Schneerose (German Edition)
Mistkerl. Warum musste er ihr
auch die Nase brechen?
Vor Scham blickt Lindsay zu Boden. „Ist doch egal,
deshalb bin ich nicht da. Es geht um Lia.“
Mikes Blick verhärtet sich augenblicklich. „Interessiert mich nicht.“,
erwidert er nur knapp und will bereits die Tür schließen.
Das verwundert Lindsay nun doch. Sonst musste man nur ‚Lia’ sagen und
hatte damit sofort seine volle Aufmerksamkeit.
„Hey warte, du weißt doch gar nicht worum es geht. Ich brauche deine
Hilfe!“
Skeptisch späht ihr Mike durch den offenen Türspalt entgegen und hält
inne.
„Du brauchst meine Hilfe? Wofür?“
„Lia ist verschwunden. Wir müssen sie suchen!“
„Tz...“, kommt es nur abwertend von Mike. „Die ist bestimmt mit
irgendeinem Vollidiot unterwegs. Kein Grund zur Sorge.“
Schwups, schließt sich die Tür und Mike schlurft davon. Lindsay kann kaum
glauben, dass das gerade passiert. Lia kann ihm doch plötzlich nicht egal
geworden sein. Er ist immerhin ihr bester Freund. Wütend klingelt Lindsay
erneut. Mike hält inne, kommt jedoch nicht zurück und schürt damit nur noch
mehr ihren Zorn an.
„Bradley ist tot!“, schreit sie durch die geschlossene Tür. Mike rührt
sich immer noch nicht.
„Er war es der mir gestern die Nase gebrochen hat. Er wollte Lia
vergewaltigen.“
Dann soll es eben die ganze Nachbarschaft hören. Immerhin ist es die
Wahrheit und Mike hat es nicht anders gewollt. Eilig reißt er nun die Tür auf
und starrt sie erschüttert an.
„Das... das wusste ich nicht.“, gibt er bestürzt zurück und ist plötzlich
wieder der Alte. „Willst du vielleicht reinkommen?“
Der Gedanke zurück in sein Zimmer zu kehren, wo ES passiert ist, bereitet
ihr Unbehagen. Lieber würde sie eine Woche bei der Müllabfuhr arbeiten, als
auch nur eine Minute mit Mike auf seinem kleinen Bett zu sitzen und so zu tun
als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen.
„Nein, komm mit, ich erzähl dir alles auf dem Weg.“
„Wohin willst du denn?“, fragt er ohne sich zu rühren.
„Willst du mir nun helfen oder nicht?“, schnaubt Lindsay verärgert. Für
einen Moment blickt er ihr entgegen, dann schlüpft er in seine Turnschuhe und
seinen Parker ohne auch nur noch eine Frage zu stellen. Stumm folgt er ihr auf
die Straße.
Erneut steht Lindsay vor einer verschlossenen Haustür, doch dieses Mal
nicht alleine, sondern zusammen mit Mike. Eine Klingel suchen sie hier jedoch
vergeblich. Es ist genau wie Lia es beschrieben hat: verwahrlost und
unheimlich. Trotzdem kostet es sie weniger Überwindung gegen die Tür zu klopfen
als bei Mike zu klingeln. Die Tür öffnet sich nicht und es gibt auch kein
Milchglas durch das man ins Innere spähen könnte. Auch die Fenster sind mit
Holzbrettern beschlagen und verwähren einem jeden Einblick.
Nachdem Lindsay Mike alles erzählt hatte, war er genauso besorgt wie sie.
Egal ist ihm Lia also wohl noch lange nicht. Es schürt erneut die Eifersucht in
Lindsays Brust an, aber gleichzeitig ist sie erleichtert. Könnte Mike einfach
so mit Lia von heute auf Morgen abschließen, wäre er nicht der für den sie ihn
hält. Nicht der, in den sie sich verliebt hat.
Kein Geräusch dringt aus dem Inneren des Hauses. Lindsay versucht es
erneut. Jetzt mit einem etwas lauteren Klopfen, weniger zaghaft.
Sie warten, doch nichts passiert.
„Vielleicht ist sie gar nicht da...“, meint Mike verunsichert, während er
scheu die Straße auf und ab blickt. Ein paar neugierige Gesichter spähen hinter
den Fenstern anderer Häuser hervor, mustern die Fremden ganz genau.
„Vielleicht ist sie auch einfach nur taub oder will uns nicht öffnen!“,
entgegnet Lindsay lauter als nötig und hämmert wütend gegen die Tür.
„Ich weiß allgemein nicht ob es so eine gute Idee ist hier aufzutauchen,
nachdem was Lia dir erzählt hat.“, gibt er erneut zu bedenken.
„Gerade nachdem was sie mir erzählt hat, ist es richtig hier nach ihr zu
suchen. Sie ist jetzt die Einzige, die uns helfen kann.“
„Bist du dir denn sicher, dass es stimmt was Lia gesagt hat? Ich meine es
hört sich echt verrückt an... Vampire, also ich weiß nicht.“
„Ich aber, Lia denkt sich so etwas nicht aus. Warum sollte sie?“
„Vielleicht hat sie etwas falsch verstanden. Ich sage ja nicht, dass sie
gelogen hat, bestimmt hat sie es selbst geglaubt, aber...“
„Mike, niemand zwingt dich hier zu bleiben!“, faucht Lindsay genervt.
Mike schluckt gekränkt. „Ist ja schon gut. Aber was willst du machen,
wenn
Weitere Kostenlose Bücher