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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Pathologin räusperte sich. »Mit einem Trichter höchstwahrscheinlich. Oder einem anderen geeigneten Gerät.«
    Winnie dachte an die eingerissenen Mundwinkel des Toten. Und an die Spuren von Erbrochenem neben der Leiche.
    »Im Dreißigjährigen Krieg gab es eine Foltermethode, die Schwedentrunk genannt wurde«, fuhr Dr. Gutzkow am anderen Ende der Leitung fort. »Dabei wurde dem Delinquenten eine größere Menge Wasser eingeflößt, zum Teil mit Kot, Urin oder Schmutzwasser versetzt.«
    Verhoeven verzog angewidert das Gesicht. »Das würde das Erbrochene neben der Leiche erklären.«
    »Genau wie die massiven Verletzungen seines Rachenraums«, ergänzte Dr. Gutzkow grimmig.
    »Aber in Ackermanns Fall war es reines Wasser, das zum Tode führte?«, hakte Verhoeven noch einmal nach.
    »Ja, ordinäres deutsches Grundwasser.«
    »Und wo hatte der Mörder das her?«
    »Ich habe mich schon mit der Spurensicherung kurzgeschlossen«, erklärte die Pathologin. »Es gibt auf diesem Friedhof zwei Stationen, an denen die Besucher sich Wasser zum Blumengießen holen können.« Sie holte Luft. »Normalerweise legt die Friedhofsverwaltung die Anlage in den Wintermonaten still, damit die Leitungen nicht einfrieren. Aber …«
    »… nicht in diesem Jahr«, beendete Verhoeven den Satz für sie.
    »So ist es.«
    »Gibt es irgendeinen sachlichen Grund für dieses Versäumnis?«
    »Das ist
Ihr
Job«, versetzte Dr. Gutzkow. »Ich kann nur weitergeben, was die Kollegen von der Spurensicherung sagen. Und die behaupten, dass das Wasser läuft.«
    Winnie Heller dachte an die kaputte Gießkanne, die sie im Müll entdeckt hatten, und wies ihren Vorgesetzten darauf hin.
    »Sie haben recht.« Verhoeven rieb sich die Stirn. »Jensen und seine Leute sollen so schnell wie möglich sämtliche Gießkannen sicherstellen und untersuchen«, wandte er sich an Bredeney, der bereits ein Handy am Ohr hatte. »Ganz besonders die kaputte aus dem Grünschnittbehälter.«
    »Geht klar.«
    Winnie blickte zum Fenster hinüber, das dick beschlagen war. »Sie sprachen davon, dass dieser Schwedentrunk im Mittelalter zur Folter eingesetzt wurde«, griff sie eine vorangegangene Bemerkung der Pathologin wieder auf.
    »Ja. Abgesehen von dem Ekel, den Sie zweifellos bei Ihrem Opfer erregen, lösen Sie auch massive Erstickungsängste aus. Von heftigen Magen- und Bauchschmerzen gar nicht zu reden.« Sie machte eine kurze Pause, bevor sie zögerlich hinzufügte: »Trotzdem fällt der Schwedentrunk eher in den Bereich der sogenannten Weißen Folter, also solcher Methoden, die in ihren unmittelbaren Auswirkungen mehr oder weniger unsichtbar bleiben und die dennoch verheerende psychische Schäden bei den Opfern anrichten.«
    »So wie das vieldiskutierte Waterboarding in Guantanamo«, sagte Verhoeven.
    »Richtig«, knurrte Dr. Gutzkow, der das Thema spürbar zuwider war. »Hier wie dort steht das simulierte Ertrinken beziehungsweise Ersticken im Vordergrund.«
    »Aber es sind an diesem Schwedentrunk auch Leute gestorben?«, insistierte Winnie.
    »Klar. Hin und wieder.«
    Verhoeven seufzte. »Und was heißt das jetzt für uns?«
    »Dass Sie es höchstwahrscheinlich mit zwei Tätern zu tun haben«, entgegnete Dr. Gutzkow, von einer Sekunde auf die andere wieder überwältigend pragmatisch. »Einer, der ihn festgehalten hat. Und ein weiterer für den Rest. Mindestens.« Sie raschelte mit Papier. Offenbar sah sie etwas nach. »Ihr Opfer war zwar nur eins neunundsiebzig groß, aber nicht gerade unsportlich«, meldete sie sich gleich darauf ein wenig atemlos zurück. »Was bedeutet, dass auf jeden Fall ein gewisser Kraftaufwand vonnöten war, um ihn entsprechend zu fixieren.«
    »Wissen Sie zufällig, ob eins von Ackermanns Opfern auf ähnliche Art und Weise getötet wurde?«, sagte Winnie, einer spontanen Eingebung folgend.
    Dr. Gutzkow schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Sie haben recht«, sagte sie. »Diese Art der Tötung ist bei Todesengeln und anderen sadistisch veranlagten Psychopathen, die sich an pflegebedürftigen Opfern vergreifen, tatsächlich schon des Öfteren vorgekommen. Wird von den Tätern übrigens euphemistisch als Mundpflege bezeichnet.«
    Oskar Bredeney, der Verhoeven gegenübersaß, griff sich automatisch an die Kehle, während Winnie zunehmend ungeduldig mit ihrem Kugelschreiber klickte. »Aber Ackermann hat diese Methode nicht angewendet?«, drängte sie.
    »Nein«, antwortete Dr. Gutzkow, und auch Stefan Werneuchen, einer der jüngeren Beamten im KK 11 ,

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