Schneerose (German Edition)
denkst...”
„Die ganze Zeit warnst du mich vor Orlando und tust so als wäre er ein
Monster, dabei bist alleine du es, die Haustiere anderer Leute auf ihrem
Küchentisch ausnimmt, um ihr Blut zu trinken. Findest du das nicht etwas
abartig?!”
Ungebändigte Wut schwingt in Lias Stimme mit und schlägt Tru wie ein
Faustschlag entgegen. Ihre Worte sitzen, sodass Tru verletzt nach Luft schnappt.
Sie versucht sich zu beherrschen, als sie weiterspricht.
„Ich kenne Orlando, weil er ist wie ich. Nur mit dem kleinen, aber feinen
Unterschied, dass er mit Vorliebe Menschenblut trinkt.”
„Du lügst!”, schleudert ihr Lia ohne auch nur einen Moment zu zögern
entgegen. So verwirrt sie auch von der Videoaufnahme war, sie hat Orlando
wenigstens nicht beim Bluttrinken erwischt. Die Möglichkeit, dass Tru die
Wahrheit sagen könnte, will sie gar nicht erst an sich ranlassen. Zu
schrecklich ist der Gedanke.
„Ist seine Haut nicht eiskalt?”, wirft ihr nun Tru entgegen, die Lias
Reaktion zwar schmerzt, aber es bereits gewöhnt ist. Tief in ihrem Inneren, hat
sie vielleicht gehofft, dass Lia anders wäre, doch im Grunde wusste sie, dass
niemand sie mögen könnte, wenn er wüsste, was sie ist. „Das liegt daran, dass
er keinen Herzschlag hat!“
Lias geschocktes Schweigen ist die Bestätigung für Trus Aussage. Bei
einem Blick auf ihre von blutverschmierten Finger, sacken ihr plötzlich die
Beine weg. Ehe sie nach dem Türgriff greifen kann, ist Tru bereits an ihrer
Seite um sie zu stützen. Viel zu schnell für einen Menschen. Verärgert stößt
Lia sie von sich. Sie braucht nicht zu fragen, was genau Tru oder Orlando denn
nun sind. Jeder weiß es. Jeder kennt Dracula oder die Kuschelversion Twilight.
Aber niemand erlebt so etwas im wahren Leben. Niemand, außer Lia. Warum kann
nicht einmal etwas in ihrem Leben normal verlaufen? Warum muss sie sich
ausgerechnet in einen Vampir verlieben und eine Vampirin auch noch zu ihrer
neuen besten Freundin machen? Sie ist doch selbst schon eigenartig genug, da
braucht sie nicht auch noch bluttrinkende Freunde. Bei dem Gedanken an Orlando,
fällt ihr wieder ein, warum sie überhaupt hier ist. Ihr fehlt jegliche
Erinnerung an letzte Nacht. Ganz klischeehaft fährt sie sich an ihren Hals. Es
ist keine Wunde zu spüren, aber wer weiß schon, was an den Gerüchten wahr ist
und was nicht?
„Woran merke ich, dass mich ein Vampir gebissen hat?” Lias Worte sind
drängend und panisch.
Tru versucht darauf so ruhig wie möglich zu reagieren. Sie weiß, dass es
ein Schock für Lia sein muss. „Du merkst es entweder gar nicht, weil du
überhaupt nicht mehr aufwachst oder du wachst auf und hast unerträgliche
Schmerzen. Fast so als würdest du von Innen heraus verbrennen.”
Geschockt starrt Lia sie mit geöffnetem Mund an. Sie hat Schmerzen, aber
sind sie wirklich so schlimm? Fühlt es sich an wie Feuer? Verbrennungen... Sie
erinnert sich an Trus vernarbten Hände und ihren Rücken. Hat ihr das etwa ein
Vampir angetan?
„Keine Sorge, er hat dich nicht gebissen.”, versichert Tru ihr, so als
wäre sie dabei gewesen.
Schnell kneift Lia die Lippen zusammen, bevor diese anfangen zu beben und
Tränen aus ihren bereits verweinten Augen hervorquellen. So etwas passiert
nicht wirklich. So etwas DARF nicht passieren. Trus Hand legt sich sanft und
tröstend auf ihren zitternden Arm.
„Ich verstehe nicht wie ich mich so in jemanden täuschen konnte.”, stößt
Lia mit zittriger Stimme und anklagendem Blick hervor. Damit spricht sie sowohl
Orlando als auch Tru an. Denn sie ist es die all ihre Hoffnungen mit ihrem
blöden Glas Blut auf einen Schlag zerstört hat. Sie wusste zwar, dass Tru nicht
ganz normal ist, aber niemals hätte sie DAMIT gerechnet. Weder Tru noch Orlando
sind die Menschen, für die sie sich ausgegeben haben. Sie sind überhaupt keine
Menschen und somit ist Lia nun wirklich ganz alleine. Was soll nur aus ihr
werden? Was wird mit ihr passieren, wenn Orlando sie wirklich gebissen hat? Tru
kann doch gar nicht wissen, ob er es hat. Sie war nicht dabei. Oder etwa doch?
Am liebsten würde sie alles einfach vergessen und so tun als wäre sie nie her
gekommen.
Verletzt zieht Tru ihre Hand zurück. “Ich werde mich nicht bei dir für
etwas entschuldigen, für das ich nichts kann. Ich habe mir meine Eltern genauso
wenig ausgesucht wie du dir deine!”
Deutlich ist ihr nun die Enttäuschung anzuhören. Als Lia verstört den
Blick hebt, steht Tru mit vor der Brust verschränkten
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