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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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zu reden. Vorsichtshalber wollten wir so tun,
als würden wir uns nicht kennen. Die Polizei sollte nicht auf die Idee kommen,
dass wir befreundet sind.«
    Hambrock schüttelte den Kopf. »Haben Sie wirklich gedacht, dass wir
so dumm sind?«
    »Nein. Aber ich dachte, dass Sandras wahrer Mörder gefasst sein
würde, bevor Sie dahinterkommen.« Er sah Hambrock an, als überlegte er, ob er
ein weiteres Geständnis machen sollte. Dann seufzte er: »Ach, was soll’s, Sie
werden es eh herausfinden. Da ist nämlich noch etwas.«
    Hambrock hob eine Augenbraue. »Ich höre.«
    »Es hat sich hier längst herumgesprochen, dass Sie Hautpartikel
unter Sandras Fingernägeln sichergestellt haben. Sie werden bald wissen, zu wem
diese Spuren gehören. Spätestens, wenn Sie Ihre DNA-Analyse haben. Sie gehören nämlich Tilmann. Als er
Sandra am Nachmittag besucht hat, ist bei ihm für einen Moment die Sicherung
durchgebrannt. Er hat sie gepackt und geschüttelt. Da hat sie ihn gekratzt und
ihm eine gescheuert. Ich weiß selbst, wie sich das anhört. Aber diese Spuren
sind nun mal da, und das ist ihre Erklärung.«
    Hambrock bedachte ihn mit einem langen Blick. »Selbst wenn ich
glauben würde, was Sie da erzählen, bleibt die Frage: Wie wollen Sie sicher
sein, dass Ihr Freund Tilmann den Mord nicht begangen hat? Er könnte Sie
hereingelegt haben.«
    »Nein, niemals. Dafür ist er nicht der Typ.«
    Hambrock zog die Stirn in Falten.
    »Ich bin mir ganz sicher«, sagte Christoph Ortmann eindringlich. »Zu
hundert Prozent.«
    Seine Entschlossenheit machte Hambrock neugierig. »Wie können Sie
das sein?«
    »Tilmann hätte es mir gesagt, wenn er Sandra ermordet hätte. Und
zwar aus einem ganz einfachen Grund. Er hätte gewusst, dass ich ihm dabei
helfe, die Sache zu vertuschen und die Leiche zu entsorgen. Umgekehrt wäre es
genauso gewesen.«
    Hambrock war sprachlos. Glaubte der wirklich, mit solchen Statements
seine Unschuld bekräftigen zu können? Am Ende noch vor Gericht?
    »Wieso erzählen Sie mir das erst jetzt?«, fragte er.
    Ortmann zuckte gleichmütig mit den Achseln. Er wirkte jetzt völlig
gefasst.
    »Sie kommen ohnehin dahinter. Mir ist klar geworden, dass sich das
nicht mehr aufhalten lässt. Also kann ich Ihnen auch einfach alles sagen, was
ich weiß. Machen Sie damit, was Sie wollen. Tilmann und ich sind unschuldig.
Glauben Sie’s oder lassen Sie es bleiben.«
    »Ich werde Sie festnehmen müssen. Es wird niemanden geben, der Ihnen
diese Geschichte glaubt. Kein Polizist und kein Richter.«
    Ortmann nickte. Wie zu sich selbst sagte er: »Es wäre nicht anders
gewesen, wenn wir die Polizei gleich am Tatabend geholt hätten.« Er suchte
Hambrocks Blick. »Es ist Ihre Sache, mir zu glauben oder nicht. Doch eines
sollten Sie bedenken. Für den Fall, dass ich Sie nicht belüge, heißt es: Es
muss jemand anders da draußen gewesen sein.«
    Hambrock hatte genug gehört. Er rief einen Streifenwagen. Es dauerte
eine knappe halbe Stunde, bis die Kollegen aus Stadtlohn eintrafen. Sie hielten
abseits des Hofs, da Hambrock mit Ortmanns Festnahme keine Aufmerksamkeit
erregen wollte, und er übergab ihnen dort den jungen Mann.
    »Nehmen Sie ihn in Gewahrsam«, sagte er zu den Streifenbeamten.
»Verständigen Sie meine Kollegen in Münster. Wir werden ihn morgen früh
vernehmen.«
    »Kommen Sie denn nicht mit?«, fragte der Streifenbeamte.
    »Nein. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
    Ein Gefühl sagte ihm, dass Christoph Ortmann die Wahrheit sagte. Sie
waren in eine falsche Richtung gelenkt worden. »Es muss jemand anders da
draußen gewesen sein«, hatte Ortmann gesagt. Solange er nicht wusste, um wen es
sich handelte, konnte er Birkenkotten nicht verlassen.
    Der Hof der Lütke-Brünings war jetzt ganz nah. Er lag auf
der anderen Straßenseite, hinter einer Böschung. Martin Probst konnte den
Fackelweg erkennen und das Flackern des Herdfeuers hinter den Fenstern der
Bauernhausdiele.
    Er hatte sein Ziel erreicht. Alles andere spielte keine Rolle mehr.
    Es war ihm egal, was danach passieren würde. Er wollte nur noch
Rache. Diese Schlampe sollte dafür bezahlen. Er würde ihr dieses wehleidige
Getue schon austreiben.
    Wenn ihn die Polizei erst geschnappt hatte, käme er für den Rest
seines Lebens hinter Gitter. Was spielte es also noch für eine Rolle?
    Er würde sich Klara noch einmal vornehmen, sollten sie ihn danach
doch wegsperren, bis er verschimmelte. Diese eine Genugtuung würde ihm keiner nehmen
können.
    Das Bild seiner Mutter

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