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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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das so eine Sache, das weiß der Mann. Es kann Wochen dauern, auch wenn es so aussieht, als würde die Knospe fast platzen.

    Vom Fundort des Jungen bis zur Lichtung. Das ist ein ganz schöner Marsch. Zwei Kilometer. Der Gerichtsmediziner ist eingetroffen und überwacht den Abtransport der Leiche. Conrey sieht zu. Geneviève Mortier ist kein anonymes Opfer. Nicht für Conrey.
    Roland Colbert und Ohayon gehen am Schuppen vorbei auf die andere Seite der Lichtung.
    »Was war eigentlich vorhin da beim Schuppen los? Sah aus, als wäre Grenier ziemlich wütend. So wie sie auf die Jungs mit ihren Schneeschaufeln losgegangen ist.«
    »Ja, mich hat sie auch noch zur Schnecke gemacht.Es darf nichts angerührt werden, nicht mal der Schnee!«
    Sie erreichen den Waldweg, der zu Ohayons Wagen führt. Irgendwo, mitten im Schnee, übertreten sie die grüne Grenze nach Deutschland.
    »Wenn der Täter von hier gekommen ist, aus Deutschland, dann wird es schwierig. Hab ich doch recht, oder?«
    Der Kommissar bleibt stehen. Er weiß jetzt, warum Marie Grenier sich bei dem toten Mädchen so beeilt hat und auf dem Parkplatz im Schnee rumgekrochen ist. Vor über zwei Stunden. Als die Schneedecke noch nicht so dick war wie jetzt.
    »Du denkst an was, oder?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na, weil du stehen geblieben bist und so ein Gesicht machst.«
    Ohayon hat recht. Roland Colbert denkt. Obwohl … Wenn man es genau nimmt, sind es nicht direkt Gedanken. Es ist ein Gefühl. Ein gutes. Das Kommissariat von Fleurville ist unbedeutend. Alle wissen das. Meist sind sie mit Bagatellen befasst. Mord ist was Großes. Und so wie es im Moment schneit, ist anzunehmen, dass keiner kommt. Keiner wird ihnen den Fall wegnehmen. Und wenn sie erst mal angefangen haben zu ermitteln, wird ihnen erst recht keiner mehr dazwischenfunken. Mord, das passiert nur ganz selten bei ihnen. Und Mord kann kompliziert sein. Sie werden beweisen müssen, dass sie gut genug sind für einen Mord. Roland Colbert denkt also etwas, das ein Kommissar eigentlich nicht denken soll. Er hofft, dass der Fall nicht zu einfach ist. Dass die Sache ein gewisses Maß an Komplexität in sich trägt.

    Die Schwester steht neben ihm, und ihr Vertrauen ist zwar nicht grenzenlos, aber doch sehr stark.
    Professor Galinski ist ein guter Arzt. Vor allem ist er ein guter Diagnostiker. Aber heute ist Professor Galinski nicht ganz bei der Sache. Er wollte eigentlich eine Oberschwester aus Lyon untersuchen. Es wird eine schwierige Operationwerden, die eine gründliche Voruntersuchung nötig macht. Aber seine Patientin ist noch nicht da. Der Transport ist im Schnee stecken geblieben. Professor Galinski weiß genau, wer da kommt. Die Patientin, auf die er wartet, war in Lyon Oberschwester in dem Krankenhaus, in dem er vor fünfzehn Jahren als Arzt angefangen hat. Dass er heute ein so guter Diagnostiker ist, verdankt er ihr. Schwindelanfälle. Ein taubes Gefühl in den Zehen und Schwierigkeiten beim Schreiben. Ihre Selbstdiagnose war präzise, und wie immer lag sie richtig. Es ist eine Sache auf Leben und Tod. Seine Lehrmeisterin hat darauf bestanden, dass er sie operiert. Eine große Ehre, eine noch größere Last. Professor Galinski ist nicht ganz bei der Sache.
    »Wer hat den Jungen gebracht?«
    »Der König.«
    »Hm.«
    Professor Galinski hat seine Untersuchung abgeschlossen und diagnostiziert, dass der Junge stark unterkühlt ist. Außerdem riecht der Patient nach Alkohol. Eine Blutuntersuchung macht Professor Galinski nicht. Er geht in Gedanken die schwere Operation durch. Der Junge wird einfach in ein Bett gelegt. Der Arzt geht davon aus, dass er sich bald erholen wird. Was den letzten Punkt angeht, liegt Professor Galinski falsch.

    Der König ist zufrieden. Der Kapitän hat ihn nicht im Stich gelassen. Obwohl der Opel mit seinem Heckantrieb nicht ideal ist für Fahrten im Schnee. Jetzt liegt der Kapitän neben zwei Opel Admiral vor Anker und schneit langsam ein. Der König ist vor zwei Stunden angekommen. Seit einer Stunde sitzt er in einem Stuhl, der einem Thron ähnelt, und blickt über sein Reich. Den Thron hat er selbst gebaut. Aus alten Autoteilen. Der Thron ist nicht nur prächtig, sondern auch sehr stabil. Das muss er sein, denn der König ist ungeheuer dick.
    Der König ist zufrieden. Alles ist so, wie es sein soll. Es warein Zwischenfall ohne weitere Folgen. Er blickt zu den Schuppen rüber. Die Schuppen sind verschlossen. Aber der König weiß, was sich in den Schuppen befindet. In

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