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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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platziert, dass sie die Tür und auch Elisabeth Ferstens gesamtes Zimmer im Blick hatten. Die Bilder wurden auf direktem Weg sowohl zu Verhoeven und Bredeney als auch in eine mobile Einsatzzentrale übertragen, in der Werneuchen mit zwei Technikern wartete. Kurzum: Der Aufwand war enorm. Und wenn Söhnlein nicht sofort, das heißt noch heute Nacht, aktiv wurde, war die Sache gegessen. Eine weitere Nacht, das wusste Winnie, würde sie nicht kriegen.
    Und wer sagt, dass er sofort handelt?,
hörte sie Hinnrichs fragen.
Vielleicht stößt er Ihren sogenannten Lockvogel erst in drei Tagen irgendeine verdammte Kellertreppe runter…
    Sie schluckte und tastete nach dem Mikro an ihrem Revers. »Hey, da draußen, könnt ihr mich hören?«
    »Jedes Wort«, drang Bredeneys vertraute Stimme aus dem Knopf in ihrem Ohr.
    »Und was ist mit Bildern?«
    »Die Kameras funktionieren bestens. Wir haben alles im Blick.«
    »Okay«, sagte Winnie. »Dann verschwinde ich jetzt zu meiner Übergabe.«
    »Alles klar.«
    »Bis dann.«
    Sie hatten ausgemacht, dass Elisabeth Fersten erst in ihr Zimmer zurückkehren würde, nachdem die Übergabe der Spät- an die Nachtschicht stattgefunden hatte. Kurz danach würden sich Winnie und ihre Kollegen auf ihre abendlichen Rundgänge machen. Wie schon in der Nacht zuvor hatte sie gemeinsam mit Jörg Thalau und Nicole Freytag Dienst, was ihr sehr zupasskam. Nicole hatte sie ohnehin vom ersten Tag an ignoriert und zog ohne Rücksicht auf Verluste ihr Ding durch. Und auch Thalau schien froh zu sein, wenn er sich nicht weiter um die Praktikantin kümmern musste. Trotzdem hatte Irén Theunes auf Hinnrichs’ Betreiben hin vorsichtshalber angeordnet, dass die Pflegehelferpraktikantin Winifred Heller regelmäßig nach einer ängstlichen Patientin eine Etage höher sehen und notfalls an deren Bett sitzen bleiben solle, sodass keiner der beiden anderen gleich Verdacht schöpfte, wenn sie im Laufe der Nacht mal für längere Zeit von der Bildfläche verschwand.
    So gesehen war alles gut vorbereitet.
    Trotzdem hatte Winnie ein entschieden ungutes Gefühl, als sie die Tür ihres Spinds zuknallte. Sie überprüfte Ladung und Sitz ihrer Dienstwaffe und anschließend auch noch einmal ihre Verkabelung, den praktisch unsichtbaren Knopf in ihrem linken Ohr und das Mikrophon unter ihrem T-Shirt. Dann machte sie sich auf den Weg ins Schwesternzimmer, um sich von der Spätschicht über den aktuellen Stand informieren zu lassen.
    10
    »Da ist sie«, sagte Verhoeven und meinte ihren Lockvogel, der in diesem Augenblick vom Abendessen zurückkehrte. Die Bilder auf dem Monitor waren ein wenig zu körnig, aber trotzdem gut zu erkennen. Bredeney und Verhoeven verfolgten gebannt, wie Elisabeth Fersten die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss, ihren Rollator in die dafür vorgesehene Ecke schob und anschließend im angrenzenden Badezimmer verschwand.
    »Irgendwie ist mir ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass wir da drin keine Kamera haben«, murmelte Bredeney. »Wenn sie dort ist, und jemand käme zur Tür herein …« Er ließ den Satz offen und sah Verhoeven an.
    »Sie hat ein Recht auf Privatsphäre.«
    »Aber sie hat auch ein Recht auf Schutz, oder nicht?«
    »Wir haben die Zimmertür im Blick«, sagte Verhoeven anstelle einer Antwort. »Wer auch immer ins Bad wollte, müsste erst mal da durch.«
    »Ja«, nickte Bredeney. »Das schon …«
    »Aber?«
    »Ach, ich weiß nicht.«
    Verhoeven sagte nichts.
    Über das Mikrophon an Winnies Revers waren sie Zeuge gewesen, wie ihre Kollegin der alten Dame alles genauestens erklärt hatte. Sie hatten Elisabeth Ferstens kluge Antworten gehört und sie für ihren Mut bewundert. Nun konnten sie nichts weiter tun, als die alte Dame im Auge zu behalten und zu warten.
    Verhoeven blickte aus dem Seitenfenster in die Dunkelheit hinaus. Der Eingang des Friedhofs war in Sichtweite. Genau wie die Bushaltestelle. Endstation Kitzelberg. Auf der anderen Seite der Straße war nichts als Wald. In den vergangenen Stunden war es wieder wärmer geworden. Vom Schnee der letzten Tage waren nur noch ein paar matschige Reste zu sehen. Der Wagen verfügte über eine Standheizung. Bredeney hatte die Fenster einen Spaltbreit heruntergedreht, damit sie nicht umkamen vor Hitze. Die würzige Waldluft, die der leichte Westwind zu ihnen hereintrug, roch nach offener Erde und so gesehen fast ein bisschen nach Frühling.
    Das plötzliche Knacken des Funkgeräts riss ein Loch die Stille, die sich zwischen den

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