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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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wenn er meint, dass sie sich auszahlen. Dieser kleine Rest an Beweglichkeit ist ja mit eingebaut ins System administrativer Verfügung.
    Und tatsächlich! Es geschieht etwas, dort im Schnee! Nein, kein Gedanke. Keine Inspiration. Nur eine Bewegung des Körpers. Sergeant Ohayon dreht sich um 125 Grad nach links. Die Qualität der Bewegung? Dynamisch? Entschlossen? Eher wie ein Pinguin. Eigentlich genau wie ein Pinguin. Aber die Qualität der Drehung ist nicht ausschlaggebend. Ausschlaggebend ist die Endposition. SergeantOhayon blickt am Haus der Hexe vorbei, hinüber zum Wald. Dahin, wo Grenier den Mann gesehen hat.
    Das ist alles, was hier geschieht.

    Als Roland Colbert sein Haus betritt und ruft, bekommt er keine Antwort. Dabei hatte er doch von draußen einen Schatten gesehen, der sich im Wohnzimmer hin und her bewegt. Was soll das?
    Als er ins Wohnzimmer kommt, ist ihm sofort klar, dass etwas Einschneidendes vorgefallen sein muss.
    Juliet geht hin und her, nimmt Bücher aus dem Regal, trägt sie in die Mitte des Raums und schleudert sie wütend auf den Flokati. Die Möbel hat sie kreuz und quer verrückt.
    »Hallo! Ich bin wieder da!«
    Juliet bleibt stehen, sieht ihn an. Erkennt sie ihn nicht?
    »Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?« Keine Antwort. »Wo ist Sina?«
    »In ihrem Zimmer. Sie hat sich eingeschlossen.«
    »Ist sie wieder beleidigt oder was?«
    Warum belustigt sie die Frage?
    »Vielleicht ja, vielleicht nein. Wer weiß schon, was zu was führt? Wissen Sie es, Herr Kommissar?«
    »Was ist denn los, Juliet?«
    »Wir waren heute beim Friseur.«
    »Das sehe ich.«
    Roland Colbert hat genug Erfahrung mit Frauen, um zu ahnen, was passiert sein könnte, aber das erklärt ja noch lange nicht, warum sie die Bücher auf den Boden schmeißt.
    Irgendwie Umbruch …
    Und genau das erklärt Juliet ihm auch. Aber sie redet so schnell, wechselt so oft die Perspektive, dass er überhaupt nichts versteht. Er hört trotzdem zu, beweist also Geduld. Denn so wütend sich Juliet auch aufführt, so eindeutig sie gegen ihn ist, das ändert nichts daran, dass sie für ihn die beste aller Frauen ist. Gerade heute. Er versteht wirklich überhaupt nicht, wovon sie redet. Irgendwie geht es darum, dasser so lange weg war und dass sie ihn gebraucht hätte. Aber warum findet sie das so lustig? Und wer ist Monsieur Joiet? Wer ist Monsieur Chevrier? Sie hat sich offenbar in irgendwas reingesteigert. So was kommt vor. Wenn er jetzt nachfragt oder widerspricht … nein, sie muss das jetzt loswerden und wird sich schon irgendwann beruhigen.
    Aber nicht heute! Noch bevor irgendwas sich beruhigt, schiebt sie ihn nämlich zum Ausgang.
    »Es hat nichts mit dir zu tun.«
    Ihr letztes Wort. Dafür sagt sie den Satz drei Mal.
    Und so steht er plötzlich vor seiner eigenen Haustür und versteht gar nichts mehr. Wenn sie allein sein will, warum geht sie dann nicht in ihre Wohnung? Direkt nebenan!
Es hat nichts mit dir zu tun!
Wenn Juliet gesagt hätte: »Hau ab, du Arschloch! Kümmere dich um deine Verbrecher! Wir sind dir doch sowieso egal!« … Damit wäre er klargekommen, aber:
Es hat nichts mit dir zu tun
.
    Er steht noch immer vor seiner Haustür, und noch immer ist er kein bisschen wütend. Im Gegenteil. Noch nie war er sich so sicher, bei Juliet an die Richtige geraten zu sein.
    Schließlich geht er. Was bleibt ihm auch anderes übrig. Eins immerhin ist ihm völlig klar, nämlich was die Anziehung ausmacht, zwischen Mann und Frau.
    Roland übernachtet also in einer Pension dreihundert Meter von seiner Wohnung entfernt. Aber er schläft nicht. Dafür ist er viel zu aufgeregt. Der Rausschmiss hat eine ganz verdrehte Wirkung auf ihn. Er stachelt ihn an. Sich ihr schon bald wieder zu nähern, sie neu zu erobern, diesmal mit gefestigten Absichten. Ja. In Barcelona würden sie Zeit haben für all das Wichtige, das er viel zu lange aufgeschoben hat.

Achter Tag – Samstag
    Am nächsten Morgen im Kommissariat fühlt sich Roland Colbert jeder Situation gewachsen. Letzte Nacht ist ihm endgültig klar geworden, dass sein Beruf viel zu viel Raum einnimmt. Wie stark das war, dass sie ihn vor die Tür gesetzt hat. Ohne Wenn und Aber. Sie hat ihm damit, so meint er jedenfalls, klargemacht, dass sie sich so was nicht gefallen lässt, dass er tagelang nicht nach Hause kommt. Und sie hat völlig recht. Er hat sich also vorgenommen, in Zukunft mehr Arbeit zu delegieren und nicht mehr so vollständig einzutauchen in die Welt der Indizien und

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