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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Juliet zu entlocken, woran sie beim Schälen der Kartoffeln so intensiv gedacht hatte …
    »… Ja, und in Rom haben Hanna und ich dann diese beiden schwedischen Mädchen kennengelernt. Wir haben erst über die Sehenswürdigkeiten geredet und dann über Kunst. Über Jungs oder so? Kein Wort! Das war dann also unser Thema. Kunst. Und Hanna ist voll darauf eingestiegen. Dabei hat sie sich vorher nie für so was interessiert! Wir sind die nächsten Tage in lauter Museen und Kirchen gewesen. Und Hanna, die war auf einmal ganz anders, tat so, als würde sie alles verstehen. Ich kam mir total dumm vor. Dabei hatte ich Kunst als Leistungskurs. Nach ein paar Tagen war mir klar, dass ich Hanna richtig peinlich war. Außerdem hatte ich keine Lust, immer nur über Kunst zu reden. Ich wollte mir Geschäfte angucken, ein paar Sachen kaufen, tanzen gehen. Und das hab ich Hanna dann auch gesagt.«
    Juliet hört auf zu sprechen. Sie sieht alles genau vor sich. Das Zimmer. Hanna. Die ganze Situation.
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Weiß ich nicht mehr genau. Irgendwas Blödes. Danach war ich allein.«
    Juliet weiß, dass sie etwas ganz Wichtiges vergessen hat, ihr fällt nur im Moment nicht ein, was.
    »Und was hast du dann gemacht?«
    »Weil ich nicht wusste, was ich ohne Hanna überhaupt in Rom sollte, lief ich zwei Tage lang durch die Stadt. Erst fühlte ich mich noch stark, aber dann war ich nur noch traurig.«
    »Warum bist du denn nicht nach Hause gefahren?«
    »Weil ich nicht aufgeben wollte!«
    Sina nickt ruhig und trinkt dann einen Schluck Tee.
    »Hanna hab ich nur noch nachts gesehen. Das war kaum auszuhalten, mit meiner besten Freundin im selben Zimmer zu sein, wo doch schon längst klar war, dass sie gar nicht mehr meine beste Freundin war, sondern eine Verräterin. Irgendwann meinte Hanna dann, dass sie mit den beiden Schwedinnen nach Sizilien fährt, und am nächsten Tag war sie weg.«
    »Na, was ein Glück!«
    »Ich bin noch eine ganze Woche in Rom geblieben. Drei Romane hab ich gelesen! Ich war gar nicht mehr in der Stadt, nur noch auf dem Zimmer oder zum Essen unten im Aufenthaltsraum. Aber weißt du, Sina, was das Merkwürdigste an der ganzen Geschichte ist?«
    »Nee.«
    »Dass ich das alles total vergessen hatte!«
    »Aber damals, warst du da nicht auch wütend?«
    Das ist mal was ganz Neues. Dass Sina Fragen stellt.
    »Natürlich war ich wütend. Aber was sollte ich machen? Ich konnte Hanna ja schlecht verprügeln.«
    »Jedenfalls ist Verrat das Schlimmste überhaupt.«
    »Ja.«
    »Könntest du dir vorstellen, jemanden zu ermorden? Wenn du wütend bist.«
    Juliet wundert sich. So hat Sina noch nie geredet.
    »Wie kommst du auf so was?«
    »Weiß nicht. Vielleicht, weil du von Verrat gesprochen hast. Oder … Man fragt sich doch manchmal, wie man tickt.«
    Juliet muss lachen. Ja, Sina hat recht. Vielleicht sollte sie sich tatsächlich mal fragen, warum sie schon ein paar Mal darangedacht hatte, Monsieur Joiet zu ermorden. Und wie war das damals mit Hanna gewesen? War sie wirklich nur traurig gewesen, als die mit ihren neuen Freundinnen abzog? War da nicht noch was anderes gewesen?
    Wut.
    Sinnlose Wut.

    Als Conrey ihr Büro betritt, starrt Grenier so konzentriert auf ihren Bildschirm, dass es schon etwas Beängstigendes hat.
    »Du, Grenier!«
    »Was? Ach, du bist es.«
    »Dieser Junge. Philippe. Kannst du mir zeigen, wo der lag?«
    »Du warst doch dabei.«
    »Ich will einen Plan. Einen genauen Plan, wo alles eingezeichnet ist. Wege, Höhenlinien … Einen richtigen Plan.«
    Grenier glotzt Conrey an, als wäre sein Wunsch vollkommen unerklärlich.
    »Also, hast du so was? Einen genauen Plan?«
    Grenier steht auf und Conrey sieht, dass ihr das schwerfällt. »Ist was mit deinem Rücken?«
    »Hab nur zu lange gesessen.«
    Grenier holt einen Plan aus dem Schrank, breitet ihn aus.
    Bei Grenier ist es immer ordentlich, da kann man was ausbreiten. Sergeant Conrey kommen komische Gedanken. Er kann gar nichts dagegen machen, sich verschiedene Sachen mit Grenier vorzustellen. Er verbietet sich die Gedanken.
    »Hier kannst du alles sehen. Das ist die Straße, die von Fleurville kommt. Der Parkplatz. Da ist der schmale Waldstreifen, zwischen dem See und der Straße. Und hier, auf der anderen Seite des Sees, ist der richtige Wald. Der Wald von Fleurville. Das ist die Lichtung mit dem Hexenhaus. Und da lag das erste Opfer.«
    »Und der Junge? Philippe! Wo lag der?«
    Grenier überlegt kurz und zeigt Conrey die

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