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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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ihrer besten Freundin von damals fällt ihr sofort ein. Sie waren in Italien. Mit der Bahn. Genau! Da ist das Bild her! Ihr gemeinsamer Italienurlaub. Hanna schläft noch auf ihrem Bild. Zusammengekrümmt liegt sie auf der Bank des Zugabteils. Juliet hört auf zu schälen. Hanna und ich … Warum ist das eigentlich auseinandergegangen, damals?
    Zuerst meint sie, ein Junge wäre der Grund gewesen, aber … Nein! Hanna und sie waren nicht wegen eines Jungen auseinandergegangen.
    »Gibt’s heute Hähnchen?«
    »Sieht fast so aus, warum fragst du?«
    »Ich überlege, ob ich vielleicht Vegetarierin werde.«
    »Willst du noch vor dem Essen Vegetarierin werden?«
    »In Filmen und Büchern wird doch ziemlich oft von jemandem gesagt, dass er einen liebt…«
    »Hat dir jemand gesagt, dass er dich liebt? Ist er Vegetarier?«
    »Gut, dann eben nicht.«
    Danke. Juliet schneidet die Kartoffeln in Scheiben, hört dann auf und weiß gar nichts mehr. Sie betrachtet das Hähnchen und es kommt ihr seltsam fremd vor in seiner Nacktheit. Und genau aus dieser unerklärlichen Fremdheit des Hähnchens wird etwas entstehen, das ihr Leben und das von Roland Colbert dauerhaft beeinflussen wird.

    Nichts! Zu viel und gleichzeitig nichts! Sergeant Conrey geht seine Aufzeichnungen durch. Sind ja ganz schön viele Namen gefallen! Erst im
Chaise Longue
, später in der Schule. Sergeant Conrey überprüft, ob ein Name häufiger auftaucht, kann aber nichts Auffälliges finden. Sergeant Conrey kennt sich. Wenn er jetzt nichts für seinen Kopf zu tun bekommt, kann er sich nicht mehr konzentrieren. Dann sitzt er rum, so wie Ohayon das oft tut. Ohayon lässt sich gehen, wandert ziellos im Kommissariat herum … Oder er steht imGlaskasten und gießt seinen bescheuerten Gummibaum! Ohayon ist Conreys Stachel. Niemals will er so werden. So gesehen ist Ohayon Conreys große Stütze. Immer wenn die Motivation nachlässt, denkt er: niemals wie Ohayon! Aber leider findet Sergeant Conrey heute trotz aller Anstrengung keinen Gedanken, an dem er sich abarbeiten kann. Das passiert immer nur bei so großen Sachen wie Mord. Dann werden sie alle freigestellt, und wenn da keine Informationen kommen und keiner eine Idee hat, gibt es diese Momente, wo die Gefahr besteht, sich gehen zu lassen. Niemals wie Ohayon! In größeren Städten ist das anders, das weiß Conrey. Da gibt es mehrere Delikte, die parallel bearbeitet werden, da ist immer was zu tun.
    Sergeant Conrey merkt, dass der Drang, in die Kantine zu gehen, stärker wird. Er könnte was essen. Vielleicht eine Zigarette rauchen. Nein! Irgendwie will er es heute wissen. Beweisen, dass er was drauf hat. Und er ahnt auch, woran das liegt. Er hat schon vorhin an seine Zeit in der Schule gedacht. Sie waren heute im Gymnasium, er und Ohayon. Und die Schule ist Conreys wunder Punkt. Seine Freunde von damals … Bions, Celnier und Pelier. Über zwanzig Jahre ist das her. Niemals hätte er gedacht, dass ihm das so nachhängen würde. Dass er immer schlecht war. Dass er gespürt hatte, dass seine geistigen Fähigkeiten eindeutig unter denen seiner Mitschüler lagen. Er hatte es natürlich gemerkt, aber er hatte sich damals anders definiert. Er war gut in Sport. Niemand ahnte, was für eine Bedeutung das alles später für ihn haben würde. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen zu studieren. Neuerdings fragte er sich, warum. Bions und Celnier hatten studiert, er und Pelier nicht. Bions und Celnier lebten schon lange nicht mehr in Fleurville. Sie waren zum Studieren weggegangen und nie wiedergekommen. Pelier war sein bester Freund gewesen. Er war mit dem Auto verunglückt und seit zehn Jahren tot. Bions und Celnier, ich und Pelier … Pelier hatte am besten ausgesehen. Ihm liefen die Mädchen nach. Er selbst war auch ganz gut angekommen. Ich und Pelier … Sergeant Conrey nimmt sich nochmal die Liste vor. So viele Namen … Wie viele Menschen man kennt, wenn man jung ist…
    Sergeant Conrey merkt, was da gerade in seinem Kopf passiert. Ahnungen, alles verschwommen … Ganz kurz meint er, dass sie etwas Wichtiges übersehen haben, dass alles viel komplizierter ist, weil Geneviève so viele Leute kannte. Sergeant Conrey drückt den ganzen Firlefanz weg. Mit Ahnungen, das weiß er, kommt man nicht weiter.

    Der Sturm hatte sich ziemlich schnell gelegt. Das können Juliet und Sina ganz gut. Sturm entfachen und Sturm legen.
    Jetzt sitzen sie am Küchentisch, Sina trinkt Tee, Juliet erzählt von Hanna. Wie Sina es geschafft hat,

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