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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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nicht, dass die Socken ihn überführen werden.«
    »Abhauen könnte er aber trotzdem. Ich verstehe dich nicht,
Hambrock.«
    »Wir haben nicht genug gegen ihn in der Hand.«
    »Na und? Was macht das schon? Holen wir ihn her und setzen Heike auf
ihn an. Sie wird ihn schon zum Reden bringen.«
    »Nein. Wir warten bis morgen.«
    Hambrock hatte das unbestimmte Gefühl, dass Christoph Ortmann ihnen
nützlicher sein würde, wenn sie ihn vorerst auf freiem Fuß ließen. Momentan
mochte alles darauf hindeuten, dass er und Tilmann Feth den Mord an Sandra
Hahnenkamp gemeinschaftlich begangen hatten, um sich an ihr zu rächen. Trotzdem
glaubte er, dass dies nicht die ganze Wahrheit war.
    »Und was wirst du tun, bis der Durchsuchungsbeschluss da ist?«,
wollte Gratczek wissen.
    »Ich werde heute Abend auf eine Schneeparty gehen. Morgen früh rufe
ich dich an. Vielleicht haben wir dann ja bereits den Durchsuchungsbeschluss
und können loslegen.«
    Doch er hatte seinen Kollegen nicht überzeugt.
    »Du bist der Boss«, sagte Gratczek kühl, bevor er sich
verabschiedete und auflegte.
    Hambrock stellte das Radio ab. Wie es aussah, würde sich die Lage
morgen normalisieren. Dann würden sie nicht nur Ortmann verhaften, sondern auch
die Jagd auf Martin Probst wieder aufnehmen können.
    Er verließ die Scheune. Draußen blieb er im Schnee stehen und
blickte zum Hof von Lütke-Brüning. Bertolt hatte den Traktor zwischen die
Gebäude gestellt, die Scheinwerfer tauchten alles in ein grelles Licht.
Gestalten liefen umher, ihre Silhouetten bewegten sich wie Schattenrisse. Sie
rollten Bierfässer in den Partyraum, trugen eine Zapfanlage hinein und einen
Ghettoblaster.
    Klara hatte erzählt, dass Bertolt eine Autobatterie für die
Musikanlage besorgt hatte. Dazu einen Berg von Kerzen und einen Heizstrahler,
der normalerweise dazu diente, das Korn im Speicher zu trocknen. Für den
Partyraum war an alles gedacht.
    Die älteren Herrschaften würden sich derweil in der Bauernhausdiele
um das wärmende Herdfeuer setzen. Auch Hambrock und Ingeborg wollten der
Einladung folgen. Zumindest hatten sie das ursprünglich geplant. Das war jedoch
vor dieser seltsamen Situation in der Wachküche gewesen. Seitdem waren sie sich
aus dem Weg gegangen. Hambrock beschäftigte sich mit seinem Mordfall, Ingeborg
räumte das Haus auf, und wenn sie sich zufällig im Flur oder in der Diele
trafen, sahen sie verlegen zu Boden und gingen in entgegengesetzten Richtungen
davon.
    Hambrock fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Als er vor dem
Kälteeinbruch hierher gefahren war, hatte es ihm Spaß gemacht, ein wenig zu
flirten. Doch es war inzwischen mehr als ein harmloser Flirt, zumindest fühlte
es sich so an.
    Was immer es ist, du musst damit aufhören!, sagte er sich. Sonst
wirst du Elli nicht mehr unter die Augen treten können. Er hatte vor einer
Stunde vergebens versucht, sie anzurufen. Sie war nicht zu Hause gewesen, und
im Büro in der Universität hatte er sie auch nicht erreicht. Lediglich eine
Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte er hinterlassen. Es war wohl das
Beste, gleich morgen früh zurück nach Münster zu fahren.
    In der Tenne bellte der Hund. Ingeborg hatte ihn dort angekettet,
bevor Hambrock das Haus verlassen hatte. Mit Beruhigungsformeln schlich er nun
an dem Schäferhundmischling vorbei, doch der wurde mit jedem Wort nur noch
wütender. Eilig rettete sich Hambrock ins Haus.
    Er fand Ingeborg in der Küche. Sie hockte in einer dicken
Daunenjacke am Tisch und schälte lustlos Kartoffeln. Bei Lütke-Brüning sollte
es Bratkartoffeln geben, und Ingeborg hatte dem alten Bauern versprochen, alles
dafür vorzubereiten.
    Als Hambrock eintrat, blickte sie auf, und sofort war wieder diese
Unsicherheit zwischen ihnen zu spüren.
    »Und?«, fragte sie. »Hast du etwas Neues erfahren?«
    »Die Wetterlage soll sich langsam beruhigen. Morgen werden wohl auch
hier Feuerwehr und Räumfahrzeuge auftauchen.«
    Sie wandte sich wieder ihren Kartoffeln zu. »Das ist gut.«
    Hambrock räusperte sich. »Wenn es so weit ist, werde ich zurück nach
Münster fahren. Aber keine Angst, es werden genügend Einsatzkräfte in der
Gegend sein, die auf euch aufpassen.«
    Sie nickte. »Ich werde es Klara erklären.«
    Unschlüssig stand er am Küchentisch. Es wäre vielleicht besser, wenn
er jetzt schwieg. Trotzdem wollte er noch etwas loswerden.
    »Was diese Sache heute Nachmittag betrifft … Ich wollte nie den Eindruck erwecken …«
    Die Küchentür schlug auf. Klara und

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