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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Gummistiefel.«
    »Einem Gummistiefel?«
    »Ganz genau. Nicht gerade das, was man anzieht, wenn man mit dem Bus
in die Stadt fährt, oder?«
    »Das stimmt. Wir sollten die Busfahrer fragen, ob sie sich an einen
Fahrgast mit Gummistiefeln erinnern. Und natürlich müssen wir mit dem Fahrer
reden, der gestern den letzten Bus nach Birkenkotten gefahren hat. Vielleicht
kann er sich an Sandra Hahnenkamp erinnern. Oder ihm ist etwas anderes
aufgefallen.«
    »Gut.« Gratczek machte sich eine Notiz. »Dann werde ich mal.« Er
wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns später.«
    Hambrock blickte ihm nach. Da gab es noch etwas anderes, das ihn
beschäftigte. Die ganze Zeit über wurde er das Gefühl nicht los, dass er
nochmals mit Dorothea Probst sprechen sollte. Eine Ahnung sagte ihm, dass sie
mehr über die Flucht ihres Sohnes wusste, als sie zugab.
    Nachdem Gratczek aus seinem Blickfeld verschwunden war, schlug er
den Notizblock auf, in den er ihre Nummer gekritzelt hatte. Dann zog er das
Telefon heran und begann zu wählen.
    Der kleine Gärtnereibetrieb lag versteckt am Waldrand. Den
Vorplatz schmückten freistehende Eichen, die Front des Gebäudes wurde von wild
rankendem Knöterich überwuchert. Erst auf den zweiten Blick sah man die
dahinterliegenden Treibhäuser.
    Dorothea Probst parkte unter einer der Eichen und stieg aus dem
Wagen. Sie wollte den Kranz für das Grab ihrer Mutter abholen, den sie in
Auftrag gegeben hatte. Als sie eintrat, ertönte ein Glockenspiel. Der
Verkaufsraum war vollgestopft mit Schnittblumen, auf Tischen und Fensterbänken
waren Dekorationsideen für die Adventszeit ausgestellt.
    Die Schiebetür, die den Raum vom Treibhaus trennte, ratterte zur
Seite, und Erwin Kentrup, ein kleiner dicker Mann mit apfelroten Wangen,
erschien auf der Schwelle. Der Gärtner hatte ein routiniert freundliches
Verkaufsgesicht aufgelegt, doch als er Dorothea Probst erkannte, gefror das
dazugehörige Lächeln ein wenig.
    »Hallo, Dorothea!« Er fand schnell zu seiner Professionalität
zurück. »Du kommst bestimmt wegen deines Kranzes. Ich habe ihn bereits gestern
fertiggestellt. Warte einen Moment, ich hole ihn.«
    Sie fragte sich, was hinter dieser kurzen Entgleisung stecken
konnte. Hatten die Leute bereits gehört, dass Martin ausgebrochen war? Hatten
sie Angst, dass er in Birkenkotten auftauchen könnte, weil sie hier wohnte?
    Erwin Kentrup kehrte zurück und legte einen prachtvollen Kranz auf
die Theke. Er hatte sich Mühe gegeben.
    »Es ist ein besonders schönes Exemplar geworden«, sagte er stolz.
»Ich habe dir ein paar Astern eingearbeitet. Die sind zwar noch nicht ganz
aufgeblüht, dafür halten sie länger. Wenn du willst, dass der Kranz lange schön
bleibt, gibst du am besten …«
    Dorothea Probst hörte nicht mehr zu. Im Treibhaus, das sie durchs
Fenster einsehen konnte, entdeckte sie Marlies Kentrup, die Ehefrau des
Gärtners, die mit einer Schere Rosenstöcke beschnitt. Ihre Blicke trafen sich,
dann wandte sich Marlies Kentrup ab und verschwand. Dorothea Probst hatte
jedoch den Ausdruck in ihren Augen erkannt. Hass und Ablehnung spiegelten sich
darin.
    Was ist hier nur los?, fragte sie sich.
    Sie zahlte, verabschiedete sich und ging zurück zum Wagen. Den Kranz
verstaute sie im Kofferraum, dann trat sie ein paar Schritte zurück und blickte
sich um. Es war niemand zu sehen.
    Mit schnellen Schritten überquerte sie die Straße. Auf der anderen
Seite stand die Kapelle des heiligen Christophorus, die von einer Familie aus
Heek vor über hundert Jahren errichtet worden war. Sie war umgeben von
knorrigen Eiben, dahinter lagen Wiesen und Felder. Außer der Gärtnerei war weit
und breit kein Haus zu sehen. Der Innenraum der Kapelle war nicht sehr groß,
aber für einige Tage, sagte sie sich, würde es schon reichen.
    Sie trat an die Tür, drückte die eiserne Klinke – und stockte. Die
Kapelle war verschlossen. Verdammt!, dachte sie. Das hätte ich wissen müssen.
Sie versuchte durch eines der Bleiglasfenster zu blicken, doch im Innern war es
zu dunkel, um etwas zu erkennen.
    Das laute Klingeln ihres Handys ließ sie zusammenfahren. Nachdem sie
sich mit einem Schulterblick überzeugt hatte, noch immer unbeobachtet zu sein,
zog sie das Telefon aus ihrer Jackentasche und nahm den Anruf entgegen.
    »Hier spricht Bernhard Hambrock. Der Kriminalkommissar, der Sie
gestern besucht hat. Sie erinnern sich an mich?«
    »Natürlich erinnere ich mich.« Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
»Was kann ich für Sie

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