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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Verstört. Total verfroren. Am nächsten Tag liest sie in der Zeitung, dass Kristinas beste Freundin ermordet wurde. Sie schließt daraus, dass ihre Tochter die Mörderin ist,bringt sie weg. Dann taucht sie hier auf und versucht, ihre Tochter zu schützen, indem sie lauter Unsinn erzählt. Das ist sozusagen der tragische Moment. Ich denke, dass Rolands Verhalten damit zusammenhängt. Wär mir auch nicht anders gegangen.« Keiner widerspricht. »Offen ist nur noch die Geschichte mit dem anonymen Anruf bei der Zeitung und der Brandanschlag auf Heimann.«
    Grenier hat eine Vermutung. »Wahrscheinlich war das Madame Darlan. Sie hat was dagegen, dass sich die Jugendlichen da rumtreiben, und sie hat was gegen Männer. Heimann hat ja zugegeben, dass er bei ihr war. Er kennt nicht viele Leute hier in Fleurville … Vielleicht hat er ihr das mit der Sechsjährigen erzählt. Und als Madame Darlan dann ein totes Mädchen findet, denunziert sie ihn.«
    »Aber warum bei der Zeitung und nicht bei uns?«
    »Wenden sich ja heutzutage viele an die Öffentlichkeit mit ihren Wehwehchen. Ja, und die Zeitung bringt’s dann auch gleich raus, und irgendein Bürger fühlt sich berufen, den Kinderschänder auszuräuchern. Wen du da am Waldrand gesehen hast, Grenier …? Vermutlich einfach einen Unbeteiligten, der nichts mit der Polizei zu tun haben wollte.«
    Ohayon nickt. »Danke, Conrey, für die Zusammenfassung. Schreibst du den Bericht?«
    »Nee, Ohayon! Das ist der Job vom Chef. Und der bist du.«
    Grenier traut ihren Ohren nicht. »Abschließen? Was wollt ihr abschließen? Wir haben weder Philippe als Täter ausgeschlossen, noch wissen wir, ob die Walze wirklich da oben auf den Holzbrettern lag!«
    Conrey kommt nicht mehr dazu zu widersprechen. Resnais stürmt rein, ohne anzuklopfen.
    »Habt ihr schon Zeitung gelesen? Hier:
Kommissar quält Schülerin!
«
    Ohayon macht Resnais mit einer Handbewegung klar, dass seine Neuigkeit im Moment niemanden interessiert und fasst dann einen Entschluss: »Los, Grenier, trommle deineLeute zusammen. Wir klären das mit der Walze. Und zwar sofort.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Ich will endlich Klarheit. Lag sie da oben? Könnte sie runtergefallen sein? Ich hab keine Lust mehr, im Dunkeln zu tappen. Also machen wir das jetzt.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Richtig.«
    Grenier geht also zum Telefon, um einige Männer beim Abendbrot zu stören.

    So viel Licht! Grenier ist auf Nummer sicher gegangen. Ohayon hat ja recht! Auch ihr reicht es allmählich mit dem Geheimnis des alten Schuppens und all den Deutungen. Eine kleine, stabile Plattform ist errichtet worden, und natürlich haben Greniers Mitarbeiter rumgemault: »Hätte das nicht bis morgen warten können?«
    »Nein. Und je weniger ihr redet, desto schneller sind wir hier fertig.«
    Allerdings ist ihr hier und jetzt in der Kälte auch nicht mehr so ganz klar, warum Ohayon auf dieser Nachtaktion bestanden hat. Wirkliche Größe erreicht das ganze Arrangement allerdings erst dadurch, dass auch Ohayon es nicht weiß. »Es muss jetzt mal irgendwie weitergehen, oder!«
    Grenier steigt also auf die Plattform, die sie direkt neben einem Holzpfeiler aufgestellt haben. An diesem Holzpfeiler hat der Erbauer des Schuppens einen ordentlich breiten Holzklotz festgeschraubt, auf dem wiederum ein Brett auflagert. Auch das Brett ist dank zweier Nägel ordentlich befestigt.
    Grenier hat die Walze dabei.
    »Positiv! Komm hoch, Ohayon.«
    Ohayon steigt also auf die Plattform. Und so stehen sie zuletzt beide dort oben im Licht, und Grenier beugt sich ganz langsam und legt die Walze ab. Es ist eine Bewegung, die fast zärtlich wirkt, und auch Ohayons Blick ist voller Anteilnahme.Die Männer stehen unten und sehen das alles und sind nun vollständig davon überzeugt, dass hier etwas geschieht, das bedeutend ist.
    »Deutlicher geht’s nicht.«
    Am Rand des Bretts befindet sich ein rostiger Abdruck, der präzise unter die Walze passt.
    »Verdammt knapp am Rand, das kann man sagen, oder?«
    »Versuchen wir unser Glück.«
    Sie steigen von der Empore, Ohayon bekommt einen Helm und wirft sich gegen den Tragbalken. Im nächsten Moment schreit er auf. Die Walze hat ihn beim Herabfallen zwar nur an der Schulter gestreift, aber der Schmerz war doch stark.
    Sie wiederholen den Versuch sechs Mal. Und jedes Mal kommt die Walze runter. Sie landet stets an derselben Stelle, springt hoch und rollt ein Stück vom Schuppen weg.
    »Eindeutig, oder?«
    Grenier widerspricht zwar nicht, ist aber

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