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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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erwischt.«
    »Was ist mit der DNA von Heimann? Wo bleiben überhaupt die ganzen Ergebnisse von der Gerichtsmedizin?«
    »Guck aus dem Fenster.«
    »Es gibt ja auch Telefon!«
    »Die Proben sind unterwegs, aber …«
    »Gut. Conrey, ruf noch mal im Krankenhaus an. Vielleicht ist dieser Junge … Wie hieß der, Grenier?«
    »Thomas Baffour.«
    »Vielleicht ist der inzwischen aufgewacht. Wir wissen zu wenig darüber, was am See passiert ist. Und versuch weiter, diesen deutschen Kommissar zu erreichen. Wir müssen abklären, was Heimann damals gemacht hat. Seine Version haben wir. Mich interessieren die Verdachtsmomente. Letzte Frage: Hat sich einer von euch Gedanken darüber gemacht, wer diese beiden anonymen Anrufer waren?«
    »Zwei?«
    »Einer hat angerufen und uns informiert, dass da Jugendliche im Wald unterwegs sind. Das war Viertel nach fünf. Wer hat den Anruf eigentlich entgegengenommen?«
    »Resnais.«
    »Gut. Und irgendwann ruft dann auch noch jemand bei der Zeitung an und denunziert Walter Heimann. Wer war das? Und warum ruft er nicht bei uns an?«
    Sie schweigen.
    »Komm, Ohayon. Wir fahren noch mal zu Madame Darlan. Ich will wissen, wie gut sie Walter Heimann kennt und wann er das letzte Mal da war.«
    »Ihr werdet nicht hinkommen, guck nach draußen.«
    Grenier behält recht. Roland Colbert und Ohayon bleiben kurz hinter der Stadtgrenze von Fleurville stecken.
    »Geht nicht, Roland, oder nur mit dem Hubschrauber.«
    »Kann das denn sein? Anfang November?«
    »Ich hab dir doch von dem Film erzählt, den ich gesehen habe …«
    »Lass mich in Ruhe mit dem Scheiß!«
    Dann ruft Conrey an. Thomas Baffour ist noch nicht aufgewacht. Ende der Fahnenstange. Es kommt nichts mehr rein an diesem Sonntag.

    Der Mann aus dem Auto sitzt in einem bequemen Sessel und denkt nach. Er weiß, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Etwas, das logisch war, hat sich als Fehler herausgestellt. Er fragt sich, wie ihm das passieren konnte. Nach einiger Zeitkommt er drauf. Er hat bei seinem Plan zu sehr das Ergebnis im Auge gehabt. Seine eigene Logik. Aber die ist gefährlich. Er darf sich nur an die Logik halten, die außerhalb seiner selbst liegt. Er hat gedacht, was er denken wollte. Das darf ihm nicht noch einmal passieren.
    Jetzt ist er in Gefahr. Er hat die Gefahr geradezu heraufbeschworen. Und das ausgerechnet mit einer Maßnahme, die seiner Sicherheit dienen sollte. Er muss handeln. Er macht also einen neuen Plan. Diesmal denkt er nur in der Konsequenz der äußeren Logik. Er wird warten, bis die Zeitung wieder etwas schreibt. So lange zu warten, muss er riskieren. Die Zeitung wird den Startschuss geben. Ohne dass jemand etwas weiß. Außer ihm. Wenn er Glück hat, werden sie schon morgen etwas schreiben, das sein Handeln rechtfertigt. Rechtfertigt in den Augen derer, die nichts von ihm wissen. Das ist logisch und gut! Es gefällt ihm, aus der Distanz heraus zu operieren.

Dritter Tag – Montag
    Die Besprechung am Montagmorgen verzögert sich. Einige kommen wegen des Schnees zu spät, andere, die nicht in Fleurville wohnen, kommen gar nicht. Wenigstens hat es aufgehört zu schneien. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage prophezeit allerdings, dass die Temperaturen weiter unter dem Gefrierpunkt bleiben. Als Roland Colbert den Besprechungsraum betritt, wird engagiert debattiert. Die Gespräche drehen sich dabei weniger um die toten Jugendlichen als ums Wetter, Winterreifen und darum, wann die Straßen geräumt werden.
    »Immerhin hat es letzte Nacht keine Verkehrsunfälle gegeben!«
    »Da hast du recht, Grenier. Da hat sie recht, oder?«
    »Ich hatte zwei Pakete Salami mitgebracht, wo sind die?«
    Roland Colbert versteht das alles. Er versteht, dass manche es eben nicht pünktlich schaffen, er versteht, dass es nichts bringt, ungeduldig zu sein, er versteht sogar, dass Schnee im Winter kein böser Wille ist. Trotzdem.
    »Warum, verdammt, sind wir nicht vollständig?«
    »Guck aus dem Fenster. Ist wieder Kaffee da?«
    »Zwei Pakete. Stehen unten im Schrank.«
    Dann kommt Resnais. »’tschuldigung, bin zu spät, weil … kalt ist es! Minus acht Grad! Ist wieder Kaffee da?«
    »Bin schon dabei.«
    Roland Colbert stellt sich ans Kopfende des Tischs und zeichnet eine grobe Skizze des Tatorts und der Umgebung an eine Tafel. Dass noch eine Tafel verwendet wird und keinOverheadprojektor, ist ein Zugeständnis daran, dass er zwei Meter groß ist und lieber in der Vertikalen zeichnet. Dann geht es noch mal um die Salami,

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