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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Angst zusammen mit ihrer Freundin in den Wald, läuft bei günstigster Rechnung anderthalb Stunden, ehe sie zu Hause ist. Und das bei minus sechs Grad. Sie musskurz vor dem Zusammenbruch gewesen sein, als sie ankam! Sie haben ausgesagt … Conrey, was hat Frau Stühler gesagt?«
    Conrey blättert in seinem Notizbuch.
    »Ähm … Sie hat gesagt: ›Sie war so wie immer.‹«
    »Was Sie mir hier auftischen, stimmt von vorne bis hinten nicht. Und das, ohne dass wir Ihre Angaben überhaupt mit unseren übrigen Recherchen abgeglichen haben. Wollen Sie bei Ihrer Aussage bleiben?«
    »Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nicht auf die Uhr gesehen habe. Kristina kam nach Hause, hat mir vom Flur aus kurz Gute Nacht gesagt und ist dann auf ihr Zimmer gegangen. Ich konnte nicht sehen, ob sie erschöpft war.«
    »Vom Flur aus, wie darf ich mir das vorstellen?«
    »Sie hat kurz ins Zimmer geguckt und Gute Nacht gesagt.«
    »Trotzdem konnten Sie feststellen, dass ihre Kleidung in Ordnung war.«
    »Ja, das konnte ich feststellen.«

    Nachdem Silvia Stühler und ihr Anwalt gegangen sind, berät sich der Kommissar kurz mit Conrey.
    »Dein Eindruck?«
    »Da stimmt nichts. Die Zeiten, Kristinas Zustand, nichts.«
    »Würde ich auch sagen, nur … Warum ist die überhaupt hier erschienen?«
    »Wir haben sie gesucht.«
    »Das meinte ich nicht. Ich meinte … die Art, wie sie sich in den Vordergrund gespielt hat.«
    »Wie?«
    »Als ob es um sie ginge!«
    »Sie will ihre Tochter beschützen, das ist doch ganz normal.«
    »Sie hat ihrer Tochter doch echt einen Bärendienst erwiesen. Warum hat sie diese bescheuerte Aussage gemacht?«
    »Was willst du damit sagen? Dass sie es war?«
    »Nein, aber warum? Warum hat ihr Anwalt sie nicht davon abgehalten?«
    »Du weißt doch, wie manche von denen sind. Die machen aus einer Mücke einen Elefanten. Wegen Geld.«
    »Da kann einem Kristina fast leid tun.«
    »Sprich erst mal mit ihr. Dann siehst du ja, wie sie drauf ist und alles.«

    Bei der Vernehmung von Kristina darf der Anwalt von Silvia Stühler nicht dabei sein. Und das ist nicht Roland Colberts Entscheidung. Kristina selbst will nicht, dass der Anwalt dabei ist.
    »Hallo, Kristina, setz dich bitte.«
    Kristina wirkt eingeschüchtert. Roland Colbert fühlt sich sofort unwohl.
    »Warum wolltest du nicht, dass der Anwalt dabei ist?«
    »Weil der alles so dreht, dass ich lügen muss. Ich will aber nicht lügen.«
    Roland Colbert sieht Kristina an. Sie ist tatsächlich unscheinbar.
    Max hatte das zweite Mädchen, das angeblich mit im Auto saß, als unscheinbar beschrieben. Er hatte sogar behauptet, dass er sich bei der ersten Vernehmung nicht mehr an dieses zweite Mädchen erinnerte. Auch von den Zeugen in der Discothek, die dabei waren, als Philippe, Thomas, Max und Geneviève in den goldenen Admiral einstiegen, hatte nur eine junge Frau davon gesprochen, dass noch jemand mit im Auto war. An Geneviève hatten sich alle erinnert. Die Schöne und die Unsichtbare. Vielleicht gab es so was ja tatsächlich. Unsichtbare Frauen.
    Roland Colbert überlegt, woran das liegt. Die Antwort ist einfach. Kristina ist wirklich grau angezogen. Grünlich und grau. »Die graue Maus« hatte Max sie genannt, weil er ihren Namen nicht kannte. Hässlich ist sie nicht … weder hässlich noch schön. Aber sie ist mutig und kann sich durchsetzen. Als es vorhin darum ging, ob ihr Anwalt beim Verhör dabei ist oder nicht, hatte sie keinen Millimeter nachgegeben.
    »Also gut, Kristina. Fangen wir an. Ich werde hin undwieder was aufschreiben. Lass dich davon nicht nervös machen.«
    »Okay.«
    »Gut. Erzähl mir doch bitte, was an dem Abend passiert ist. Warst du mit Geneviève verabredet …?«
    »Ich will erst was anderes sagen.«
    »Und was?«
    »Ich bin schuld, dass Geneviève tot ist. Und ich habe gelogen. Aber nur einmal. Als ihr Sergeant mich das erste Mal gefragt hat, da wusste ich noch nicht, dass Geneviève tot ist. Aber als er das zweite Mal kam, da habe ich gelogen, da wusste ich, dass ich sie getötet habe. Da habe ich gesagt, dass ich nicht mit im
Chaise Longue
war. Aber das stimmt nicht. Ich bin Geneviève hinterhergefahren.«
    Roland Colbert wundert sich. Dieses Schuldeingeständnis kommt ihm ein bisschen zu schnell. Warum macht sie das? »Und warum bist du schuld an ihrem Tod?«
    »Weil ich sie festgehalten habe, als wir am Schuppen waren. Sie hat sich losgerissen und ist gegen einen Holzpfeiler gefallen. Ja, und dann ist was Großes runtergefallen. Von

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