Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
Vom Netzwerk:
Stelle.
    »Ungefähr hier.«
    »Wieso ungefähr?«
    »Wir haben ihn ja nicht eingemessen im Wald. Warum willst du das so genau wissen?«
    »Weil ich mich frage, wie er da hingekommen ist.«
    »Zu Fuß, wie sonst? Als die da im Wald unterwegs waren, lag ja noch nicht so viel Schnee. Ich versteh gar nicht, was du willst.«
    »Ich versuche herauszufinden, ob er auf dem Rückweg erfroren ist. Ich meine, nachdem er zum Beispiel das Mädchen erschlagen hat.«
    »Aber warum lag er dann da unten? Zwei Kilometer vom Tatort entfernt. Und auch noch in der falschen Richtung!«
    Conrey zeigt auf den Plan.
    »Was ist das? Das ist doch das Zeichen für einen Weg, oder?«
    »Ja, aber der führt unten am Waldrand entlang.«
    »Wir wissen nicht, ob Philippe irgendwann mal bei Madame Darlan war, oder?«
    »Doch, das wissen wir. Roland hat gesagt, dass er nie da war. Max hat das behauptet. Passt auch nicht, vom Profil her. Was sollte ein Aufreißer wie Philippe bei einer alten Lehrerin?«
    »Er kannte sich also nicht aus.«
    »Und?«
    »Stell dir vor, du wärst Philippe. Du bist total betrunken und geil. Also rennst du einem Mädchen hinterher.«
    »Aha …«
    »So, und jetzt verlierst du sie aber aus den Augen, weil da dieser Nebel ist. Dann kommst du an einen Wald. Was machst du?«
    »Ich gehe zurück.«
    »Ist er aber nicht. Also, was machst du, wenn du nicht umkehrst?«
    »Kannst du nicht einfach mal sagen, was du meinst?«
    »Du kommst an einen Wald, den du nicht kennst. Am Waldrand gibt es einen Weg. Ich würde nicht in den Wald gehen. Ich würde dem Weg folgen.«
    »Du meinst, er ist da unten am Waldrand weitergelaufen? Das wäre ja eine völlig falsche Richtung.«
    »Woher sollte Philippe das wissen? Der ist nicht in den Wald. Es war ja auch noch dunkel.«
    »Wir hatten Vollmond!«
    »Als wir am Tatort ankamen, war kein Vollmond.«
    »Es fing zwischen halb drei und drei an zu schneien. Ehe die Wolken mit dem Schnee kamen, hatten wir Vollmond, ich war mit dem Hund draußen!«
    »Jetzt mach doch mal mit, verdammt!«
    »Gut. Er nimmt also den Weg am Waldrand!«
    »Und als er feststellt, dass er in die falsche Richtung gelaufen ist, ist es zu spät. Er ist durcheinander, läuft in den Wald, macht schlapp, setzt sich an den Baum, schläft ein … Irgendwann kippt er um und liegt so da, wie wir ihn gefunden haben.«
    »Das hieße, er hat nichts mit der Tat zu tun.«
    »Ja.«
    »Aber Madame Darlan hat ausgesagt, dass er im Wald rumgegrölt hat. Wenn er so weit weg war …«
    »Am Anfang war er nicht so weit weg, am Ende auch nicht. Vielleicht hat er am Ende um Hilfe gerufen.«
    Marie Grenier guckt auf den Plan.
    »Vielleicht war es so, vielleicht nicht. Bist du jetzt zufrieden?«
    Conrey geht, Marie Grenier kehrt zu ihrem Computer zurück, versucht weiter zu recherchieren. Aber sie kann sich nicht konzentrieren. Nach einer Weile steht sie auf und geht zum Tisch zurück. Sie betrachtet den Plan und versucht, Conreys Theorie noch einmal nachzuvollziehen. Hat sich da richtig reingedacht! So was hätte sie Conrey nicht zugetraut. Der hat ihr, auf dem Jahresfest, als er betrunken war, von der Schule erzählt und von seinen Leistungen damals. Offenbar hält er sich für dümmer, als er ist. Grenier versteht das nicht so ganz. Eigentlich ist Conrey doch eher ein Aufschneider als jemand, der sich selbst klein macht.

    »Einen Cognac? Das Wetter ist schließlich ein guter Grund.«
    Die Begegnung mit Professor Galinski ist anders verlaufen, als der Kommissar sich das vorgestellt hatte. Auf dem Weg zum Krankenhaus war Roland Colberts Stimmung ziemlich am Boden gewesen. Alles war so zäh, die Informationen kamen so langsam. Lag das am Schnee? Oder daran, dass Fleurville in einer erzkatholischen Gegend lag? Dass er diesen Weg machen musste, hing doch nur mit der Geheimnistuerei der alten Krankenschwester zusammen. Daran, dass für sie Chefärzte höhere Wesen waren, die nicht gestört werden durften.
    Roland Colbert hatte also Vorbehalte, als er das Haus Zur Heiligen Mutter betrat. Doch dann war alles anders gekommen.
    »Nein danke. Keinen Cognac.«
    »Natürlich. Sie sind ja im Dienst.«
    Der Raum, in dem Professor Galinski residiert, ist nicht ganz so groß, wie der Kommissar angenommen hat, und die große Gehirnkoryphäe ist jünger. Höchstens fünfzig! Professor Galinski bleibt auch nicht sitzen wie ein Gott, er steht auf, weist auf eine kleine Sitzecke und kocht den Kaffee selbst.
    »Der König. Sie wollen wissen, wer das ist. Ich weiß es

Weitere Kostenlose Bücher