Nemesis. Es wirkt fast als hätte er die Kontrolle über
seinen Körper verloren.
    „Was geschieht mit mir?“, ruft er heftig aus,
während sich seine Beine gegen seinen Willen bewegen. Ein Lächeln umspielt
Nemesis Mund und auch Mary beobachtet die Szene mit Triumph, wie Orlando
erkennt. Er konnte Victor noch nie leiden, aber die Gewalt über die Kain
verfügt, besorgt auch ihn.
    Als Victor am Feuer ankommt, hält ihm Kain einen mit
Rubinen verzierten Dolch entgegen. Der Griff besteht aus weißen Mammutknochen
und in der spitzen Klinge spiegelt sich das Feuer. Victor schüttelt
angsterfüllt den Kopf, doch seine Hand bewegt sich dennoch in Richtung des
Dolches. Er umschließt die Klinge mit starren Fingern. Zitternd fährt seine
Hand in Nähe seines Gesichtes. Panisch schrillen Victors Schreie durch die
Nacht. Seine Zunge klappt aus seinem Mund und seine freie Hand umschließt
diese, während der Dolch bedrohlich näher kommt. Blut schießt hervor als der
erste Schnitt sitzt. Eine sichere Hand würde die Zunge mit einem einzigen
Schnitt abtrennen, doch Victors Hand zittert wie Espenlaub und es ist mehr ein
Reißen als ein zielstrebig geführter Schnitt. Er schreit und weint vor Schmerz,
doch gerade dieses Geräusch ist Musik in Nemesis Ohren. Mary wendet bleich den
Blick ab. Sie hat sich über die Rache an Victor gefreut, doch das ist selbst zu
viel für sie. Orlando nimmt sie schützend in die Arme. Kain ist weder gütig
noch gerecht, er ist schlicht grausam.
    Nachdem die Zunge endlich ab ist, klappt Victor vor
Kain und Nemesis zusammen und sein Blut ergießt sich über den Schnee
eisbedeckten Boden.
    Kains Hand umschließt grob sein Kinn und zwingt ihn
ihm entgegen zu blicken.
    „Nie wieder wird deine Hand einer Frau ein Leid
zufügen. Die Frau ist die Gefährtin des Mannes und die Mutter allen Lebens. Sie
hat deinen und den Respekt aller verdient. Mit Worten wirst du nun nie wieder
Schaden anrichten können, solltest du es jedoch wagen eine Frau mit deinen
Taten zu verletzen, werde ich dafür sorgen, dass dir auch das nicht mehr
möglich ist. Du wirst dir den Tod herbeisehnen, wenn du dich nicht an meine
Worte hältst. Hast du mich verstanden, mein Sohn?“
    Victor nickt so schnell er kann.
    „Und nun entschuldige dich bei Nemesis für deine
Taten!“
    Fragend blickt Victor ihm entgegen. Furcht ist in
sein Gesicht geschrieben. Gehässig grinst Kain. „Ich vergaß, das kannst du ja
nicht mehr. Dann wirst du ihr eben die Füße küssen.“
    Nemesis blickt herablassend zu Victor herunter, der
sich tatsächlich gedemütigt ihren Füßen nährt, doch bevor er diese auch nur
berühren kann, trifft ihn ihr Tritt mitten in den blutigen Mund und wirft ihn
zurück. Kains schallendes Lachen von tausend Stimmen hallt durch die Nacht.
    In diesem Moment erkennt Orlando, dass Kain die
Frau, die ihn verraten hat, nicht hasst, sondern nach allen den Jahrtausenden
noch liebt. Er hat nie aufgehört sie zu lieben und sein ganzer Kampf dient
einzig und alleine dazu sie zurück zu bekommen. Kain kämpft aus Liebe. Eines
haben sie also gemeinsam. Denn auch er will seine Liandra zurück, koste es was
es wolle.

 

Die „Drachenblume“ tritt ihren Rückweg in die
Zivilisation an. Sie ist bereits nur noch ein kleiner Punkt am Horizont,
während die Gruppe der ungleichen Menschen, die zu so etwas wie Freunden
geworden sind, unschlüssig am Hafen steht, wenn man den wackligen Brettersteg
überhaupt als so etwas betrachten kann. Es ist ein einzelner Holzsteg, der aus
dem rotbraunen Wasser ragt. Die Bretter sind bereits morsch, einige von ihnen
weisen große Löcher auf, andere fehlen ganz. Bei jedem Schritt

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