Schneerose (German Edition)
Armen vor ihr.
„Ob du es nun glaubst oder nicht, aber ich mag dich und deshalb würde ich
dir gerne helfen. Aber ich werde mich dir weder aufzwängen, noch darum
betteln!”
Wo sonst Wärme und Mitgefühl waren, schlägt Lia plötzlich Kälte entgegen.
Warum fühlt sie sich nun als hätte sie etwas falsch gemacht? Tru ist es doch,
die Blut trinkt. Tru ist der Vampir und nicht sie. Aber vielleicht könnte sie
es besser verstehen, wenn sie die ganze Wahrheit kennen würde. Wenn sie wüsste
wie Tru zum Vampir wurde oder woher die vielen Narben stammen.
„Deine Verbrennungen... Hat das Orlando getan?“
Abwehrend dreht Tru ihr den Rücken zu. „Ich möchte darüber nicht reden.“,
presst sie abweisend hervor, während ihren Lippen zu einem schmalen Strich
verschmelzen.
Wenn Tru nicht ehrlich ist, warum sollte Lia es dann sein? Das Ganze hat
doch keinen Sinn, resigniert steht Lia auf und geht zur Tür. Ihre Hand liegt
bereits aus der Klinke, als Tru sich gegen die geschlossene Tür lehnt und so
Lia den Weg versperrt.
„Halt dich von Orlando fern oder sie werden dich töten.”
Es ist Lia vollkommen egal wer ‚sie’ jetzt auch noch sind. Sie will
nur noch weg. Weg von Tru. Weg von Orlando. Weg aus Scarborough.
„Lässt du mich jetzt gehen oder willst du mich genauso töten wie das
Kaninchen auf deinem Küchentisch?!”
Victors
Hände streicheln über Claudias nackte Arme. Obwohl ihrer beider Haut eiskalt
ist, wirkt sie wenn sie einander berührt warm, da einer immer kälter als der
andere ist. Er haucht einen Kuss auf ihren Hals, wobei ihr ein betrübtes
Seufzen entfährt.
„Meine
Schöne, ich wette du hast den ganzen Tag wieder nicht schlafen können.”
Seine
Hände gleiten wie selbstverständlich in ihren Nacken und beginnen sie sanft,
aber mit der notwendigen Stärke zu massieren.
„Du
machst dir einfach viel zu viele Gedanken, um Dinge, die du sowieso nicht
ändern kannst oder besser gesagt nicht ändern willst.”
Zu
gern würde Claudia sich einfach den Bewegungen seiner Hände hingeben, doch
seine Worte lassen sie aufhorchen.
„Natürlich
würde ich etwas ändern, wenn ich könnte. Aber Chasity ist einfach so stur.”
„Genau
das ist der Punkt. Es funktioniert mit Chasity einfach nicht. Sie ist zu weich
und blind auf beiden Augen, wenn es um ihre verkommene Verwandtschaft geht.
Wenn du nicht wärst, hätten die anderen sie schon längst gestürzt. Sie dulden
sie nur aus Respekt vor dir.”
Claudia
entfährt ein Lachen.
„Sie
respektieren mich nicht, sie fürchten mich.”
„Und
wenn schon, Furcht ist stärker als Gutmütigkeit es je sein könnte. Ich
bezweifele stark, dass sie ihren geliebten Cousin heute wirklich hinrichten
lassen wird.”
„Sie
ist selbst erschüttert von seiner Tat. So etwas hätte sie ihm auch nicht
zugetraut.”
„Er
wird sich schon wieder irgendwie herausreden können, wie bisher jedes Mal.”
„Dieses
Mal hat sie es aber mit ihren eigenen Augen gesehen.”, beharrt Claudia und hält
an ihrem unerschütterlichen Glauben an Chasity standhaft fest.
„Du
hast ihn so viele Male davor schon gesehen und nie hat sie dir geglaubt. Ich
kann einfach nicht verstehen, warum du sie weiterhin verteidigst. Wenn sie
nicht mehr da wäre, bliebe niemand der Moundrells mehr übrig oder glaubst du
etwa man würde zulassen, dass ein Junkie wie Mary den Thron besteigt?!
Niemals!”
Es
ist nicht das erste Mal, dass sie mit dem Hauptmann der Wachen und ihrem
Geliebten ein solches Gespräch führt und immer wieder endet es im Streit. So
auch dieses Mal, denn Claudia windet sich nun aus seiner Massage, um ihn
ansehen zu können.
„Solange
Chasity lebt, werde ich ihr zur Seite stehen. Ich kenne sie bereits mein ganzes
Leben. Niemals könnte ich mich gegen sie stellen.”
„Wenn
sie nicht mehr wäre, würde man dich zur Königin wählen. Du weißt, dass das für
alle das Beste wäre.”
„Nicht
für Chasity und auch nicht für mich. Denn dann wäre sie tot und das würde mir
das Herz brechen.”
1465
n. Chr., England: Wie schwarze Seide glitten die weichen Haare durch Claudias
Finger. Erneut ließ sie die edle Elfenbeinbürste durch das Haar ihrer Herrin
gleiten. Es verströmte den Duft eines Regenschauers im Sommer.
Chasity
Moundrell war eine exotische Schönheit, doch seit ihrer Heirat mit Gustav
Slawinik und dem plötzlichen Tod ihres Onkels Richard war sie nicht mehr die
Selbe. So viel Kummer lag auf ihrem Herzen und ließ einen Schleier der
Leblosigkeit über
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