Schneerose (German Edition)
als Claudia einem der Wesen den Kopf abschlägt. Diese Tat bringt die
Feinde in Rage und die Toten werden durch drei weitere ersetzt. Lindsays
angsterfüllte Schreie hallen von den Wänden wieder und sind wie ein Klagelied
für ihren nahenden Tod. Trus Dolch jagt durch das zarte Fleisch einer
stahlgrauen Bestie, als sie plötzlich ein grünes Licht blendet. Sie würde
dieses spezielle Grün unter Tausenden erkennen. Es ist Smaragdgrün. Schwarze
Schwingen breiten sich in voller Größe vor den Fünf Eindringlingen aus und
trennen sie von den Monstern. Ein lautes Fauchen ertönt hinter der schwarzen
Flügelwand.
„Lass uns vorbei!“, zischt es wie eine Schlange.
„Niemals!“, kommt es in demselben energischen
Zischen zurück und trotz der Veränderung erkennt Tru sie sofort. Eine tiefe
Trauer erfüllt sie als sie realisiert, dass eines dieser „Monster“ Lia ist.
„Was ist hier los?“, donnert es plötzlich kraftvoll
hinter der Gruppe. Erschrocken fahren alle herum. Während dem Kampf scheinen
sie unbewusst den Berg in der Höhle immer weiter emporgestiegen zu sein, denn
erst jetzt sehen sie, dass ein schmaler Lichtstreifen in das Innere fällt. In
diesem Lichtstreifen steht eine Frau, schöner als jeder Morgengrauen. Ihr Haar
leuchtet wie Feuer, ihr Gesicht ist gerahmt von hohen Wangenknochen, vollen,
roten Lippen, einer schmalen Nase und smaragdgrünen, leuchtenden Augen. Ihre
Brüste sind so voll, wie ihre Taille schmal ist. Im Gegensatz zu den anderen
Bewohnern der Höhle wirkt sie vollkommen menschlich. Sie ist sehr groß, aber
dabei so graziös wie ein Schwan. Sie scheint kaum älter als Lia zu sein, aber
die Art wie sie sich bewegt, voll Würde und Eleganz, lässt sie viel älter
wirken. Ihr Körper ist nackt und trotzdem bedeckt. Schwarze Nebelschwaden
tanzen um sie herum und legen sich fast wie ein Mantel auf ihre Haut. Ihre
unglaubliche Schönheit lässt darauf schließen, dass es Lilith sein muss. Selbst
in Wut wirkt ihr Gesicht gütig und liebevoll.
„Das sind meine Freunde und ich werde nicht
zulassen, dass ihnen etwas geschieht.“, faucht nun Lia, die als Einzige die
Augen ihrer Mutter hat. Erst jetzt erkennen sie auch die anderen. Lindsay schlägt
sich mit einem Aufkreischen geschockt die Hände vor den Mund. Tru könnte sie
für ihre Reaktion sofort ohrfeigen.
„Das sind Vampire, Menschen und ein Halbblut.“, gibt
Lilith voller Verachtung zurück, doch selbst die abwertenden und in keiner
Weise freundlich gemeinten Worte klingen bei ihr süß wie Honig.
„Gerade deshalb sind es meine Freunde!“, bleibt Lia
jedoch standhaft und sucht herausfordernd den Blick ihrer leiblichen Mutter.
Tru entgeht dabei nicht der Hass und die Wut, die daraus sprechen. Auch Lilith
scheint dies zu spüren, doch reagiert sie darauf lediglich mit einem
Wimpernschlag, kaum wahrnehmbar. Sie stockt und scheint ihre Entscheidung
abzuwägen.
„Verabschiede dich von ihnen! Das ist kein Ort für
sie.“, endet sie schließlich und gibt ihren restlichen Kindern mit einer
schlichten Handbewegung das Zeichen zum Rückzug. Sie selbst folgt dem Licht ins
Freie. Geknickt lässt Lia ihre schwarzen Fledermausflügel sinken und folgt
ihrer Mutter. Auch Tru und die anderen tun es ihr gleich. Als sie aus der Höhle
treten, befinden sie sich auf einer Hochebene der Felsenformation. Weit unter
ihnen schlagen die Wellen gegen die Felswand. Ein leichter Wind weht ihnen
entgegen. Während sich Chasity und Claudia weiterhin in den Schatten halten,
treten die Anderen erleichtert hinaus ins Freie. Die Sonnenstrahlen auf der
Haut zu spüren ist eine Erlösung. Tru bemerkt Chasitys neidischen Blick. Nie
hätte sie gedacht, dass die einstige Königin der Vampire sich nach dem
Sonnenlicht sehnen könnte.
Dann gilt ihre Aufmerksamkeit wieder Lia. Sie wirkt
ganz mager und ihre Haut ist noch blasser, als sie ohnehin schon ist. Die
Verwandlung hat sie weder gestärkt, noch schöner gemacht. Richtig elend sieht
sie aus. Es ist ein Stich in Trus Herz sie so leiden zu sehen. Wie konnte ihre
Mutter ihr das nur antun? Suchend lässt sie ihren Blick über die Ebene wandern,
doch von Lilith ist nichts zu sehen. Wie vom Erdboden ist sie verschwunden.
Traurig wendet sich Lia als erstes den Vampiren zu,
auf ihre Verwandlung geht sie gar nicht weiter ein. Warum sollte sie auch? Es
ist für jeden unübersehbar.
„Die Vampire und Succubi befinden sich im Krieg.
Niemand verlangt von euch hier zu bleiben und gegen eure eigene Rasse in die
Schlacht
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