Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern
nachgucken.«
»Gut, dann hab ich noch drei Namen, da kannst du auch gleich nachsehen. Philippe Nimier, Thomas Baffour und Max Steiner. Die sind zwar, soweit wir wissen, Schüler in Fleurville … Aber trotzdem.«
»Aha.«
»Außerdem überprüf doch bitte Pierre Agneau. Das ist ein Lehrer.«
»Was ist mit dem?«
»Nichts. Außer, dass er uns sehr eindeutige Hinweise darauf geliefert hat, dass eine seiner Schülerinnen zur Gewalt neigt. Oder zumindest solche Fantasien hat.«
»Du meinst, du magst ihn nicht.«
»Genau das wollte ich sagen.«
Vera geht nach nebenan, Ohayon wartet. Nach zehn Minuten kommt Vera zurück.
»Keiner dieser Namen ist bei unseren Ermittlungen aufgetaucht. Aber … Frau Stühler. Die hat vor ein paar Jahren mal Selbstanzeige erstattet und behauptet, sie hätte eine Frau angegriffen. War aber nichts dran.«
»Sonderbar.«
»So was gibt’s. Dass Leute sich selbst belasten. Manchmal steckt ein seelischer Defekt dahinter, manchmal ist es einfach nur Langeweile oder Einsamkeit.«
»Hm … Und Heimann? Was war damals dein Eindruck?«
»Hat Kommissar Reimers dir nichts gesagt?«
»Ich hatte den Eindruck, er hielt ihn für schuldig. Wenigstens wegen dem Mädchen, das er angefasst haben soll.«
»Ina. So hieß die. Ina Lorenz. Ja, Reimers war damals davon überzeugt, dass Heimann die Kleine angefasst hat. Wir haben das natürlich auch mit dem Mordfall Isabel in Verbindung gebracht, und Heimann hatte kein Alibi. Kommissar Reimers hat während der Ermittlungen einen kleinen Schlaganfall gehabt. Er war früher anders, als du ihn heute erlebt hast. Er war überzeugt, dass Heimann es war. Aber der DNA-Test war negativ.«
»Reimers behauptet, Heimann hätte da getrickst.«
»Wie denn das? Ich hab ihm das Stäbchen gegeben, er hates sich in den Mund gesteckt und … Ich stand direkt vor ihm. Nein. Das redet Reimers sich ein. Wie gesagt, er sitzt hier nur noch seine Zeit bis zur Pensionierung ab. War früher mal gut. Aber Walter Heimann …? Wir konnten nicht mal ermitteln, wie weit sein Interesse bei den Mädchen überhaupt ging. Vielleicht reichte es ihm, so ein Mädchen ein wenig an sich zu drücken. Ich habe mich damit getröstet, dass er ungefährlich ist und es auch bleibt. Aber er ist nicht euer Mann.«
»Warum nicht?«
»Ich habe auch so meine Tricks. Ich habe mich zwei Mal mit ihm getroffen. In der Öffentlichkeit. Heimann hat sich eindeutig für kleine Mädchen interessiert. Er konnte gar nicht anders, als kurz zu ihnen rüberzusehen. Aber ich habe kein einziges Mal erlebt, dass er Interesse an einer Vierzehnjährigen oder einer noch Älteren gezeigt hat. Das war nicht seine Altersgruppe. Ich habe seit zwanzig Jahren mit solchen Verbrechen zu tun und sage dir: Heimann stand nicht auf Fünfzehnjährige.«
»Bleibt immer noch die Frage, wer sein Haus angezündet hat.«
»Wenn es vorher in der Zeitung stand …«
»Ja, dann war es vielleicht doch ein besorgter Bürger.«
Siebter Tag – Freitag
Freitagmorgen sind die juristischen Fragen geklärt. Kristina und ihre Mutter erscheinen auf dem Kommissariat. Silvia Stühler bringt wieder ihren Anwalt mit. Der geht zusammen mit seiner Mandantin in Roland Colberts Büro. Der Kommissar bittet Conrey dazu.
»Sie möchten, dass Ihr Anwalt dabei ist?«
»Ja.«
»Und Ihre Tochter?«
Der Anwalt schaltet sich ein. »Wir hoffen, dass wir sie so weit wie möglich aus allem heraushalten können.«
»Es geht aber um Kristina, nicht um Frau Stühler.«
»Das werden wir ja sehen.«
»Na gut, wenn Sie unbedingt eine Aussage machen möchten. Würden Sie mir bitte Ihren Namen sagen?«
»Ich heiße Silvia Stühler.«
»Wo wohnen Sie, Frau Stühler?«
»Hagebuttenweg 19. In Benningstedt.«
»Seit wann leben Sie dort?«
»Seit März 2005.«
»Wo haben Sie vorher gelebt?«
»In Fleurville.«
»Zusammen mit Ihrem Mann, Frank Stühler. Richtig?«
»Richtig.«
»Erinnern Sie sich an die Nacht vom Freitag auf Samstag letzter Woche?«
»Ja.«
»War Ihre Tochter Kristina in dieser Nacht zu Hause?«
»Sie war am Donnerstag und Freitag bei meinem Mann.«
»Hier in Fleurville?«
»Ja. Sie kam dann in der Nacht auf Samstag zu mir. Wir hatten das so abgemacht.«
»Wann kam sie?«
»Das weiß ich nicht mehr genau. Irgendwann um zwei Uhr morgens.«
»Sie waren noch wach?«
»Ja.«
»Sie sind berufstätig?«
»Ja.«
»Sind Sie immer so lange wach?«
»Es war Wochenende. Ich bin etwas ängstlich, was Kristina angeht. Sie ist erst sechzehn.
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