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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Wir haben die Vereinbarung, dass sie nicht später als zwei Uhr nach Hause kommt, und so lange bleibe ich wach.«
    »Verstehe. Und … als Kristina dann nach Hause kam … irgendwann gegen zwei Uhr … Sie erinnern sich ja nicht mehr so genau …«
    Der Anwalt von Silvia Stühler mischt sich ein. »Das klingt, als würden Sie meiner Mandantin nicht glauben. Warum ziehen Sie ihre Aussage in Zweifel?«
    »Ich ziehe ihre Aussage nicht in Zweifel. Ich wundere mich nur etwas.«
    »Was wundert Sie?«
    »Frau Stühler sagt einerseits, dass sie etwas ängstlich ist und auf die Rückkehr ihrer Tochter gewartet hat, andererseits erinnert sie sich nicht, wann sie gekommen ist.«
    »Was ist daran ungewöhnlich?«
    »Ich habe auch eine Tochter. Sie darf bis zwei Uhr wegbleiben. Wenn wir auf sie warten, sehen wir öfter mal auf die Uhr.«
    »Meine Mandantin hat nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Nein, offenbar nicht. Als Kristina dann zurückkam, ist Ihnen da irgendwas an ihr aufgefallen, Frau Stühler?«
    »Was?«
    »War sie aufgeregt? Erschöpft?«
    »Nein.«
    »War ihre Kleidung verschmutzt oder zerrissen?«
    »Nein.«
    »Sie war so wie immer.«
    »Ja, sie war so wie immer.«
    »Hat sie gesagt, was sie an dem Abend gemacht hat?«
    »Sie war im
Chaise Longue
, in Fleurville.«
    »Allein?«
    »Sie war mit einer Freundin dort.«
    »Mit Geneviève?«
    »Das ist möglich, die beiden kennen sich.«
    »Wir haben verschiedene Jugendliche befragt, die regelmäßig ins
Chaise Longue
gehen. Keiner von ihnen kannte Kristina. Woran kann das liegen?«
    »Sie geht nicht oft in die Disco.«
    »Meinen Sie damit, Kristina geht nur manchmal dorthin?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wenn sie manchmal dorthin gegangen wäre, hätte sie der eine oder andere doch sicher auf dem Foto erkannt, das Sergeant Conrey dort herumgezeigt hat.«
    Wieder mischt sich der Anwalt ein. »Können Sie bitte klar sagen, worauf Sie hinauswollen?«
    »Nach Stand unserer Ermittlungen war Kristina noch nie im
Chaise Longue
. Niemand dort kannte sie. Kein Einziger.«
    »Was für Schlüsse ziehen Sie daraus?«
    »Dass sie am Freitagabend zum ersten Mal dort war.«
    »Und das macht Sie in Ihren Augen verdächtig, Monsieur Colbert?«
    »Das macht sie nicht verdächtig. Es wundert mich nur, dass sie zu Hause nichts davon erzählt hat. So was ist ja ein besonderes Ereignis.«
    »Monsieur Colbert. Da Sie vorhin erwähnten, dass Sie eine Tochter in Kristinas Alter haben, dürfte Ihnen bekannt sein, dass Jugendliche in diesem Alter verschiedene Phasen durchlaufen und sehr unterschiedlich sind. Die einen erzählen so etwas vielleicht, andere tun es nicht. Worauf stützen Sieeigentlich Ihren Verdacht, dass Kristina nicht zwischen ein und zwei Uhr nach Hause kam?«
    »Wir haben eine Augenzeugin, die Geneviève um halb drei zusammen mit einem Mädchen in der Nähe des Tatorts gesehen hat.«
    »Hat die Augenzeugin Kristina identifizieren können?«
    »Kristina hat sich ja bis jetzt nicht bei uns gemeldet. Seit einer meiner Sergeanten sie am Tag nach der Tat vernommen hat, hat sie sich weder bei uns gemeldet noch hat sie ergänzende Aussagen gemacht. Meinem Sergeanten hat sie gesagt, sie sei nicht mit in die Discothek gefahren. Offenbar war sie aber doch da. Wir haben inzwischen die Aussagen von zwei weiteren Zeugen. Zwei junge Männer haben erklärt, dass sie mit Geneviève und einer Freundin von Geneviève zum Feensee gefahren sind. Einer der beiden hat Kristina auf dem Foto identifiziert. Die Jugendlichen sind um Viertel nach eins beim
Chaise Longue
aufgebrochen. Das heißt, sie waren so gegen halb zwei beim Feensee. Dort kam es zu Streitigkeiten. Das hat sicher zehn Minuten gedauert. Die Mädchen sind dann in den Wald gelaufen. Für den Weg zur Lichtung haben sie, selbst bei guter Ortskenntnis, mindestens dreißig Minuten gebraucht. Sie waren also frühestens um Viertel nach zwei dort oben. Selbst wenn Kristina gleich weitergelaufen ist, wogegen spricht, dass sie dort oben vermutlich gesehen wurde, wie sie sich beim Schuppen aufhielt, selbst dann kann sie frühestens um kurz nach drei zu Hause gewesen sein. Frau Stühler hat ausgesagt, dass Kristina gegen zwei zu Hause war. Da ergibt sich eine Differenz von über einer Stunde. Das ist eine große Differenz.«
    »Ich habe nicht auf die Uhr gesehen! Vielleicht war es drei! Vielleicht war es halb vier!«
    »Kristina war in einen heftigen Streit mit den Jungen verwickelt. Es ist zu Handgreiflichkeiten gekommen. Dann läuft sie in großer

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