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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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es Lia gefällt, gibt sie noch mehr Gas,
sodass die Fahrt leider viel zu schnell vorbei ist und sie vor dem Anwesen
ihres Vaters zum Stehen kommen. Seufzend steigt Lia von dem Motorrad. Mit einem
Frösteln lässt sie den Mantel von ihren Armen gleiten und senkt den Kopf, damit
Tru nicht sieht, wie rot sie vor lauter Scham geworden ist.
    „Danke fürs Fahren!“
    „Kein Problem“, meint Tru nur lächelnd, sie scheint jedoch
noch mehr sagen zu wollen, aber hadert mit sich.
    „Was soll das eigentlich immer mit den Männern? Ich meine,
du erscheinst mir gar nicht wie ein Mädchen, dass es drauf anlegen würde. Und
unter den Lästereien leidest du tagtäglich. Warum hörst du dann nicht einfach
auf damit? Du hast das doch gar nicht nötig.“
    Selbst Tru hat es also schon mitbekommen. Die Gerüchte über
sie eilen ihr wohl voraus. Wenn es wenigstens nur Gerüchte wären. Unsicher
schabt Lia mit ihren nackten Füßen über die kleinen Kieselsteine der Einfahrt
und entscheidet sich dann für die Wahrheit, so lächerlich sie sich auch anhören
muss.
    „Ich muss das tun!“
    So wie sie es sagt, hat Tru keinen Zweifel daran, dass es die
Wahrheit ist oder Lia es zumindestens für die Wahrheit hält, trotzdem fragt
sie: „Warum?“
    „Weil es mir sonst schlecht geht.“
    „In welcher Hinsicht?“
    „Ich fühle mich sonst schwach und kann kaum klar denken. So,
als hätte ich wahnsinnigen Hunger, aber essen kann ich nichts. Es ist wie ein
innerer Zwang und danach geht es mir immer eine Zeitlang besser.“
    Unschlüssig steht Lia vor der Haustür herum, während ihr
Herz auf unerklärliche Weise wie wild klopft. Hoffentlich denkt sie jetzt
nichts Falsches von ihr! Sie mag Tru und sie würde gerne mehr Zeit mit ihr
verbringen, doch es fiel ihr noch nie leicht, das den anderen Menschen auch zu
zeigen oder gar zu sagen. Als Tru nichts erwidert, dreht sie sich dann doch
herum, um zurück in das einsame Zuhause zu kehren.
    „Du solltest dich besser in Acht nehmen!“, ruft Tru ihr da
plötzlich nach. Verwirrt fährt Lia wieder zu ihr herum und bemerkt das Zögern
in Trus Gesicht.
    „Vor Tracy und den anderen?“
    „Nein...“, sie stockt. „Ich habe dich neulich gesehen...mit
dem Typen. Er ist...nicht der Richtige für dich.“
    Verwundert starrt Lia sie an. Meint sie etwa den Fremden von
letzter Nacht?
    „Woher willst du das wissen? Kennst du ihn?“
    „Sagen wir es mal so: Wir sind alte Bekannte. Du solltest
dich wirklich besser von ihm fern halten.“, erwidert Tru eindringlich und löst
dabei jede Menge Fragen in Lias Kopf aus. Ihr wird ganz kalt und das nicht nur
von den eisigen Schneeflocken, die vom Himmel fallen.
    „Was hat er denn gemacht?“
    „Es geht nicht darum, was er gemacht hat, sondern WER er ist
und was er noch tun könnte.“
    Je länger Lia mit Tru spricht, desto weniger versteht sie.
    „Woher kennst du ihn?“
    „Vertrau mir einfach. Und wenn du mir nicht glaubst, dann
frag ihn einfach mal, wie alt er ist. Manchmal sind die Dinge nämlich nicht so
einfach, wie sie scheinen.“ Tru schiebt das Visier ihres Helmes wieder runter,
ein deutliches Zeichen dafür, dass sie das Gespräch offensichtlich für beendet
hält, obwohl Lia ihr am Liebsten Löcher in den Bauch fragen würde. Nachdenklich
blickt sie ihr nach, als Tru bereits davonrast.
    Es stellt sich ihr nicht nur die Frage, WER der Fremde ist,
sondern auch WER Tru ist. Alles erscheint wie ein großes Rätsel,
undurchschaubar und irgendwie auch unheimlich. Sie hat das Gefühl, dass sie,
wenn sie das Geheimnis lüftet, mehr erfahren wird, als ihr überhaupt lieb ist.
Trotzdem reizt es sie so sehr, dass es sie bis in ihre Fingerspitzen kribbelt.
Es ist an der Zeit, den Namen des Fremden zu erfahren, so viel steht fest. Wenn
sie mehr über ihn herausfindet, erfährt sie dadurch vielleicht auch indirekt
mehr über Tru, immerhin scheint sie ihn zu kennen.

 
 

 
    Hätte er noch ein lebendiges Herz, würde es ihm bis zum Hals
schlagen, doch so bleibt nur das Gefühl davon, ohne dass es sich auch nur einen
Millimeter bewegt. Das laute Schrillen der Klingel lässt ihn zusammenzucken. Im
Inneren ist es still, doch dann nähern sich leise, aber energische Schritte. Es
sind nicht IHRE Schritte, stellt er mit Panik fest und tritt zurück, um sich zu
versichern, dass er auch wirklich vor dem richtigen Haus steht. Die Tür öffnet
sich und ein Mann im mittleren Lebensalter öffnet ihm. Er trägt einen teuren
Anzug, sein dunkelblondes Haar ist adrett

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